Der geheimnisvolle Gentleman
Diener, durch einen Eid an die falschen Leute gebunden.«
Dane kniff die Augen zusammen. »Nach den neuesten mir vorliegenden Informationen wart Ihr zwei Jahre lang Lord Walter Cheltenhams Kammerdiener und der einzige Zeuge seines Todes letzten Monat.«
Sumner zuckte die Achseln. »Mehr oder weniger korrekt.«
»Wo wart Ihr in der Zwischenzeit?«
Der Mann seufzte. »Ich habe versucht, alldem zu entkommen.«
Dane verlor die Geduld. »Sumner, Ihr habt auf den Prinzregenten geschossen! Redet, oder ich knüpfe Euch eigenhändig auf!«
Sumner ließ sich abrupt auf einen Stuhl fallen, nicht aus
Respektlosigkeit, sondern wegen einer plötzlichen Schwäche in den Knien. »Aufknüpfen?« Seine Stimme klang wie ein entferntes Murmeln. »Ja, wahrscheinlich werde ich gehängt, nicht wahr?« Er rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, dann sagte er: »Ich sollte Euch wohl alles erzählen, um sicherzugehen, dass sie es nicht wieder versucht.«
Eine Frau war also im Spiel. Aus irgendeinem Grund war Dane nicht überrascht. Die Schimäre war dafür bekannt, weibliche Spione einzusetzen. Dane setzte sich dem Mann gegenüber hin und beugte sich vor. »Um sicherzugehen, dass er es nicht noch einmal versucht?«
Sumner schaute Dane ungläubig an. »Lady Greenleigh natürlich.« Sein Tonfall gab Dane zu verstehen, dass das doch offensichtlich war. »Eure Frau.«
Dane verließ das Zimmer des Gefangenen, nickte dem Wachmann zu und marschierte festen Schrittes den Flur entlang. Sumner hatte versucht, ihm irgendeinen Schwachsinn zu verkaufen, demnach Olivia Teil einer Verschwörung gegen ihn war. Ganz offenkundig bemühte sich der Mann, irgendetwas als Druckmittel in der Hand zu haben, um nicht gleich wie ein gewilderter Hirsch abgeschossen zu werden.
Wie auch immer, der Mann hatte interessante Informationen über Olivias Eltern und deren Verwicklung in ebendiese Verschwörung geliefert. Sie waren sehr leicht zu widerlegen, denn Lord und Lady Cheltenham waren ja noch anwesend.
Als er zum Westflügel hinüberging, wo die Gäste untergebracht waren, musste er unwillkürlich lachen. Olivia mochte vieles sein, aber eine Spionin war sie ganz sicher nicht.
Er verlangsamte seinen Schritt und dachte nach. Sie mochte inmitten einer Verschwörung stecken und sich dessen gar nicht bewusst sein. Falls auch nur ein geringer Teil von Sumners Geschichte stimmte, war Olivia möglicherweise sogar in Gefahr.
Olivia starrte Petty an. »Was sagst du da? Eine Wache ist vor meiner Tür?«
Petty nickte, ihre Stirn war voller Sorgenfalten. »Ich schwöre, Mylady! Er hat den Befehl, niemanden außer mir und Mrs Huff hinein- oder hinauszulassen!« Pettys Gesicht verzog sich erneut. »Und was noch schlimmer ist, unter dem Personal kursiert das Gerücht, Mr Sumner habe Seiner Lordschaft erzählt, Ihr wärt eine Verräterin!«
Olivia war bestürzt. »O nein!« Sumner musste verrückt sein. Warum sonst hätte er das alles tun sollen, um Dane gegen sie aufzubringen? Warum sonst würde er sich eine dermaßen lächerliche Geschichte ausdenken? Dane hatte keinen Anlass, dem Kammerdiener zu glauben. Der Mann hatte immerhin auf den Prinzregenten geschossen!
Eine Tat, die Dane sehr, sehr ernst genommen hatte.
»Ich muss aus diesem Zimmer raus«, sagte Olivia gereizt. »Ich muss mit Seiner Lordschaft sprechen.«
Petty rang die Hände. »Seine Lordschaft verhört Eure Eltern, Mylady.«
Olivia erstarrte. Warum sollte Dane so etwas tun?
Es sei denn, er glaubte Sumners Geschwätz. Und in diesem Fall würde er ihr nicht glauben.
Sie hatten Sumner auf ihren Wunsch, auf ihre Verantwortung hin eingestellt. Olivia runzelte die Stirn. »Dann muss ich selbst mit Sumner sprechen. Ich muss ihn davon überzeugen, mit seiner Scharade aufzuhören und Dane die Wahrheit zu sagen!«
Sie wandte sich an ihre besorgte Zofe. »Petty, würdest du bitte die Wache für mich ablenken?«
Absolut ungläubig starrte Dane Lord und Lady Cheltenham an. Die Verschwörer erwiderten trotzig seinen Blick. In ihren Händen hielten sie die Zeichnung der Schimäre. Keiner von ihnen hatte geleugnet, ihn zu kennen.
»Wir haben es nur für Cheltenham getan«, insistierte Lady
Cheltenham. »Er hält den größten Teil der Schuldscheine gegen das Anwesen. Er hat versprochen, sie zu zerreißen, wenn wir ihm behilflich sind.«
Dane war irritiert. »Ihr habt Eure eigene Tochter als Köder für mich ausgelegt? Auf Anweisung eines französischen Spions?«
»Von Verrat war uns nichts bekannt«,
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