Der Geist des Highlanders
lächelnd. »Ich muss jetzt zur Anprobe. Später mache ich einen Spaziergang, um zu sehen, ob ich all die essbaren Pflanzen erkenne, von denen Patrick mir erzählt hat. Er ist Jamies Bruder, weißt du, und isst Sachen, von denen du nicht glauben würdest, dass man sie überhaupt gefahrlos in den Mund stecken kann.«
Connor seufzte. Ja, er kannte Patrick, und er war genauso kampfeslustig und mutig wie sein älterer Bruder, nur vielleicht ein wenig jovialer. Dass Patrick so viel über Pflanzen wusste, überrascht Connor nicht. Ihn erstaunte vielmehr, wie
viel Freude es ihm selbst bereitete, sich mit den beiden MacLeods zu unterhalten.
Es geschahen noch Zeichen und Wunder.
»Willst du nachher mitkommen?«, fragte sie.
»Ja«, seufzte er, »ich warte bei der Wiese auf dich.«
»Wunderbar«, erwiderte sie fröhlich und wandte sich zum Gehen.
Sie sah nicht so aus, als ob sie Angst hätte vor dem, was ihr bevorstand.
Das machte ihm Sorgen.
Aber als er sie auf ihrem Spaziergang begleitete, schwieg er davon. Er tat so, als bemerke er nicht, dass die Munterkeit, mit der sie die Pflanzen bestimmte, nur aufgesetzt war. Es gelang ihm sogar, ihr übertriebenes Gähnen nach dem Abendessen zu ignorieren, als ob der Tag so anstrengend gewesen wäre, dass sie jetzt nur noch schlafen wollte. Er blickte ihr nach, als sie auf ihr Zimmer ging.
Sie schauspielerte.
Und zwar schlecht.
Das war kein gutes Zeichen.
Nach dem Essen saß er alleine vor dem Kamin im großen Saal. Allerdings blieb er nicht lange ohne Gesellschaft. Als alle anderen schlafen gegangen waren, gesellte sich James MacLeod zu ihm. Er setzte sich ebenfalls vor den Kamin und starrte ins Feuer.
Connor wunderte sich über sich selbst. Er hatte siebenhundert Jahre gebraucht, um festzustellen, dass er sich mit einem Clanmitglied, das er zu seinen Lebzeiten sofort getötet hätte, auch anfreunden konnte. Und zumindest in Jamies Fall wäre es ein Fehler gewesen, den Mann umzubringen.
»Nun?«, sagte Connor. »Was denkt Ihr?«
Jamie blickte ihn an. »Was denkt Ihr?«
»Was ich denke, sollte ich besser nicht laut aussprechen.«
Jamie verzog keine Miene. »Sie nimmt für Euch ein sehr großes Risiko auf sich.« »Ich habe sie gebeten, es nicht zu tun.« - »Und es erfordert mehr als nur ein bisschen Demut von Euch, dieses Risiko zu akzeptieren.«
»Mehr, als ich besitze.«
James lächelte ein wenig. »Das kann ich verstehen. Ich würde an Eurer Stelle wahrscheinlich genauso empfinden. Wenn meine Frau etwas für mich tun müsste, was ich nicht vermag ... es wäre schwierig.«
»Es quält mich zutiefst. Wenn sie geht, kann ich sie nicht beschützen.«
»Könnt Ihr das denn jetzt?«, fragte James.
»In einem gewissen Umfang schon«, erwiderte Connor.
»Aber Ihr könnt sie nicht heiraten, Ihr könnt ihr keine Kinder schenken oder Euch so um sie kümmern, wie sie es gerne hätte.« Er lächelte. »Eure Position ist unhaltbar, mein Freund. Wenn Ihr ihr erlaubt, die Sache anzugehen, könnt Ihr sie nicht beschützen. Und wenn Ihr es ihr nicht erlaubt, dann könnt Ihr ihr nicht das geben, wonach es ihr Herz verlangt.«
»Sie hört sowieso nicht auf meine Einwände.«
»Nein?«, sagte James. »Trotz ihrer Entschlossenheit spürt sie, dass Ihr ihre Entscheidung nicht billigt. Dadurch versagt Ihr ihr den einzigen Trost, den Ihr ihr bieten könntet, und ich glaube, es ist auch der Grund dafür, dass sie nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ist.«
Connor schwieg. Es dauerte lange, bis er wieder sprechen konnte. James hatte recht.
Er seufzte. »Ich habe Angst um sie.«
»Dann bereitet sie auf das Schlimmste vor. Wir wissen beide, wie übel es ihr ergehen kann.«
Connor nickte müde. »Ja, das werde ich tun.«
»Ich habe mir etwas überlegt«, fuhr Jamie fort.
»Noch etwas?«, fragte Connor säuerlich. »Habt Ihr mich mit Euren Überlegungen heute Abend noch nicht genug belästigt?«
James lächelte. »Ich habe mir gedacht, es könnte hilfreich sein, wenn Ihr Eure Erinnerungen aufschreiben würdet. Ich könnte Euch dabei helfen. Ich habe dasselbe für Iolanthe getan, und es war ihr ein großer Trost.«
Connor überlegte, schüttelte aber dann den Kopf. »Ich konnte in der Vergangenheit kein Wort lesen, deshalb würde mir etwas Geschriebenes überhaupt nichts nützen. Nein, ich muss mich einfach auf meine Intelligenz und auf meine Vorstellungskraft verlassen.«
»Und hoffen, dass Euch Euer Schwert auf der Reise durch das Zeittor abhanden kommt?«, fragte Jamie
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