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Der Geheimtip

Der Geheimtip

Titel: Der Geheimtip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mädchen, das er je gesehen hatte. Und so klug! Was sie doch für intelligente Sachen sagte.
    »Hier ist deine Haut ganz zart«, sagte sie gerade, »wie bei einem Mädchen.«
    »Aber nicht so zart wie deine.«
    »Sie ist genau richtig.«
    »Findest du?! Und wie ist sie hier?!«
    »Ooohhh …«
    Nun also, es waren genau die Dialoge, die Verliebten so außerordentlich geistreich vorkommen. Und Egon fragte, was sie fragen, seit ihre Vorfahren vor Jahrmillionen von den Bäumen stiegen: »Liebst du mich?«
    »Sim«, antwortete Silva. »Und du, liebst du mich?«
    »Sim, ich liebe dich«, sagte Egon. ›Sim‹, das konnte doch nur ›Ja‹ heißen.

6
    Pettenkamp war schlechter Laune. Die erste Breitseite des geballten Unwillens bekam Dr. Kranzer ab.
    Als der Chefingenieur zu einer der üblichen Besprechungen erschien, zischte Fräulein Buttrich im Vorzimmer bereits: »Vorsicht, dicke Luft!«
    Sie zeigte mit dem Daumen auf Pettenkamps gepolsterte Tür und zog eine Grimasse. Dann drückte sie die Sprechtaste zum Chef.
    »Dr. Kranzer ist da«, flötete sie.
    »Soll reinkommen!«
    Pettenkamps Stimme klang besonders asthmatisch. Ein schlimmes Zeichen. Jede Stimmung wirkte sich bei ihm auf die Atemwege aus. Und wenn sich, wie heute, etwas zusammenbraute, kam ihm die Luft wie Magermilch vor. Und er haßte Magermilch.
    Dr. Kranzer trat ein und überflog mit einem Blick die zerbröselte Zigarre im Aschenbecher, die zerknüllten Bogen im Papierkorb mit Papierfetzen daneben, und das unnatürlich gerötete Gesicht seines Chefs, von dem die hellen Augen abstachen wie Schaumklöße auf Kirschsuppe.
    »Neue Nachrichten von Herrn Meier?« fragte Kranzer artig.
    Pettenkamp schloß kurz die Augen, und Kranzer dachte schon, der Schlag hätte ihn getroffen. Er wankte förmlich auf seinem Sessel. Dann stierte er seinen Chefingenieur an und keuchte: »Er ist verrückt geworden!«
    »Aber, Herr Pettenkamp! Meier doch nicht!«
    »Doch, doch.« Pettenkamp schüttelte mehrmals den Kopf und begriff ganz offensichtlich die Welt nicht mehr. Wenn schon auf einen Menschen wie Egon Meier kein Verlaß mehr war!
    »Verstehen Sie das, Dr. Kranzer? Einer ist hier verrückt. Meier oder ich. Und ich bin es eben nicht.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Meier ruft hier am Freitag an und teilt mir mit, daß er bei Parlango wohnt. Die Verhandlungen stünden vor dem Abschluß, sagt er. Alles bestens, nur noch ein paar Formalitäten, läßt er durchblicken; dann wurde die Verbindung unterbrochen.«
    »Na, wunderbar!«
    »Von wegen wunderbar! Vorhin telegrafiert Parlango y Gosset, Meier sei gar nicht in Funchal eingetroffen. Er bittet mich um eine Erklärung. Das Telegramm, das Meiers Ankunft meldet, hat er erhalten. Aber verspätet! Ein furchtbares Land.«
    Pettenkamp deutete mit dramatischer Geste auf den Papierkorb, woraus Dr. Kranzer entnahm, daß besagtes Telegramm dort bereits abgelegt worden war. In der ersten Wut.
    Pettenkamp beugte sich etwas vor und flüsterte heiser: »Dr. Kranzer, können Sie sich vorstellen, daß unser Meier ein sozusagen ›falscher Fuffziger‹ ist?«
    Kranzer schüttelte stumm den Kopf.
    »Daß er vielleicht mit unserem Muster zur Konkurrenz gegangen ist? Können Sie sich das vorstellen?«
    »Sie hätten es patentieren lassen müssen«, warf Kranzer ein.
    »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht so. Das hat mir gerade noch gefehlt. Patentieren. Solche Dinger gibt's doch schon. Jedenfalls ganz ähnliche.«
    »Dieser Meinung bin ich nicht«, sagte Dr. Kranzer gekränkt. Schließlich hatte er wesentlichen Anteil an dem Modell ›Schraufa-A1‹.
    Pettenkamp stöhnte auf.
    »Ich werde noch verrückt. Etwas ist faul, das steht schon mal fest. Das beste wird sein, daß Sie hinfliegen und nach dem Rechten sehen …«
    »Das würde Meier aber kränken.«
    »Meier ist eine Niete. Ist mir jetzt klar. Zu spät! Geschäft im Eimer!«
    »So schwarz sollten Sie nicht sehen, Chef!«
    Pettenkamp nickte. Er hörte es gern, wenn man ihn ›Chef‹ nannte. Und auf diese Weise brachten ihn gewitzte Mitarbeiter stets schnell auf den würdevollen Teppich zurück.
    »Ich würde selber fliegen, aber ich vertrage keinen Klimawechsel«, erklärte Ewald Pettenkamp.
    »Vielleicht ist es Taktik?« gab Kranzer zu bedenken. Madeira, gut und schön. Aber erstens hatte er gerade die kleine Buttrich als Eisen im Feuer, und zweitens machten solche anstrengenden Dienstreisen meistens gar keinen Spaß. Letztlich hatte man nur Ärger, wenn etwas schiefging. Und es ging immer

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