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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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diesen Vater jemals ausfindig zu machen.« Natascha fuhr sich mit der Zunge über die Lippe. Sie dachte über Debras Worte nach, denen ihr Verstand zustimmte. Doch insgeheim hoffte sie, dass Helen, so gründlich sie auch gewesen sein mochte, eine Kleinigkeit übersehen hatte, eine Winzigkeit, die am Ende doch noch verraten würde, wer der Vater von Maria gewesen war. Diese Hoffnung war natürlich reichlich irrational, das war Natascha schon bewusst, doch manchmal, das wusste sie aus ihrem Beruf, brauchte man nur dieses kleine Quentchen Glück, und plötzlich fügten sich all die verstreuten Teilchen einer bis dahin völlig verfahrenen Recherche zusammen.
    Debra gab ihr die Briefe zurück und zog nun ihrerseits aus ihrer geräumigen Handtasche ein Päckchen hervor, das dick in Plastikfolie eingewickelt war.
    »Das Rechnungsbuch. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit habe ich es sicherheitshalber gründlich verpackt. Es steht Ihnen natürlich frei, es hier schon zu öffnen, aber wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, wickeln Sie es besser erst in Deutschland aus. Wie gesagt: Es enthält keine weiteren Enthüllungen, es ist nur eine Erinnerung an Ihre Urgroßmutter.«
    »Dürfen Sie mir das denn so einfach überlassen? Was sagt denn Ihre Society dazu?«
    Debra machte eine verächtliche Handbewegung.
    »Ach, Gott. Diese verstaubten Bücher füllen ganze Regalmeter. Wenn da mal eins fehlt, vermisst das so schnell niemand. Aber seien Sie unbesorgt, ich handle mit dem Einverständnis des Klubs, und außerdem habe ich ein Faksimile anfertigen lassen.« Debra tätschelte ihr liebevoll die Hand. »Sie können es also ganz beruhigt nach Deutschland entführen.«

    Den Nachmittag wollten sie auf Debras Anregung hin im Shipwreck Museum verbringen, wo auch einiges Treibgut, das vom Untergang der Yongala stammte, ausgestellt sein sollte. Sie brauchten eine Weile, um das schlichte Gebäude zu finden, denn auch Debra hatte nicht geahnt, wie übersichtlich die Ausmaße des Museums waren. Sie entdeckten es schließlich in einer Art Scheune, am anderen Ende des Anlegers für die großen Passagierschiffe. Natascha und Debra tauschten beim Anblick des weißgestrichenen Holzbaus enttäuschte Blicke aus, lösten aber dennoch eine Eintrittskarte. Auf ihre Nachfrage hin, ob sie das Gebäude vielleicht verwechselt hätten und es noch ein anderes Museum dieser Art gäbe, ernteten sie eine spitze Bemerkung des verhutzelten Männleins am Eingang. Ben’s Shipwreck Museum sei das Einzige seiner Art. Und wenn sie sich für die Yongala interessierten, könnten sie froh sein, dass es in Cairns überhaupt noch etwas zu besichtigen gäbe, da die Ausstellungsstücke demnächst zum hundertsten Jubiläum des Schiffsunglücks ins Maritime Museum nach Townsville verfrachtet würden.
    »Natürlich!«, rief Debra aus und wandte sich aufgeregt Natascha zu. »2011 ist es hundert Jahre her, dass die Yongala gesunken ist. Das Jubiläum werden sie in Townsville sicherlich groß begehen. Das Wrack ist ja so etwas wie unsere australische Titanic. «
    Sie gingen hinein. Die drei alten Ventilatoren an der hohen Decke verquirlten die heiße Luft geräuschvoll, ohne dass sich dadurch ein kühlender Effekt einstellen wollte. Das frühe Nachmittagslicht fiel durch die Fenster der Dachschräge und zeichnete einen langen Schatten auf den Holzboden. Sie fanden gleich die Ecke mit den Ausstellungsstücken der Yongala. Ein paar verrostete Schrauben und Winden, zerbrochenes Porzellan, altes Besteck und vergammelte Zuckersäcke – nichts, was ihr Interesse sonderlich zu fesseln vermochte. Die Frauen wanderten weiter zu einem Glaskasten, in dem eine alte Reisetruhe ausgestellt war, an der die Elemente und die Zeit genagt hatten. Jemand hatte offenbar den halbherzigen Versuch unternommen, mit einem Strandszenario einen dramatischen Effekt zu erzielen, und hatte ein wenig Sand um das Ausstellungsstück herum verstreut. Mittendrin lag ein schwarzes Buch, das Lesezeichen in den aufgeschlagenen Seiten. Natascha ging näher heran, doch was immer auf den gewellten Seiten einmal gestanden haben mochte, es war nicht mehr zu erkennen. Die Tinte war zerlaufen, und wo man vielleicht mit gutem Willen noch einzelne Buchstaben hätte ausmachen können, war die Schrift verblasst. Neben dem schwarzen Notizbuch lag ein Tüchlein, darauf ein Ohrring. Der Deckel der Zedernkiste stand einen Spalt weit offen, und man hatte ein altmodisches Kleid so drapiert, dass es größtenteils aus dem Inneren

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