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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich aufhalten mochte. Schließlich war das Gespräch mit Egon reine Erfindung gewesen. Ich könnte ebensogut eine Nadel im Heuhaufen suchen, dachte Silva und seufzte laut. Aber dann schaltete sie alle Gedanken ab und verließ sich völlig auf die Eingebungen einer zärtlichen Frau.
    Ja, während ihre Aufregung wuchs und sie die Abzweigungen von der Straße musterte, wurde ihr klar, daß dieser Egon Meier mit den lieben Vergißmeinnichtaugen und der sanften Stimme ihr mehr bedeutete als ein Hotelgast. Plötzlich fielen ihr manche Abgründe und schroffe Spalten im Gestein auf, die sie sonst gar nicht beachtet hatte. Und sie erschrak.
    Der Mond war aufgegangen und beleuchtete ein malerisches, aber auch düsteres Panorama. Hoffentlich war er im Wagen geblieben! Er würde doch wohl nicht so töricht gewesen sein, auszusteigen und auf eigene Faust loszumarschieren.
    Silva hatte das Verdeck ihres Cabrios geöffnet. Ab und zu hupte sie kräftig. Dann hielt sie an und lauschte angespannt in die Umgebung. Irgendwo, weit weg, bellte ein Hund. Ihr war auch, als hörte sie eine Ziege meckern. Aber Egon Meier gab keinen Laut von sich.
    Ob er verunglückt war? Irgendwo mit zerschmetterten Gliedern lag? Sie erschauerte. Die Verantwortung, die sie so leichtherzig übernommen hatte, erdrückte sie jetzt beinahe.
    Mit ihrer Taschenlampe leuchtete sie seitwärts in die Landschaft. Nichts!
    Immer deutlicher erschien vor ihrem inneren Auge das Bild: der große Blonde, zerschmettert in seinem Seat Panda am Fuße eines Abhangs.
    Ihr Herz raste. Sie begann vor sich hinzumurmeln: »Bitte, bitte, hör mich doch. Wo bist du? Ach, du lieber, lieber Mann! Wo bist du? Gib deiner Silva ein Zeichen!«
    Aber Egon lag im Schuppen und schlief. Wie ein Baby. Nicht die Spur von Silvas Stoßseufzern erreichte ihn. Das Heu mit seinem starken Duft hatte seine Sinne zusätzlich benebelt. Und müde war er gewesen nach all den Aufregungen der letzten Tage. Die Natur forderte ihr Recht.
    Als Silva an eine Weggabelung kam, durchfuhr es sie wie ein Ruck. Hier! Ihr Instinkt sagte ihr: Dies war die Kreuzung, an der er sich verfahren hatte. Ein Greenhorn der Berge konnte sich an dieser Stelle leicht täuschen.
    Die eigentliche Straße stieg leicht an. Sie verlor sich für den Fremden im Unbekannten, während die Abzweigung beinahe einladend wirkte. Natürlich waren Schilder aufgestellt, doch die sahen verwittert aus und standen halb verdreht.
    Entschlossen schlug Silva das Steuer ein. Es dauerte kaum zehn Minuten, da hüpfte ihr Herz hoch bis zum Hals.
    Neben einer kleinen Hütte war ordentlich ein schwarzer Seat Panda geparkt. Er funkelte im Licht des Mondes und ihrer Scheinwerfer.
    Ohne zu überlegen, fuhr Silva mit knirschenden Reifen an den Rand des Sandweges. Es würde zwar sicher niemand kommen um diese nächtliche Stunde, aber solche Manöver hat ein Autofahrer im Blut. Dafür vergaß sie, das Verdeck zu schließen.
    Sie griff automatisch nach ihrer Taschenlampe, sprang aus dem Wagen und lief zu dem Panda.
    Drin war er nicht. Er mußte in der Hütte sein, die wohl einmal als Stall für eine einzelne Kuh gedient hatte. Jetzt schien sie leerzustehen. Die Tür hing schief in den Angeln.
    Silva gab sich einen Ruck und trat ein. Sie erstarrte. Das Bild, das sich ihr bot, war sehr eigenartig.
    Linkerhand hing über einem breiten Holzrechen, der mit den Zinken nach oben aufgestellt war, wie auf einem Bügel das rasante Jackett. Auf einem Heulager schlief der blonde Mann, atmete tief und gleichmäßig. Wie ein Murmeltier schlief er.
    Und in der Ecke saßen wie Standbilder zwei grauweißgestreifte Katzen und starrten den Schläfer unverwandt aus gelben Augen an. Es war unglaublich.
    Als der Strahl von Silvas Taschenlampe sie traf, verzogen sie sich elegant durch die Tür nach draußen. Vielleicht hatten sie unabsichtlich Mäuse oder gar Ratten von Egon ferngehalten.
    Silva mußte lachen. Und während sie lachte, liefen ihr Tränen über das Gesicht. Ihre Schultern zuckten. Sie dachte:
    Verflixt, ich weine ja.
    In diesem Augenblick erwachte Egon Meier. Er reckte sich, als läge er im feinsten Himmelbett. Dann öffnete er die Augen und setzte sich mit einem Ruck auf.
    »Ein Engel«, murmelte er. »Ich habe eine Erscheinung!«
    Silva fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und verteilte die Tränen zusammen mit etwas Wimperntusche über das Gesicht.
    »Herr Meier«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Ich bin es doch. Silva. Die Silva aus dem Hotel, die gestern bei

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