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Der geheimnisvolle Gentleman

Der geheimnisvolle Gentleman

Titel: Der geheimnisvolle Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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weiter. »Ich hab ihn die ganze Nacht hindurch fahren lassen, damit wir es endlich hinter uns hatten, nicht wahr, Ducky?«
    Der Herzog von Halswick war schon etwas älter und fast blind. Jedenfalls musste das der Grund dafür sein, dass er mit der Nasenspitze fast seinen Teller berührte. Ducky antwortete nicht.
    Die Herzogin fuchtelte mit ihrer Gabel in der Luft herum. Lord Reardon wich geschickt einem Geschoss Eigelb aus. »Wie auch immer, ich habe zu Ducky gesagt …«
    Sie hielt plötzlich mit offenem Mund inne. Olivia hatte nie zuvor einen Menschen gesehen, dessen Gesichtsfarbe binnen weniger als einer Sekunde von Rosa in Grün überschlug. »Ihre Gnaden, was ist …?«
    »Räucherfisch!« Die Herzogin presste sich die Hand vor den Mund und sprang vom Tisch auf, wobei sie ihr Glas umstieß, sodass ihre Buttermilch den Tisch überflutete. Alle außer dem bejahrten Herzog erhoben sich ebenfalls von ihren Plätzen, aber der Frau konnte nicht geholfen werden. Sie rannte von einer Seite des Zimmers auf die andere, ihr riesiger
Busen wogte auf und ab. Unverkennbar suchte sie nach einem Gefäß, um … Die Herzogin von Halswick floh durch die Tür auf den Flur, wo sie sich heftig auf den Teppich übergab. Das Personal eilte herbei, um ihr beizustehen, dicht gefolgt von der Dienerschaft der Halswicks.
    Die Frühstücksgesellschaft blieb am Tisch stehen. Sie waren vor Schock bewegungsunfähig, während die Geräusche der armen Herzogin durch Kirkall Hall hallten.
    Lady Reardon hielt sich eine Hand vor den Mund und schluckte schwer. Miss Hackerman lachte leise in sich hinein, aber die Heiterkeit wich aus ihrem Gesicht, als Dane sie wütend anstarrte. Er warf die Serviette, die er immer noch in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch und ging mit großen Schritten um den Tisch herum zum Teller der Herzogin. Mit einer Gabel schob er die Eier beiseite. Er fand, was er suchte.
    »Räucherfisch.« Danes Stimme war flach und unergründlich. Drei kleine Heringsaugen starrten Olivia anklagend an. Dane ließ die Gabel laut klirrend auf den Teller fallen.
    Olivia zuckte bei dem Geräusch zusammen. »Ich dachte …« Dane unterbrach ihr Stammeln mit einem einzigen Wort. »Persönlich«, sagte er tonlos. »Ich habe dir gesagt, du sollst dich persönlich darum kümmern.« Der Blick aus seinen kalten blauen Augen traf sie direkt ins Herz. »Ich kann nicht verstehen, wie eine Gastgeberin mit deiner Erfahrung erlauben kann, dass so etwas passiert.« Er drehte sich um und ging aus dem Zimmer.
    Am Boden zerstört, ließ Olivia ihren Blick über die verbliebene Tischrunde streifen. Ihre Mutter sah empört aus und zu Tode erschrocken, als hätte Olivia ihre Frühstücksgesellschaft platzen lassen. Vater machte ein leicht enttäuschtes und besorgtes Gesicht.
    Abbie Hackerman hatte ihre Hände brav vor dem Körper gefaltet, doch in ihren Augen lag gehässige Befriedigung. Wenn Olivia sich nicht sicher gewesen wäre, dass Abbie gerade eben erst angekommen war …

    Aber schlimmer als alles andere war das Mitleid, das ihr aus Lady Reardons Augen begegnete.
    Olivia fühlte, wie ihre Hände zu zittern anfingen. Sie war ein dürftiger Ersatz für eine echte Viscountess, und die Welt würde bald darüber Bescheid wissen. Dafür würde Miss Hackerman schon sorgen.
    Ein letztes heftiges Würgen hallte durch den Flur. Der Herzog von Halswick hob den Kopf und blinzelte sie aus trüben Augen an. »War das meine Pippy?« Er widmete sich wieder seinem Teller und stocherte mit zittriger Gabel in seinen Eiern herum. »Sie hat wohl ein bisschen Hering erwischt.«
    »Es tut mir leid, es tut mir so leid.« Olivia drehte sich um, rannte aus dem Frühstückszimmer, vorbei an der Menschentraube, die sich im Flur versammelt hatte. Sie eilte die Treppe hinauf, alles um sie herum fing an zu verschwimmen. So hatte sie Dane noch nie erlebt, so hart und gemein, nicht einmal in jener Nacht im Gasthof. Dieser Blick aus seinen Augen!
    Sie rannte den Flur im oberen Stockwerk entlang und war ganz außer Atem. Gleich würde sie ihr Zimmer erreichen. Sie bog um die Ecke und lief ungebremst in eine Wand aus dunkelgrüner, edelster Wolle. »Holla!« Sie fühlte, wie sie festgehalten wurde. »Olivia? Olivia, was ist denn los?«
    Sie blinzelte und schluckte, schüttelte heftig den Kopf. »O Marcus...« Sie sah in sein Gesicht.
    Der besorgte Ausdruck seiner jadegrünen Augen kostete sie den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. Er glich Walter so sehr. »O Marcus!« Sie warf sich

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