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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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aufzuschließen.
    »Warte doch! Wie kann das denn sein? Warrun hat doch gesagt, es sei nicht weit. Nur über den Fluss, gleich hinter dem großen Stein.« Außer Atem hielt sie ihn am Arm fest, damit er endlich stehen blieb. Parri hob gleichmütig die Schultern.
    »Es stimmt, was Warrun sagt. Morgen gehen wir an einer seichten Stelle über den Fluss und laufen dann den Tag über in Richtung Wüste. Am Morgen darauf schon sehen wir den großen Stein, und dann sind es nur noch drei Stunden Fußmarsch.« Als hätte er damit ihre Fragen erschöpfend beantwortet, setzte er den Weg fort und schien sich nicht weiter um Helenes Tiraden zu kümmern. Nach einer Weile hatte sie sich mit ihrer lauten Schimpfrede selbst erschöpft und ließ sich schließlich ermüdet auf den Boden plumpsen.
    »Mach doch, was du willst. Ich geh heute jedenfalls keinen einzigen Schritt mehr.« Parri schaute prüfend in den Sonnenuntergang und nickte.
    »Gut.« Nach einer Weile riss er wortlos die wie in Fetzen hängende Borke eines hohen Eukalyptus in Streifen ab und hängte sie über ein einfaches Gerüst aus Zweigen, das er zuvor errichtet hatte, zu einer Art Giebel. Dann zauberte er aus seinem Beutel eine dünne Felldecke hervor und breitete sie unter dem simplen Zelt aus. Als er damit fertig war, sagte ihr sein Blick, dass sie reinkriechen sollte. Wortlos wickelte sie sich in das Fell, das erstaunlich weich und warm war, und schlief ein, noch bevor sie Parri weitere Fragen hätte stellen können.

    Helene war erleichtert, als sie endlich Amarina sah. Der Rock, den sie trug, war der einzige, den sie bei sich hatte, und er starrte mittlerweile vor Dreck; ihre Bluse war am Ärmel von einem Strauch zerrissen und stank wahrscheinlich wie ihre Besitzerin zum Himmel. Doch das war Helene immer noch lieber gewesen, als in der Gegenwart von Parri nackt in einem kalten Fluss zu baden, deshalb hatte sie sich am Morgen mit einer Katzenwäsche begnügt.
    Außerdem war sie schrecklich hungrig. Der Rest des Picknicks, das ihr die Freundinnen gepackt hatten, reichte noch als Frühstück nach der ersten Nacht. Ab dann war es an Parri, für sie zu sorgen, und er tat dies, indem er am Weg allerlei Beeren und Früchte sammelte und pflückte, von denen Helene die meisten nicht kannte. Trotz Parris Ermunterung blieb sie vorsichtig und probierte nur winzige Stückchen vom Bushtucker, wie es Parri nannte, der Buschnahrung der Aborigines. Ehe sie sich am Ende noch vergiftete, hielt sie sich lieber an das, was sie kannte. Parri hatte darauf bestanden, weiterhin ihren Ameisenbiss mit dem Saft der schönen Blume zu behandeln. Nach dem zweiten strammen Tagesmarsch war ihr diese kühlende Linderung sehr willkommen, und sie vergaß darüber ganz, dass es sich für eine junge Dame nicht ziemte, den Rock vor einem Fremden zu lüpfen – und schon gleich gar nicht vor einem Wilden.

    Amarina hatte durch ihre große Sippe schon von Helenes erstem Gespräch mit Warrun erfahren und damit gerechnet, dass die hartnäckige weiße Frau irgendwann bei ihr auftauchen würde. Eine Traube von Kindern umstand die beiden Frauen nun, als sie sich umarmten. Einige der Kinder berührten Helene am Arm und zupften sie am Rock.
    »Du nicht böse sein, Kinder hier noch nie gesehen weiße Frau.« Amarina verscheuchte die Kleinen und führte die ungleiche Freundin zur Feuerstelle in der Mitte des Lagers, wo sie sie den Stammesälteren vorstellte, die viel nickten und Helene in ihrer Sprache anredeten. Helene lächelte und nickte zurück. Dann stocherte Amarina mit einem Stock im Feuer und förderte unter der glühenden Kohle einen in Blätter eingewickelten Fisch zutage. Sie wies Helene an, sich hinzusetzen, und legte das geöffnete Päckchen vor ihr auf die Erde. Helene sah, wie die anderen aßen, und tat es ihnen gleich. Sie hatte noch nie Fisch mit den Fingern gegessen, doch diese Methode erwies sich als außerordentlich praktisch, weil sie dadurch jede Gräte fühlen konnte. Nie hatte ihr ein Fisch besser geschmeckt, auch wenn sie höllisch aufpassen musste, sich nicht die Finger zu verbrennen.
    Nach dem Essen führte Amarina sie zu einem Baum am See, und sie setzten sich in seinen Schatten.
    »Wie geht es dir?«, fragte Helene, doch Amarina wandte den Blick ab. Helene legte ihr die Hand auf den Arm. »Ich habe mir Sorgen um dich und Cardinia gemacht. Deshalb bin ich hergekommen – um mit eigenen Augen zu sehen, dass alles in Ordnung ist.« Amarina nickte. »Ich habe dich vermisst«, setzte

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