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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas schief. Noch dazu, wenn er als Brandkommando eingesetzt wurde für ein schon verkohltes Haus.
    »Taktik?« staunte Pettenkamp. »Wieso das?«
    »Nehmen wir mal an, Meier war bei diesem Parlango, und der hat halb und halb zugesagt. In Wirklichkeit will er aber nicht unbedingt mit uns abschließen. Jetzt weiß er, was wir verlangen und hat den Amis gegenüber eine bessere Verhandlungsbasis. Andererseits weiß er noch nicht, ob er mit den Amerikanern vorteilhaft abschließen kann. Deshalb hält er sich uns, sprich Meier, warm.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
    »Es ist eine Hypothese, weiter nichts.«
    »Ja, und weiter?«
    »Rechnen wir also mit der Möglichkeit, daß Meier mit Parlango verhandelt hat, und dafür spricht doch, daß er sogar bei ihm wohnt. Unser Mann auf Madeira wiegt sich also in Sicherheit und denkt, alles sei in Butter. Er wartet das Wochenende ab, weil er noch irgend etwas erledigen will …«
    »Er muß mit dem Konsul sprechen«, stimmte Pettenkamp aufgeregt zu.
    »Gut. Gehen wir von dieser Annahme aus. Um nun Zeit zu gewinnen und um sich keine Blöße zu geben, falls er doch noch mit uns abschließen will, hält Parlango Meier hin und schweigt ihn uns gegenüber einfach tot. Tut so, als sei er gar nicht da. So hat er Zeit gewonnen.«
    »Aber wenn er dann doch mit uns abschließen wollte …«
    »Wird er alles als ein Mißverständnis hinstellen. Außerdem kann er damit rechnen, daß Ihnen sehr viel an diesem Abschluß liegt. Also würden Sie bestimmt ein Auge zudrücken. Im Falle des Erfolges.«
    »Und Sie meinen, er verhandelt inzwischen mit den Amerikanern, und Meier geht auf der Insel spazieren und weiß von nichts?!«
    »Es könnte sein«, stimmte Kranzer vorsichtig zu. Die Machtverhältnisse in einem Betrieb konnten sich schnell ändern. Noch bestand kein Grund, über Meier den Stab zu brechen.
    »Ich zerreiße den Meier in der Luft, wenn das wahr ist«, keuchte Pettenkamp. Seine Stimme war so gut wie weg.
    Kranzer überlegte, daß sein Chef dazu kaum noch Gelegenheit haben würde, wenn er so weitermachte. Denn nun schwollen auch noch die Schläfenadern gefährlich an, wie Schlangen auf dem Kriegspfad.
    Der Firmengründer auf dem Gemälde hinter ihm, gewiß keine aristokratische Erscheinung, wirkte richtig blaß und vornehm gegen den jetzigen Chef, und das wollte etwas heißen.
    »Und Sie hätten Ihre Bedenken früher formulieren können. Jetzt kommen Sie damit raus, wo es wahrscheinlich zu spät ist!« rang Pettenkamp sich noch ab. Er drückte auf die Sprechtaste und wies Fräulein Buttrich an: »Rufen Sie den Parlango y Gosset an, und verlangen Sie Herrn Meier zu sprechen! Lassen Sie sich nicht abwimmeln, verdammt noch mal!«
    »Das ist doch zwecklos«, mahnte Kranzer.
    »Halten Sie den Mund!«
    Das hätte der Chef nicht sagen sollen. Dr. Kranzer zuckte die Schultern. »Herr Direktor Pettenkamp«, sagte er kalt, und mehrere verweigerte Gehaltserhöhungen schwangen in seiner Stimme mit, »machen Sie sich nichts vor. Unsere Preise auf dem Weltmarkt liegen um 2,3 Prozent zu hoch.«
    »Davon will ich nichts hören. Wir liefern Qualität. Deutsche Wertarbeit«, quietschte Pettenkamp wie eine schlecht geölte Wetterfahne. »Lassen Sie mich jetzt bitte allein. Wir unterhalten uns später noch.«
    Kranzer deutete eine knappe Verbeugung an und ging, während Pettenkamp bereits die Schublade aufriß, in der er seine Medikamente aufbewahrte. Er schluckte sofort zwei Beruhigungsdragees und gurgelte mit einem Cognac nach. Dann zündete er sich eine Zigarre an und zerkrümelte sie systematisch im Aschenbecher.
    Er seufzte abgrundtief. Meier eine Lusche. Kranzer ein frecher Hund. Er war in einer feindlichen Welt, umgeben von lauter Nieten!
    Kranzer zwinkerte der Buttrich zu und schnalzte mit der Zunge. Seine Gefühle schwankten zwischen einer gewissen Solidarität mit der Firma und unbändiger Schadenfreude.
    Kurze Zeit später platzte der ahnungslose Rüdiger Knulle gutgelaunt mitten in die Pettenkampsche Gewitterfront hinein.
    Fräulein Buttrich war gerade mal ›für kleine Mädchen‹, um ihr Make-up zu erneuern und etwas Moschusduft im Dekolleté zu verteilen. So konnte sie den armen Knulle nicht warnen.
    Der klopfte und hörte drinnen ein Gurgeln, das er als ›Herein‹ übersetzte.
    Beherzt öffnete er die Polstertür und trat den langen Marsch zum Schreibtisch seines Brötchengebers an. Immerhin vertrat er zur Zeit Egon Meier und hatte in dieser Eigenschaft eine Personalangelegenheit mit

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