Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)
durch. In zwei Tagen würde sie im Flugzeug sitzen, dann wäre es sowieso vorbei mit ihr und diesem selbstverliebten Typen. Warum also nicht gleich jetzt?
»Weißt du was, Alan? Ich kapiere es tatsächlich nicht, und es sieht auch nicht danach aus, als wolltest du es mir erklären.« Alan stoppte die Schale in ihrer Bewegung und schaute kurz auf. Er sah verletzt aus, aber das war sie auch. Sie wartete noch einen Moment, dann schulterte sie ihren Rucksack und ging. Sie hielt sich gerade und hob das Kinn. Gott sei Dank, sie war ihm zuvorgekommen!
Debra hatte dank ihrer Freundin aus dem Reisebüro tatsächlich noch kurzfristig einen Flug nach Cairns ergattern können. Sie war um kurz nach elf gelandet und machte einen tatendurstigen Eindruck, als Natascha sie abholte. Debra checkte ebenfalls im Tropical ein. Von dort schlenderten sie die Esplanade entlang bis zum Pier, wo sie Mittag essen wollten. Debra war offenbar in Urlaubsstimmung und orderte eine Flasche Sauvignon Blanc, die die Bedienung in einem Kühler voll Eis zwischen ihnen plazierte. Debra atmete wohlig aus und ließ den Blick über den sonnenbeschienenen Jachthafen schweifen.
»So gerne ich Adelaide mag, mit den Tropen kann meine hübsche Stadt im Süden dann doch nicht mithalten. Es ist herrlich!«, schwärmte sie. Offensichtlich bereitete ihr die Hitze keine Probleme, während Natascha wieder mal das Gefühl hatte, ihr Hirn sei schon ganz weich gekocht. Debra, die ein luftiges, buntbedrucktes Sommerkleid trug, hob ihr Glas und stieß mit Natascha an.
»Auf Sie, meine Liebe! Ohne Sie und Ihre Suche wäre ich jetzt nicht hier.« Die beschlagenen Gläser klirrten, und das Kondenswasser lief Natascha am Handgelenk herunter und tropfte auf ihr T-Shirt. Sie blickten einen Augenblick schweigend auf die großen und kleineren Jachten, die sanft in der Mole des Hafens schaukelten und hinter denen die grünen Hügel einer langgestreckten Landzunge das Meer einrahmten. Dann bestellten beide Frauen den Fisch des Tages, Barramundi aus der Pfanne mit sommerlichem Gemüse. Debra klappte die Karte zu und gab sie der Bedienung zurück.
»Nun aber zu Ihnen«, wandte sie sich wieder an Natascha. »Verzeihen Sie mir, wenn ich das so rundheraus sage, aber Sie sehen recht mitgenommen aus. Stimmt etwas nicht?« Natascha fuhr sich unwillkürlich mit den Fingern unter den Augen entlang, bestimmt hatte die fast schlaflose Nacht Spuren hinterlassen. Sie zwang sich zu einem Lächeln und schüttelte den Kopf.
»Mir fehlt nichts, danke. Ich hab nur schlecht geschlafen, das ist alles.« Sie drehte den Stiel ihres Glases zwischen Daumen und Zeigefinger und sah ihrer Hand dabei zu. Debra nickte verständnisvoll.
»Verstehe. Das tut mir leid, Sie sollten Ihren letzten Tag doch noch richtig genießen können, bevor Sie in die Kälte zurückfliegen.« Plötzlich legte sie ihre Hand auf Nataschas Oberarm. »Dass Sie so miserabel geschlafen haben, hängt aber nicht etwa mit Ihrer Begleitung zusammen, oder etwa doch? Wo ist die denn überhaupt abgeblieben? Ich wollte mich übrigens noch für meinen Überfall entschuldigen. Sehr selbstsüchtig, ich weiß, aber ich musste Sie einfach noch mal sehen.« Natascha rieb sich über die müden Augen, schüttelte dann den Kopf.
»Schon gut«, winkte sie ab. »Mit meiner Begleitung hat es sich ohnehin erledigt.« Debra runzelte die Stirn.
»Handelt es sich dabei um den jungen Mann, mit dem Sie in Südaustralien telefoniert haben?« Natascha bejahte mit einer Kopfbewegung, und ein leichtes Zittern umspielte ihre Mundwinkel.
»Aber das ist vorbei.« Sie überlegte, wie viel sie Debra anvertrauen wollte, dann stieß sie einen leisen Seufzer aus. »Wir hatten gestern einen Streit. Seitdem haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, und wie Sie wissen, fliege ich morgen nach Hause.« Sie zuckte mit den Schultern. Debra schaute sie fragend an, sagte aber nichts. Natascha nippte an ihrem Weißwein, hielt sich dann mit beiden Händen am Glas fest.
»Wenigstens hab ich jetzt mehr Zeit für Sie. Was war denn so wichtig, dass Sie es mir unbedingt persönlich mitteilen wollten?« Ihr Daumen zeichnete eine Linie auf dem Glas, während sie Debra anschaute.
»Also gut. Ich warne Sie jedoch lieber vor, denn was ich Ihnen zu erzählen habe, könnte Sie verstören.« Debra stellte ihr Glas ab und beugte sich verschwörerisch über den Tisch. »Ich habe etwas über die Vorbesitzer von Meena Creek in Erfahrung gebracht. Katharina Jakobsen und ihr Mann Matthias
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