Der geheimnisvolle Highlander
wirkungsvoll.
Eigentlich sollte er darüber erleichtert sein. Doch als sie sich verabschiedeten und ihr Blick mit kaum verhohlenem Bedauern über ihn glitt, tat es ihm beinahe leid, dass er zu dieser List greifen musste.
3
A m nächsten Abend fand Meg sich an genau derselben Stelle im Thronsaal wieder, an der sie sich schon die letzten zwei Wochen befunden hatte. Doch an diesem Abend gab es einen deutlichen Unterschied. Er war hier.
Unglücklicherweise war sie nicht die Einzige, die das bemerkt hatte.
Sie entschuldigte sich aus dem Kreis der Damen und ging hinüber zu dem offenen Fenster, das auf den Rosengarten hinausblickte, da sie hoffte, die frische Luft würde ihr helfen, den Kopf frei zu bekommen. Er war gerade erst angekommen, und schon hatte sie mehr als genug über Alex MacLeod gehört. Selbst wenn sie ihn vergessen wollte, wäre das nahezu unmöglich.
Meg erkannte, dass es nur eine einzige Sache gab, über die die Damen bei Hofe noch lieber klatschten als über einen gut aussehenden Mann – nämlich über einen gut aussehenden unverheirateten Mann. Fügte man noch eine kräftige Dosis rauer Highland-Männlichkeit, einen Hauch des Verbotenen, einen Schuss Geheimnis hinzu, dann erwies sich das Thema als absolut unwiderstehlich. Wie man an dem nicht gerade geringen Aufsehen, das Alex’ Erscheinen auf Holyrood erregte, deutlich sehen konnte.
Wilde Spekulationen wurden über den Grund seines Besuches angestellt. Nicht wenige Damen, mit denen Meg gesprochen hatte, hofften, dass er auf der Suche nach einer Ehefrau war. Sie brachte es nicht übers Herz, ihnen ihre Illusionen zu rauben. Sie würden es bald selbst herausfinden.
Er war ein Söldner. Ein käufliches Schwert auf der Suche nach einem Auftraggeber. Ein Mann ohne Loyalität.
Meg wollte es nur ungern glauben.
Fast wünschte sie sich, er wäre ein Gesetzloser. Wenigstens könnte sie dann glauben, dass er ein Mann mit Prinzipien war, der für etwas kämpfte, an das er glaubte. Dass er sich entschieden hatte, seine beträchtlichen Fähigkeiten an den Höchstbietenden zu verschachern, stellte gelinde gesagt einen hässlichen Makel an seiner schimmernden Rüstung dar.
Was war es, das sie an Alex MacLeod so faszinierte? Das sie immer noch faszinierte, obwohl sie erfahren hatte, womit er sich sein Brot verdiente.
Mehr als einmal hatte sie sich an diesem Abend bereits dabei ertappt, dass sie unbewusst nach ihm Ausschau hielt. Er war nicht schwer zu finden. Sein Haupt überragte alle anderen, und das goldene Haar schimmerte im Kerzenlicht. Die breiten Schultern und die dunkle Kleidung hoben ihn aus der Menge hervor. Ebenso wie die Kraft und Stärke, die er ausstrahlte. Er wirkte unnahbar, unberührbar, und ein unergründlicher Ausdruck war in sein schönes Gesicht gemeißelt.
Er gehörte nicht hierher. Er war ein Highlandkrieger inmitten von Höflingen der Lowlands. Es waren die Höflinge, die bei diesem Vergleich schlecht abschnitten. Er glich einem mächtigen goldbraunen Löwen, der in einem Meer aus in Seide gekleideter Papageien Hof hielt.
Frauen drängten sich um ihn, doch er schien keiner von ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken – Meg eingeschlossen. Er hatte sie den ganzen Abend keines Blickes gewürdigt. Doch das kümmerte sie nicht.
Wirklich nicht.
Sie konnte wohl kaum erwarten, dass sie mit den schönen
Frauen konkurrieren konnte, die sich ihm zu Füßen warfen. Nicht, dass sie das überhaupt wollte, versicherte sie sich selbst.
Doch sie wusste, dass sie sich etwas vormachte, als er den Kopf in den Nacken legte und über eine Bemerkung seiner Gesprächspartnerin lachte. Bei seinem Lächeln blieb ihr das Herz stehen. Sie konnte sich an dem Anblick von Erheiterung nicht sattsehen, die diese Finsternis durchbrach, die normalerweise sein Gesicht überschattete. Da war dieses Lächeln wieder, das sie von seinem Besuch auf Dunakin vor langer Zeit in Erinnerung hatte. Sie fragte sich, wo es so lange gewesen war.
Sicher war es eine Sünde, so herrlich auszusehen. Neugierig wanderte ihr Blick zu der glücklichen Frau, die es geschafft hatte, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, schockiert stellte sie fest, dass er sich mit ihrer Mutter unterhielt.
Mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen wandte Meg sich wieder der kühlen Nachtluft zu und schüttelte ungläubig den Kopf. Sie wusste nicht, warum sie so überrascht war. Rosalind Mackinnon war nicht nur außerordentlich schön, sondern auch charmant. Zwei Eigenschaften, die
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