Der Geist der Liebe - Miles, C: Geist der Liebe - MacGowans's Ghost
aussehenden älteren Mann die Treppe zu Wee Marys Veranda hinaufkommen. Er trug eine dunkle Hose, einen dunkelgrauen Rollkragenpullover und eine schwarze Baskenmütze, und sein breites Lächeln und die grünen Augen ließen keinen Zweifel daran, wer er war.
Mary drehte sich auf ihrem Sessel um und grinste. »Na, du alter Schwerenöter, es wurde aber auch langsam Zeit, dass du dich mal wieder an Land sehen lässt.« Mit einer Kopfbewegung zeigte sie auf Allie. »Dein Junge hat sich eine Amerikanerin geholt, Gerald.«
Geralds Augen funkelten vor Übermut, und eine ganze Weile hielt er Allies Blick mit seinem fest. Er war nicht ganz so durchdringend wie Gabes - doch beide Männer hatten überaus beredte Augen. »Aye, das sehe ich.« Er nahm seine Mütze ab und nickte Allie höflich zu. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Laina hat mir schon viel von Ihnen erzählt.«
Allie erwiderte das Nicken. »Freut mich auch, Sie kennenzulernen.« Sie sah, dass er das gleiche dunkle, kurz geschnittene Haar wie Gabe hatte, nur waren Geralds Haare schon mit Grau durchzogen und silbern an den Schläfen. Dennoch war er ein ausgesprochen attraktiver Mann.
Gerald nickte Elise zu. »Mademoiselle, es ist mir immer ein Vergnügen.«
Elise kicherte. »Merci, mir auch, Monsieur.«
Gerald blickte auf die Bucht hinaus. »Wie lange ist er schon da draußen?«
Wee Mary seufzte. »Etwa anderthalb Stunden. Er wird bald zurückkommen.«
»Genau. Sag ihm, dass ich ihn später sehe«, meinte Gerald und grinste breit. »Zuerst muss ich zu meiner Braut.« Dann nickte er den Frauen zu. »Einen guten Morgen den Damen«, sagte er und winkte ihnen noch einmal zu, bevor er ging.
Allie schaute auf die Uhr. Es war acht Uhr vierzig. »Ich mache mich auch jetzt besser auf den Weg und beginne mit den Vorbereitungen für das Mittagessen.«
»Aye, und morgen ist die Besichtigung, nicht wahr?«, fragte Wee Mary. »In aller Frühe, soweit ich mich erinnere.«
Allie stand auf und warf einen letzten Blick auf Gabe. »Ja.« Dann wandte sie sich ab und lächelte Wee Mary an. »Wir werden alle bereit sein.«
Das Kichern der beiden anderen Frauen folgte Allie, als sie die einspurige Straße zum Odin's Thumb hinaufging.
Wieder einmal bewunderte sie den herrlichen Ausblick auf das Küstenstädtchen Sealladh na Mara und dachte, dass atemberaubend keine angemessene Beschreibung dafür war. Die malerischen kleinen Häuser mit ihren weißgetünchten Mauern und den dunklen Dächern, die schroffen Klippen hinter dem Fjord, die bunten Schilder an den Läden rechts und links der Straße ... ganz zu schweigen von der frischen, sauberen, salzhaltigen Luft. Gott, sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie schön es hier im Frühling und im Sommer sein musste.
Unwillkürlich blieb sie stehen, drehte sich um und betrachtete die Ruinen der MacGowan'schen Burg hoch oben auf dem Kliff. Sie hatte sie sich nicht richtig ansehen können in jener Nacht mit Gabe - weil sie zu beschäftigt damit gewesen war, herumzumarschieren und sich wie eine Nervensäge aufzuführen.
Und mit Küssen. Damit waren sie nun wirklich fast die ganze Zeit beschäftigt gewesen.
Sie hatte kaum an irgendetwas anderes denken können.
Langsam ging sie weiter. Gott, wie der Mann küssen konnte! Mit all dieser nur mühsam unterdrückten Energie, die immer kurz vor dem Ausbruch zu stehen schien, war er so explosiv wie Dynamit.
Sie spürte diese Energie auch jetzt noch bis in ihre Knochen.
In der Ferne ertönte ein Schiffshorn, und das Tuten wurde vom Wind durchs Dorf getragen. Auf der anderen Seite der Bucht waren Krabbenfallen ausgelegt worden, deren weiße Schaumstoffmarkierungen auf den Wellen tanzten. Wie ruhig und friedlich alles wirkte.
Und doch war Gabes Frau in dieser Bucht ertrunken.
Allie schritt schneller aus, bis ihre Waden von dem Anstieg brannten und ihr Atem heftiger ging, aber es fühlte sich gut an. Doch was sie auch tat, nichts konnte den Gedanken an Gabe MacGowan für längere Zeit verdrängen.
Wie würde sie damit zurechtkommen, wenn sie wieder zu Hause war?
Es gab sehr viel, was Gabe ihr nicht erzählt hatte, und dennoch war Allie sich absolut sicher, dass er ihre Verbundenheit genauso stark empfand wie sie. Sie sah es in seinen Augen, hörte es in seiner Stimme und spürte es in seiner Berührung.
Es gab aber auch vieles, was sie ihm nicht erzählt hatte.
Vielleicht waren sie beide nur ein bisschen zu ängstlich?
Sie war kein schwärmerisches, blauäugiges junges Mädchen, das
Weitere Kostenlose Bücher