Der Geist des Highlanders
einmal.« »Beeil dich, meine Geliebte«, sagte er ungeduldig, »sonst liegen Thomas und Iolanthe schon im Bett, und da wage noch nicht einmal ich sie zu stören.«
Victoria öffnete die Eingangstür. Sie gingen an Mrs Pruitt vorbei schnurstracks ins Wohnzimmer, wo Iolanthe stöhnend auf der Couch lag. Thomas wachte an ihrer Seite.
Wenn sie so einen Aufpasser gehabt hätte, hätte Victoria auch gestöhnt.
»Du lieber Himmel, Thomas«, rief sie aus, »lass der armen Frau doch Raum zum Atmen.«
Thomas richtete sich auf. »Das war vielleicht ein Abend gestern, was? Gibt es noch etwas zu bereden?«
»Nein, diesbezüglich eigentlich nicht«, erwiderte Victoria. »Connor hat ein paar Fragen an dich.«
Thomas warf ihnen beiden einen prüfenden Blick zu. »Ja?«, sagte er. »Um was geht es denn?«
Connor wies auf den leeren Sessel neben der Couch. »Setz dich, meine Geliebte«, sagte er zu Victoria.
»Aah«, sagte Thomas gedehnt. »Darum geht es.«
»Es ist alles deine Schuld«, erklärte Victoria.
»Hey, ich habe dich nur hierher geschickt, damit du ihn ein bisschen quälst«, erwiderte Thomas grinsend. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass du dich in ihn verlieben würdest.«
»Vielleicht hättest du dir darüber Gedanken machen sollen, bevor du beschlossen hast, dich einzumischen«, sagte Victoria.
Connor setzte sich ebenfalls und blickte Thomas an. »Ich würde gerne ein paar Dinge von Euch erfahren.«
»Es könnte sein, dass ich nicht antworten möchte«, erwiderte Thomas.
Victoria beobachtete, wie Connor den Mund öffnete, zweifellos um etwas Ungehöriges von sich zu geben, aber dann besann er sich und verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
»Bitte«, sagte er.
Thomas blinzelte überrascht. »Teufel!«, sagte er schließlich.
»Ich möchte, dass Ihr uns Eure Geschichte erzählt«, fuhr Connor unbeeindruckt fort. »Das könnte hilfreich für uns sein.«
Thomas rutschte unbehaglich auf der Armlehne des Sofas hin und her. »Ich kenne viele Geschichten ...«
»Blödmann«, warf Victoria ein, die um Geduld rang. »Tu doch diesem sehr großen, sehr starken Highland Laird den Gefallen. Er hat es auf sich genommen, hierher zu kommen und dich ganz höflich um deine Hilfe zu bitten, weil er dank dir das große Unglück hatte, mir zu begegnen und nun beschlossen hat, mich wider besseres Wissen heiraten zu wollen.«
»Na ja, wenn du es so darstellst ...«
»Es war kein Unglück«, warf Connor ein.
Victoria wagte nicht, ihn anzusehen. Bei seinen Worten brannten ihre Augen. Der Himmel mochte wissen, was passieren würde, wenn sie ihn anschaute.
»Aber ich bitte Euch tatsächlich in aller Form darum«, fügte Connor hinzu.
»Außerdem hat er sein Schwert draußen gelassen«, murmelte Victoria.
Thomas blickte die beiden an, dann warf er Iolanthe einen Blick zu und seufzte. »Nun, da Ihr mich so nett darum bittet, werde ich Euch berichten, was Ihr wissen wollt. Aber du musst mich ausreden lassen, Vic, statt dass du mich anschreist, weil ich es dir nicht schon früher erzählt habe.«
Victoria zuckte mit den Schultern. »Du hast ein Recht auf deine Privatsphäre.«
»Ja? Gut, dann vergiss das nicht.« Thomas wechselte einen letzten Blick mit seiner Frau und setzte sich dann in einen Sessel neben der Couch. »Du erinnerst dich doch, dass ich vor ein paar Jahren Thorpewold gekauft habe«, sagte er zu seiner Schwester.
»Ich erinnere mich nur noch, dass ich vor ein paar Jahren
König Lear inszeniert habe«, erwiderte Victoria. »Sonst erinnere ich mich an gar nichts.«
»Na ja, wie auch immer. Aber du weißt auf jeden Fall, dass ich letzten Sommer hierher gekommen bin, um das Schloss zu restaurieren.«
»Ja«, sagte Victoria. »Ich dachte, du hättest den Verstand verloren.«
Thomas lächelte. »Vielen Dank. Das glaubte ich auch, als ich feststellte, dass es hier spukte.«
Victoria schnaubte. »Das geschieht dir nur recht. Hoffentlich hast du ein paar haarsträubende Dinge erlebt. Soll ich Spekulationen anstellen über die Identität der Gespenster?«
»Es waren einige Schatten darunter, die du kennen könntest«, meinte Thomas. »Dein aufbrausender Freund hier war einer von ihnen.«
»Du solltest ihn nicht so nennen«, riet ihm Victoria. »Er mag die Bezeichnung >Freund< nicht.«
Thomas lächelte kurz. »Er hört es wahrscheinlich von keinem von uns beiden gerne, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aber da er Antworten von mir will -und, Laird MacDougal, ich weiß, wie Eure Fragen lauten -, wird
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