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Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition)

Titel: Der geheimnisvolle Garten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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wollte. Als sie die bunten Kugeln endlich eingesammelt hatte, langte sie automatisch nach der Stoffpuppe und wollte sie schon zu den anderen Sachen in die Kiste legen, als sie innehielt. Es war die alte Puppe mit den losen Fäden, die schon Helene als Kind von ihrer Mutter bekommen hatte. Nellie hatte sie heiß geliebt und konnte ohne sie nicht einschlafen. Helene drückte das schmutzige Ding an ihr Herz, und ein langgezogener Laut wie von einem Tier entrang sich ihrer Brust. Noch immer auf den Knien, warf sie ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Oh, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Nach einer Weile wurde der Klagelaut zu einem Wimmern. Irgendwann ließ sie sich zur Seite fallen. Wie ein kleines Kind krümmte sie den Körper und zog die Beine an, wobei sie die Puppe noch immer eng an ihre Brust gedrückt hatte. Sie war eine schlechte Mutter. Sie hätte besser auf ihr Kind aufpassen müssen. Jetzt war es zu spät. Helene küsste die Puppe und strich ihr mit dem Daumen über das fadenscheinige Gesicht.
    Schlafe, mein Kindchen, schlaf ein.

Meena Creek, Ende Oktober 1909
    D er Tag, an dem Gottfried vor dem Einfahrtstor nach Rosehill stand, war einer der letzten Erntetage in Meena Creek. Die Regenzeit stand kurz bevor, die Luft war schon wieder schwer vor Feuchtigkeit, die Hitze erdrückend.
    Anfangs, Helene war erst kurze Zeit bei Katharina und Matthias, hatte sie der Schwester noch von ihrer Befürchtung erzählt, dass Gottfried sie verfolgen würde.
    »Wenn er kommt«, hatte sie Katharina einzuschärfen versucht, »musst du aufpassen wie eine Füchsin. Du darfst nicht auf seine Tricks hereinfallen. Er wird mit allen Mitteln versuchen, aus dir herauszulocken, wo ich bin und was du über mich weißt. Bleib stark, sag nichts und erlaube ihm nicht, mit den Kindern zu sprechen! Irgendwann wird er wieder gehen müssen. Ich werde so lange mit Amarina zu den Orta verschwinden.«
    Katharina hatte genickt, aber dann, ganz schleichend, hatten sie beide immer weniger über diese Gefahr gesprochen, die doch unentwegt wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebte.
    Im Nachhinein konnte Helene von Glück sagen, dass sie nicht, wie so manches Mal in den letzten Tagen, mit den Kindern draußen auf der Veranda gesessen hatte. Sie und Katharina kümmerten sich in der Hektik der letzten Erntetage tagsüber außer um Peter, Nellie und Cardinia auch um zwei Aborigine-Mädchen, deren Mütter seit ein paar Tagen ebenfalls auf den Feldern arbeiteten. Das Zuckerrohr musste geschnitten werden, bevor der große Regen einsetzte, denn wenn sich der Boden erst einmal in Schlamm verwandelt hatte, konnten sich die Arbeiter im Feld nicht mehr bewegen, ohne im Schlick stecken zu bleiben. Die Schwestern erledigten währenddessen den Haushalt und hielten abwechselnd von der Veranda aus ein wachsames Auge auf einen möglicherweise in der Gegend herumschnüffelnden Regierungsinspektor. Wer auch immer sich der Farm näherte, sie würden ihn sehen, ehe er vor dem weißen Gatter stand, das den Eingang zu Rosehill bildete. Ob derjenige zu Fuß oder auf dem Rücken eines Pferdes zu ihnen unterwegs war, machte natürlich einen Unterschied. Doch in beiden Fällen bliebe noch genügend Zeit, um durch die Hintertür zu den Ställen zu laufen und ungesehen im weiten Bogen hinaus auf die Felder zu reiten, wo sie Matthias und John rechtzeitig warnen konnten. Nach Möglichkeit sollte Helene diesen letzten Part übernehmen, denn sie war die bessere Reiterin. Doch heute war Waschtag, und das anstrengende Rühren im Zuber ging zu zweit leichter von der Hand. Daher hatte keiner Gottfried kommen sehen, nur Digger bellte.
    Katharina wischte die Hände an der Schürze ab.
    »Ich geh schon. Wir brauchen mehr Wasser. Setzt du noch einen Kessel auf? Sonst kriegen wir die Hemden nie sauber.«
    Kein Gedanke an Gefahr. Reicht die Seife noch? Ist der Ofen heiß genug? Viel mehr ging den Frauen nicht durch den Kopf, als Katharina die Tür öffnete und Gottfried an der Pforte stehen sah.
    »Katharina Jakobsen?«, rief er.
    »Ja? Was wollen Sie?«, fragte sie misstrauisch. Digger sprang am Pfosten hoch und wollte gar nicht mehr aufhören zu bellen.
    »Erkennst du mich denn nicht? Ich könnte es dir nicht verübeln. Es ist schon eine ganze Weile her, dass du Salkau verlassen hast. Aber willst du nicht deinen Hund zurückrufen, damit wir in Ruhe reden können?«
    Unwillkürlich schaute Katharina zur Haustür. Gottfrieds Blick folgte dem ihren.
    »Gottfried?«, fragte

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