Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
hieven. Er schwankte leicht, als er sich suchend nach Olivia umschaute.
    Marcus hielt sie fest. »Mir geht es gut.« Mit einem leisen Lächeln befreite sie sich aus seinem Griff. »Seht Ihr? Alles noch ganz.« Dann schaute sie sich Dane an. »Bringt ihn hinein«, befahl sie streng.
    Dane blinzelte amüsiert, als drei der mächtigsten Männer Englands seiner Frau widerspruchslos gehorchten. Er hatte tatsächlich eine hervorragende Wahl getroffen. Sie zeigte fürwahr Entschlossenheit.
    Als die Gruppe Cheltenham House wieder betrat, nahm Dane verschwommen wahr, dass Olivias Mutter im Hintergrund hin und her huschte, während ihr Mann sich entrüstet über diese »Krawallmacher« beschwerte. Sie legten ihn auf das Sofa im inzwischen leeren Salon. Olivia kniete sich mit einer Kerze in der Hand vor ihn.

    »Mach die Augen auf«, befahl sie. »Ich will nachsehen, ob deine Pupillen in Ordnung sind.«
    Während seines Dienstes in der Armee hatte Dane Ärzte gesehen, die das Gleiche getan hatten. »Es überrascht mich, dass du weißt, was zu tun ist.« Wenigstens funktionierte seine Stimme, auch wenn er feststellen musste, dass er etwas schleppend sprach.
    »In Cheltenham haben wir keinen Arzt. Wenn man von der örtlichen Hebamme einmal absieht, bin ich die Einzige, die sich mit so was auskennt. Ich weiß ein paar nützliche Dinge.«
    Sie untersuchte ihn gewissenhaft, schob ihm das Haar zur Seite, als sie vorsichtig die Beule an seinem Kopf betrachtete. »Du bist so groß«, sagte sie trocken. »Hättest du dir da nicht einen anderen Teil deines Körpers zum Landen aussuchen können?«
    Dane hörte, wie Reardon versuchte, sein Lachen mit einem Husten zu kaschieren, und Marcus gluckste ungehindert los. War das dieselbe Frau, die den ganzen Abend kaum den Mund aufgemacht hatte, die ihrer Mutter gestattet hatte, sie vor allen anderen zurechtzuweisen?
    So mochte er sie, entschied Dane benommen. Sie war wie an jenem Tag in der Themse – kompetent und selbstsicher. Eine wahre Gräfin.
    Sanft entfernte er ihre Hand von seinem schmerzenden Kopf. »Es geht mir gut.« Auch seine Stimme klang jetzt fester.
    Widerstrebend ließ sie von ihm ab und stand auf. »Also, der Reiter gehört erschossen«, sagte sie bestimmt.
    Dane erwiderte nichts, doch als er mit den anderen drei kurz einen Blick wechselte, fühlte er sich in seiner Annahme bestärkt, dass dieser Vorfall genauer untersucht werden musste. Ein Unfall? Möglicherweise.
    Er konnte wieder klar sehen, und dieses Mal stand er ohne Hilfe auf, obgleich es in seinem Kopf immer noch hämmerte.
»Ich denke, wir sollten dich jetzt besser nach Hause schaffen«, sagte er.
    »Mich nach Hause schaffen? Ich bin hier ja wohl nicht diejenige, die wie der Maibaum vom vergangenen Jahr vor sich hin schwankt.«
    Dane kämpfte gegen den Schwindel an und hob einen Arm, um zur Tür zu deuten. »Geh!«
    Sie stieß einen Seufzer aus und ließ die Arme an die Seiten fallen. »Du zuerst.«
    Marcus lachte. »Ich werde diesem Kampf zweier Sturköpfe ein Ende bereiten. Ich gehe als Erster.«
    In der Kutsche bestand Olivia darauf, neben Dane zu sitzen. Er versuchte, ihre liebevolle Fürsorge abzuwehren, aber sie ließ nicht locker. »Wenn du schon umkippst, dann ist es mir lieber, du landest auf ihm.« Sie deutete auf Marcus, der ihnen gegenüber Platz genommen hatte. »Ich hatte heute Abend bereits das Vergnügen, erdrückt zu werden.«
    Dane lächelte sie an. »Und doch hältst du dich wacker.«
    Sie errötete. »Ach, Unsinn. Meine Haare sehen wahrscheinlich furchtbar aus.«
    Es stimmte. Ihre Haare, die sich ohnehin nie wirklich von den Nadeln bändigen ließen, standen ihr wild vom Kopf ab.
    Ihr graues Seidenkleid war völlig hinüber, über und über mit Straßenschmutz beschmiert und an der Schulter zerfetzt, wo er sie festgehalten hatte.
    Doch Dane hatte nicht diese Äußerlichkeiten gemeint. Er hatte etwas anderes im Sinn gehabt, etwas Tieferliegendes. Sie besaß eine erstaunliche innere Stärke.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Marcus höflich aus dem Fenster schaute und interessiert die vorbeiziehenden, dunklen Straßen betrachtete.
    Mit einer Hand griff Dane Olivia am Kinn und schaute ihr in die Augen. »Du siehst hübsch aus.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und erwiderte seinen Blick. »Nein, sicher nicht. Ich …«

    Er neigte den Kopf, um ihr den Widerspruch von den Lippen zu küssen. Es war nur eine kurze, verstohlene Berührung ihrer Lippen, und doch ließ sie Olivia auf der Stelle

Weitere Kostenlose Bücher