Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
Er hatte eine Weile gegrübelt, ob er wagen sollte, zu fliehen. Aber die Angst, ein Leben lang eine Kröte zu sein, schreckte ihn von seinem Vorhaben ab. Mal sehen, ob sich mit der Zeit was ergibt.
Um sechs Uhr läutete die Glocke erneut. Klaus wusch sich kurz am Waschbecken und zog sich an.
Als er die Tür seiner Kammer öffnete stand schon Martin davor.
„Guten Morgen. Gut geschlafen?“
„Ja, danke. Und du?“
„Seit ich hier bin, schlaf ich wie ein Baby. Komm, wir gehen frühstücken. Um halb acht fängt der Unterricht an.“
„Und meine Verwandlung.“ erwiderte Klaus frustriert.
„Alles halb so wild. Ich bin ja auch kein Floh mehr. Und danach bist du froh, dass du als Mensch geboren wurdest.“
Sie frühstückten seltsame braune Stangen aus Teig und Salz, die mit Butter -das hat mir Martin erklärt-bestrichen wurden. Diese Stangen waren köstlich.
Als sie fertig waren, räumten sie ihre Teller auf ein Tablett und stellten dieses in einen Geschirrwagen. Dieser wurde von einer seltsamen Figur abgeholt. Es sah aus wie ein Pinguin und watschelte auch wie einer. Es war einer! Ein Pinguin räumte hier das schmutzige Geschirr auf.
Klaus warf einen Blick in die Küche. Dort arbeiteten zahlreiche Pinguine. Sie kochten, wuschen schmutzige Teller ab und räumten sie anschließend in die Schränke ein.
„Siehst Du diese Diener? Sie sind alle Schüler, die sich als Nachwuchszauberer nicht bewährt haben. Sie müssen dann in der Küche arbeiten, anstelle zu zaubern. Streng Dich also an, damit aus dir was besseres wird.“
Klaus schaute ihn überrascht an. Er konnte das nicht glauben. Das waren alles Mädchen und Jungen? Jungen, so wie er? Er bekam es mit der Angst zu tun.
Als sie zum Klassenzimmer gingen, war ihm mulmig zu Mute. Was würde ihn dort erwarten?
Er würde es gleich erfahren, denn sie warteten schon auf ihn.
Klaus schaute Martin an, Martin schaute Klaus an. Er gab ihm einen Ruck und sie traten in das Klassenzimmer.
„Ah, da seid ihr ja. Du Neuer, komm mal her. Jeder der hier aufgenommen werden will, muss erstmal eine Mutprobe ablegen. Trink das.“ Er reichte ihm ein Glas mit ekliger grüner Brühe. Die Brühe brodelte und roch nach Hühnerkacke.
„Igitt, das stinkt ja nach Hühnerkacke.“
„Ja richtig, ein Punkt für den Kandidaten. Seine Nase funktioniert und er ist gut ihm raten. Also zwei Punkte.“ Olaf drehte sich zu Klasse und sprach:
„Prostet ihm zu! Trink. Trink. Trink.“
Die Klasse jubelte und alle riefen gleichzeitig: „Trink, trink, trink. Sei kein Frosch, sonst kriegst paar auf´d Gosch!“
Klaus schaute das Glas an. Ihm war jetzt schon schlecht. Wenn er das trinken muss, dann muss er sich sofort übergeben.
„Und wenn Du nur einen Tropfen ausspuckst, da sieh zu wie Du mit blauem Auge guckst!“ riefe alle zusammen.
Klaus zauderte und haderte mit sich. Wie soll er das stinkende Gesöff trinken? Aufgeweichte Hühnerkacke? Er stellte sich gerade vor, wie die Jungen auf dem Hof umher liefen und die schönsten Hühnerkackhaufen zusammen suchten und in ein Glas mit Wasser gaben. Dann wurde alles umgerührt. Aber wo kam dieses Brodeln her? Kocht das noch? Nein, weil heiß war das Glas nicht. Aber es stank. Furchtbar schrecklich. Oh ich kann das nicht trinken. Sie sind alle so gemein.
Haben das wirklich alle anderen zuvor auch getrunken? Wie kommt man auf solch dumme Ideen?
Ich will nach Hause. Und schon kam wieder Heimweh in ihm auf.
Martin gab ihm einen aufmunternden Schups. Seine Augen sagten: „Trink, so schlimm ist das nicht.“ Klaus setze das Glas an. Nahm es wieder vom Mund. Igitt. Das stank schrecklich.
Aber er trank.
„Bravo! Cool. Er hat es getrunken.“ riefen alle begeistert.
„Du hast die Mutprobe bestanden.“ sagte Olaf zufrieden. „Jetzt gehörst Du zu uns.“
Klaus sah überrascht zu Olaf, dann zu Martin. Dieser grinste über beide Backen.
In der Hand hielt er immer noch das leere Glas. Er strahlte. Er hatte es sich schlimmer vorgestellt, doch was war geschehen? Als er das Glas ansetzte, durchfuhr ihn plötzlich ein Blitz. Ein unsichtbarer Blitz. Er konnte ihn nur spüren. Er schlug in seinem Kopf ein und fuhr zu seinem rechten großen Zeh wieder raus. Es kitzelte ein wenig. Mehr war nicht zu spüren. Aber dieser Blitz bewirkte, dass aus der stinkenden Hühnerkacke eine fruchtig schmeckende Limonade wurde. Wie kam das? Klaus war verwundert, aber sehr erleichtert. Wer will schon aufgeweichte Hühnerkacke trinken? Keiner.
Martin trat zu ihm
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