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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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der es wunderbar gelaufen war, verschlechterte sich Connors Laune zusehends.
    »Was gibt es?«, fragte sie. »Was ist los?«
    »Mir gefällt es nicht, wie der König ermordet worden ist. Und noch weniger gefällt es mir, dass seine Frau Hamlets Onkel direkt nach seinem Tod geheiratet hat.«
    »Hey, ich habe das Stück nicht geschrieben.« Victoria hob abwehrend die Hände. »Ich führe nur Regie.«
    Connor stand auf und drehte sich zum Kamin. »Dieser Text ist nicht nach meinem Geschmack. Nicht im Geringsten.«
    Victoria hätte ihn gerne nach dem Grund gefragt, aber da er ihn ihr sowieso nicht sagen würde, schwieg sie lieber. Wenn er sich bedrängt fühlte, zog er doch nur sein Schwert.
    Stattdessen beobachtete sie ihn. Er sah so real aus, wie er da mit dem Rücken zu ihr am Kamin stand. Sein Brustkorb hob und senkte sich, und Victoria streckte unwillkürlich die
    Hand aus, um seinen Kilt zu berühren. Aber das ging natürlich nicht.
    Er fuhr herum. »Was tut Ihr?«, wollte er wissen.
    »Ich war nur neugierig«, stammelte sie verlegen und wich zurück.
    »Ach ja?«, fragte er mit gefährlich sanfter Stimme.
    »Können Sie es mir verübeln? Sie sehen so real aus.«
    »Ich bin auch ziemlich real«, murmelte er. »Und doch auch wieder nicht.«
    »Können Sie denn Dinge aus der Welt der Sterblichen berühren?«, fragte sie.
    »Es ist nicht leicht. Es kostet viel Kraft, und ich bin noch Stunden später wie ausgelaugt. Je nachdem, was ich getan habe, dauert es sogar tagelang, bis ich mich erholt habe.«
    Sie blickte in seine grauen Augen, und ein seltsames Gefühl stieg in ihr auf, eine Art Deja-vu.
    »Wer hat... äh, wie sind Sie ...?«
    »Gestorben?«, beendete er den Satz.
    »Ja«, erwiderte sie kleinlaut.
    »Meine Frau hat mir Hörner aufgesetzt, und ihr Liebhaber hat mich ermordet.«
    Victoria riss die Augen auf. »Welche Frau, die ihre Sinne beisammen hat, kommt denn ...«
    Verspätet wurde ihr klar, dass sie sich auf gefährliches Terrain begab.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie danach gefragt habe«, sagte sie schließlich.
    Connor starrte blicklos in den Raum. »Ich habe es noch nie jemandem erzählt«, begann er. »Zuerst war ich voller Wut. Dann konnte ich nicht fassen, dass ich tot war und mein Leben nicht weiterführen konnte.« Er blickte Victoria an. »Trauer wäre angebrachter gewesen.«
    »Ich glaube, es ist einfacher, wütend zu sein.«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    »Ich kann mich bei der Arbeit gut von meinen Problemen
    ablenken«, erklärte sie. »Sie hält mich davon ab, zu viel nachzudenken. Aber in meinem Leben gab es natürlich auch noch keine großen Tragödien.« Es sei denn, man zählte die Tatsache mit, dass sie mit zweiunddreißig immer noch nicht verheiratet war, und der einzige Kandidat, der dafür in den letzten zwei Jahren in Frage gekommen wäre, ein Mann war, der wesentlich mehr an ihrem Stück als an ihr interessiert war.
    Na ja, wenigstens war sie kein Gespenst.
    »Haben Sie sie geliebt?«, fragte sie leise.
    Connor warf ihr einen überraschten Blick zu. »Meine Frau? Natürlich nicht. Sie war zwar recht hübsch, aber sie war die Tochter meines Feindes. Die Ehe mit ihr war gut geeignet, um die McKinnons davon abzuhalten, mein Vieh zu stehlen.«
    »Sie war eine McKinnon?«, stieß Victoria hervor. Hastig griff sie nach ihrer Teetasse und trank einen Schluck. Verdammt. Kalt.
    Zu ihrem Erstaunen verzog Connor sein Gesicht zu einer Art Lächeln. Es war zwar eher ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel, aber es überraschte sie so sehr, dass sie beinahe ihren Tee wieder ausgespuckt hätte.
    Sie tupfte sich mit einer von Mrs Pruitts Leinenservietten den Mund ab. »Kein Wunder, dass Sie uns nicht leiden können.«
    »Ja, nun, es gibt ein oder zwei Ausnahmen. Euer Bruder sagt mir immer noch nicht zu, aber Eure Schwester Megan ist ein reizendes Mädchen, und ich höre sie gerne lachen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch Eur e grandmere ins Herz schließen werde.« Er setzte sich wieder. »Was Euch angeht, bin ich noch zu keinem endgültigen Schluss gekommen.«
    »Wie freundlich«, stieß sie hervor. »Sie haben also eine McKinnon geheiratet. Wie ist es weitergegangen?«
    »Sie hat mir Zwillinge geschenkt. Einen Jungen und ein Mädchen.«
    »Oh«, sagte Victoria, »wie reizend ...« »Und zwei Jahre später ist sie mit einem französischen Bänkelsänger, der durch die Highlands zog, durchgebrannt.« Connor verzog finster das Gesicht. »Wenn sie auch nur einen Funken Verstand gehabt hätte,

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