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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem Pedro Pappali nicht. Und deshalb hatten sie ihn zum Bürgermeister ernannt.
    Ein Ehrenamt kostet immer Geld, wer wüßte das nicht? Das ist eben die traurige Seite der Ehre. Man muß als hochgeehrter Mann schon ein nettes Bankkonto haben, um seine Verpflichtungen erfüllen zu können. Eine Frage des Überlebens.
    Deshalb trifft die öffentliche Ehrung folgerichtig auch nur Männer, die sich das leisten können. Pedro Pappali gehört zu ihnen. Er nahm die Bürgermeisterwürde an und schlug auf seine Weine und Schnäpse ein paar Centavos auf, was sich für die Gäste nicht sehr bemerkbar machte, für Pappali jedoch bei der Höhe des monatlichen Konsums höchst angenehm und einträglich war.
    So verdiente er am Bürgermeistertitel und hatte außer der Macht auch noch Geld dazugewonnen. Herz, was willst du mehr?
    Silva hatte geparkt. Niemand nahm Notiz von dem jungen Paar, das Arm in Arm durch die Straßen ging. Dachten sie.
    Es war ein heller, sonniger Tag. Sie setzten sich vor ein Café an die lange Dorfstraße auf die landesüblich kalten Stühle, Marke ›Kunststoff contra Blase‹. Und bestellten Frühstück mit Kaffee und frischen Semmeln.
    Inzwischen gingen im Haus von Pepe die Wogen der Erregung hoch. Pepe, dessen Nachnamen keiner kannte, war ein seßhafter Zigeuner in Sermona, wobei das ›seßhaft‹ nicht überbewertet werden sollte. Er war natürlich viel auf Achse, aber jedenfalls hatte er hier eine Wohnung. Trotzdem gab er als Beruf ›Landfahrer‹ an. Ehrensache für einen echten Roma.
    Soeben war der zehnjährige Jüngste der Familie in die Wohnung gedonnert und hatte gerufen: »Mauro ist da!«
    Dieser kleine Satz brachte Pepe samt Großfamilie völlig aus dem Häuschen. Zuerst wurde der sechzehnjährige Bruder losgeschickt. Alle warteten mit angehaltenem Atem.
    Der kam zurück und meldete: »Tatsächlich. Er sitzt bei Raffael im Café mit einer Biene und hat genau den komischen Anzug an, den er schon im ›Reid's‹ getragen und den unser Vetter ja genau beschrieben hat. So eine schreckliche Farbe gibt es sowieso nur einmal. Wie ein Schlüpfer. Lila. Aber verblichenes Lila. Grauenvoll – wie der ganze Kerl.«
    Nun muß man wissen, daß besagter Mauro aus Granada stammte. Wie Pepes Vorfahren hatte auch seine Familie in den Höhlen des Sacro Monte gelebt. Eine Schwester hatte dort immer noch ihren festen Wohnsitz und führte zusammen mit ihrer gesamten Familie den Touristen folkloristische Tänze vor und langte ihnen dabei auch noch geschickt in die Taschen.
    Mauro aber hatte wirklich Talent. Schon als Knabe war er vorteilhaft aus der Reihe getanzt und einem Flamenco-Star aufgefallen, der ihn ausbildete. Geschliffen hatte er ihn wie ein Feldwebel von früher den Rekruten. »Nur die Füße bewegen sich! Nicht nach unten schauen, Mauro! Nicht rennen! Nicht blinzeln! Hast du eben gelacht? Du wirst es nie schaffen, wenn du beim Tanzen lachst!«
    Geweint hatte Mauro manchmal. Aber er wollte ein Star werden wie sein Lehrmeister. Deshalb bemühte er sich, alles richtig zu machen. »Hoch das Kreuz! Zeig den Mädchen den Macho! Und ihr, meine Tauben, haltet die Brüste wie der Stier seine Hörner, ja, wie Waffen. Nur eure Hände sollen sanft flattern. Seht Mauro an! Jaaa, das ist der Kerl, der euch zähmen wird!«
    Mauro lernte den ›Baile Grande‹, der auf rituelle Tänze von Hindu-Priestern zurückging, melancholisch und gefühlvoll, den ›Baile Intermedio‹, den seine Vorfahren im Laufe der Zeiten daraus gemacht hatten, und den lustigen und prickelnden ›Baile Chico‹.
    Flamenco wurde in der Welt als ›spanischer Tanz‹ angesehen. Doch es war der Tanz von Minderheiten, die so ihre unterdrückten Gefühle ausgelebt hatten. Araber, Juden, Zigeuner. Und sie, die Roma, hatten erst das daraus gemacht, wonach die Leute süchtig waren. Flamenco!
    Gitarrenklänge und Fingerschnipsen, Rhythmus und Gesang. Leidenschaft. Mauro hatte all das inzwischen im kleinen Finger. Er verdiente fantastisch. Er ging auf Tournee. Und jetzt hatte er eben einen Abstecher nach Portugal gemacht, wo er bei Pedro Pappali auftreten wollte. Vorher hatte er ein paar Erholungstage im ›Reid's‹ eingelegt. Ein nettes Hotel. Und nette Mädchen.
    Etwas war ungewöhnlich an Mauro: Er war blond! Ein blonder Zigeuner, das war eine Besonderheit. Wie ein weißer Elefant. Oder eine schwarze Perle. Seine Mutter war blond. Sie war zwar am Sacro Monte aufgewachsen, doch wurde allgemein gemunkelt, ihre schwarzhaarigen Eltern hätten sie als

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