Der geheimnisvolle Gentleman
müssen mit treuen Gefolgsleuten der Krone verheiratet sein, ihren Männern bereits einen Erben geboren haben und sich nicht länger an ihr Eheversprechen gebunden fühlen.«
Bei diesen Worten entfuhr Marcus ein Schnauben. Dane warf ihm einen strafenden Blick zu. Dann neigte er den Kopf und sah die Kobra an. »Das trifft auf Eure Dame nicht zu.«
Die Kobra blinzelte. »Das will ich doch hoffen.« Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich könnte sie trotzdem mitbringen. Seine Majestät wird sich nicht an ihr vergreifen, das kann ich Euch versichern.«
Der Falke runzelte die Stirn. »Und warum nicht?«
Die Kobra hob die Hand. »Das ist allein die Angelegenheit meiner Frau und außerdem nicht von Bedeutung. Lasst mich nur so viel dazu sagen, dass das Verhältnis Seiner Majestät zu ihr bestenfalls wie das eines Onkels zu seiner Nichte ist.«
Dane zuckte die Achseln. »Das liegt ganz bei Euch. Ich könnte Unterstützung gebrauchen. Ihr wisst, wie er sich aufführen kann, wenn er sich bedrängt fühlt.«
»Ich werde nach dem Ball zu Euch stoßen, um mir das Ergebnis anzusehen«, sagte der Falke. »Ich bleibe in der Nähe von Derbyshire, falls Barrowby sterben sollte. In der Zwischenzeit will ich überprüfen, ob der Liar’s Club wirklich etwas taugt.«
Dane lehnte sich zurück und grinste. Er hatte gewonnen. »Ich mag sie. Sie sind ein Haufen ungehobelter Kerle, aber ich mag sie.«
Der Falke verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. »Ich würde sie noch mehr mögen, wenn die Schimäre sich nicht ein ganzes Jahr lang in ihrer Mitte versteckt gehalten hätte.«
Die Kobra hob eine Hand. »Das stimmt nicht ganz. Als Denny war er nur Diener und niemals in die inneren Vorgänge des Klubs eingeweiht. Er wusste mehr, als ein Diener wissen sollte, da gebe ich Euch Recht, aber er erfuhr nichts von wirklicher Bedeutung und garantiert nichts von uns.«
Der Falke gab sich damit nicht zufrieden. »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich weiß, Ihr glaubt, dass jene Attentate auf Euer Leben vor ein paar Wochen mit Euren Aktivitäten gegen diesen französischen Spionagering zusammenhängen.«
Die Kobra schüttelte den Kopf. »Er weiß nichts als ein paar uralte Geschichten über eine mysteriöse Gruppe namens Quartre Royale. Alte Geschichten über längst verstorbene Männer.«
Dane schüttelte den Kopf. »Wir können es ohnehin nicht herausfinden, es sei denn, wir hätten den Kerl hier, um ihm Daumenschrauben anzulegen.«
Offenbar gefiel dieser Gedanke dem Falken sehr gut, denn er zeigte den Ansatz eines Lächelns.
Blutrünstiger Kerl. Andererseits hatte der Falke selbstverständlich allen Grund, derart bösartig zu sein. Immerzu ein Auge auf die Spielereien des herumstreunenden Prinzregenten haben zu müssen, würde selbst einem Clown die beste Laune vermiesen.
Die Tür öffnete sich, und ein besorgt aussehender Cheltenham trat ein. »Verdammter Mistkerl. Fällt völlig betrunken auf mein Tischtuch und versucht mich dann um einen Kredit anzuhauen, nachdem er auf meine Treppe gekotzt hat!«
Dane schüttelte mitleidig lächelnd den Kopf. Er war froh, dass Olivias Vater eine angemessen missbilligende Meinung gegenüber Trunkenbolden wie Wallingford vertrat. Lady Cheltenham hatte angedeutet, dass Wallingford ein Freund ihres verstorbenen Sohnes gewesen war, aber Dane hatte Schwierigkeiten, das zu glauben. Wallingford hatte keine Freunde, er hatte Gläubiger, die nicht wagten, ihn aus den Augen zu lassen.
Er hatte seine Pflicht erfüllt. Dane schob seinen Stuhl zurück. Selbstverständlich nicht ungeduldig, nein, ganz und gar nicht. »Sollen wir uns wieder zu den Damen begeben?«
Der restliche Abend verging, ohne dass Olivia viel davon mitbekam. Sobald Dane den Salon betreten hatte, konnte sie an nichts anderes mehr denken als daran, was sie zu Hause erwartete.
Sicherlich würde er ihre ›Ausbildung‹ heute Nacht zu Ende bringen. Willa hatte seine Zurückhaltung bewundert, aber ehrlich gesagt kam Olivia ganz gut ohne sie zurecht. Sie starb fast vor Neugier und halb befriedigter Begierde.
Ach, Unsinn. Sie starb vor Lust. Lust auf ihren wunderbaren, betörenden Ehemann.
Er hatte ihr einen einzigen feurigen Blick zugeworfen, als er das Zimmer betreten hatte, und Olivia konnte seither an nichts anderes mehr denken.
Das war nicht weiter tragisch, denn sie unterhielt sich gerade mit Miss Hackerman. Das Mädchen hatte nichts zu sagen, außer sich darüber zu beklagen, dass der junge Lord Wallingford so früh
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