Der geheimnisvolle Highlander
diesen düsteren Gedanken ab. Das würde er nicht zulassen.
Er wollte ein Leben mit Meg. Sie beschützen. Ihr die Last von den Schultern nehmen. Ihrem Clan helfen. Er spürte einen Kloß in der Kehle. Ihr erstes Kind in den Armen halten. Das wollte er mehr als jemals etwas anderes in seinem Leben. Doch er musste zu Ende bringen, was er begonnen hatte. Solange er noch zu einem Atemzug fähig war, würde er gegen die Ungerechtigkeit des Königs kämpfen. Tief in seinem Innern wusste er, dass er mit Meg nicht das Leben führen konnte, das er sich wünschte, solange er nicht die Vergangenheit hinter sich gelassen hatte.
Er stand vor ihr und nahm ihre Hände. Sie zitterten leicht, trotz des warmen Morgens waren sie kalt. »Es ist Zeit, Mädchen.«
Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht, und das Aufflackern von Panik in den Augen traf ihn hart.
»Lass mich bei dir bleiben!«, flehte sie.
Er erstarrte. Sie brachte ihn beinahe um. Wusste sie denn nicht, wie schwer das für ihn war? Er wollte auch nicht, dass sie ging. Er wollte sie nie mehr gehen lassen. Doch er hatte die Risiken abgewogen, und es war weit gefährlicher für sie, wenn sie blieb. Also schüttelte er den Kopf. »Nein.«
»Neils Frau ist hier, genauso wie viele der anderen Ehefrauen«, protestierte sie.
»Sie haben keine Wahl. Das hier ist ihre Heimat. Ihre Schlacht. Nicht deine.«
»Das ist mir egal«, rief sie heftig. »Ich will dich nicht verlassen!«
Und ich will nicht, dass du mich verlässt. Es würde ihm ein zweites Mal das Herz aus dem Leib reißen, sie fortzuschicken. »Aber das wirst du«, entgegnete er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
Sie hielt seinem Blick stand, flehte ihn stumm mit den Augen an, doch Alex ließ sich nicht umstimmen. Nicht in dieser Angelegenheit. Er wollte sie weit genug fort in Sicherheit wissen. Nur dann konnte er sich auf die Aufgabe konzentrieren, die vor ihm lag.
»Komm«, sagte er und führte sie zum Boot. »Es ist Zeit.« Er war erleichtert, dass sie ihm ohne weiteren Widerspruch folgte. Es war so schon schwer genug.
Seine Beine fühlten sich schwer wie Blei an, mit jedem Schritt blutete sein Herz. Er half ihr ins Boot, und als er Jamie ansah, wurde ihm bewusst, dass er etwas versäumt hatte. »Ich weiß zu schätzen, was du für uns getan hast«, sagte er. »Ich danke dir. Ich weiß, was es dich möglicherweise gekostet hat.«
Jamie nickte.
»Pass gut auf sie auf«, fügte Alex hinzu.
»Das werde ich«, antwortete Jamie. »Bis du zurückkommst.«
Alex wandte sich wieder zu Meg um. Es war so weit. Er ließ den Blick über ihr Gesicht wandern und versuchte, sich jedes kleinste Detail einzuprägen, von den vereinzelten Sommersprossen auf dem Nasenrücken bis zu den goldenen Lichtern,
die in ihren grünen Augen funkelten. Sie war so klein und zierlich und so überaus kostbar für ihn.
Die Nacht brach herein, der Wind nahm zu und spielte mit einer Locke ihres Haars, die sich gelöst hatte. Ohne nachzudenken strich er sie ihr hinters Ohr, wobei sein Daumen die weiche Rundung ihrer Wange streichelte. Sie schmiegte das Gesicht in seine Hand.
»Wir sehen uns wieder …« Ihre Stimme brach ab, sie fing an zu weinen. Leise. Tapfer. Auf eine Art, die ihm das Herz brach.
Der Schmerz in seiner Brust war beinahe unerträglich. Jede Träne, die fiel, riss ihm ein größeres Loch ins Herz. Ohne auf die anderen Leute um sie herum zu achten, küsste er sie sanft, doch mit einer Schmerzlichkeit, die sich nicht leugnen ließ. Einen Augenblick lang verweilten seine Lippen, kosteten ihren Geschmack, um ihn für immer in Erinnerung zu behalten.
Schließlich hob er den Kopf. Er hob ihr Kinn zu sich hoch und sah ihr tief in die Augen. »Das werden wir, mein Liebes. Bald.« Daran durfte er nicht zweifeln.
Das Boot stieß vom Ufer ab. Der Wind wirbelte ihr das Haar wild ums Gesicht, Tränen liefen ihr ungehindert über die blassen Wangen.
Alex wollte sich abwenden, doch er zwang sich, stehen zu bleiben und ihr nachzusehen, obwohl der Schmerz mit jeder Minute größer wurde, die sie weiter von ihm forttrug. In Sicherheit, rief er sich in Erinnerung.
Wenn sie sich doch nur zu einer anderen Zeit begegnet wären, dachte er. Bevor sein Leben sich so unlösbar mit dem Kampf zur Befreiung von Lewis verflochten hatte. Bevor die Reihe von Ereignissen an jenem Tag vor langer Zeit in dem Tal am Fuß der mächtigen Cuillins-Gebirgskette, als seine
Cousins ihr Leben verloren hatten, in Bewegung gesetzt worden waren.
Er biss
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