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Der Geist des Nasredin Effendi

Der Geist des Nasredin Effendi

Titel: Der Geist des Nasredin Effendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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die Tür hinter ihm, und er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte. Einen Augenblick brauchte Nasreddin, um sich zu sammeln. So ein Hundesohn! Nasreddin riß an der Tür, die nicht nachgab. Drüben hörte er ein Auflachen, das zweifelsfrei zu dieser Kistenfrau gehörte und ihn noch wütender machte.
     »Verhalte dich ruhig, Bürger Nasreddin, es geschieht dir nichts. Aber versteh, sechshundert Rubel sind viel Geld, und ich muß jetzt weg. In höchstens einer halben Stunde ist die Miliz da, dann klärt sich alles, also, sei friedlich!« Es sollte beruhigend wirken, was dieser Vorsitzende durch die geschlossene Tür rief.
     Nasreddin hieb mit der Faust gegen das Holz, daß es dröhnte. »Ersticke an deiner Spucke, du Sohn eines räudigen Schafes«, sagte er, aber nicht überlaut. Dann, nach einer Weile des Besinnens, rief er: »Laß mich raus. Ich werde es mir überlegen, das mit deiner Baumwolle.«
     Ein Lachen auf der anderen Seite, das Lachen dieser Frau, höhnisch-schadenfroh. Dann schrie sie: »Genosse Chaibabtulajew ist weg, mein Söhnchen.« Der Tonfall änderte sich. »Wirst schon auf die Miliz warten müssen, du verfluchter Wüterich. Geschieht dir ganz recht.«
     Nasreddin stand und kratzte sich am Kopf. Früher habe ich oft bei anderen gesehen, wie sie übertölpelt wurden. Und nicht selten war Nasreddin einer von jenen, die übertölpelten. Du wirst alt, Chodscha. Von jedem hergelaufenen Vorsitzenden läßt du dich hineinlegen, und keifende, alte, zahnlose Weiber machen sich über dich lustig. Er wußte sehr wohl, daß diese da draußen weder alt noch zahnlos war, aber er hatte ein stehendes Bild von widerlichen abscheulichen Zeitgenossen, und die hatten zu keifen, alt und zahnlos zu sein.
    Er überlegte, besah sich sein Verlies. Einen Augenblick dachte er daran, wie sehr es sich unterschied von dem, aus dem er kam. Das hier war fürstlich, hatte Vorhänge an den Fenstern, und diese besaßen keineswegs Gitter. Aber ein Blick nach draußen überzeugte ihn, daß man eine Kletterpartie nach unten nur in äußerster Lebensgefahr wagen sollte. Na und, besteht die nicht? Aber darüber war sich Nasreddin keineswegs im klaren. Im Grunde glaubte er nicht mehr daran, daß jene von der Miliz mit den Häschern des Chans etwas gemein haben, daß der dortige Chan überhaupt etwas zu tun haben könnte mit diesem neuen Urgentsch. Wie weit liegt das alles weg!
     Nasreddin wunderte sich, als er sich vergegenwärtigte, daß seither erst zwei Tage vergangen waren. Aber dennoch drängte ihn nichts, mit dieser Miliz Bekanntschaft zu schließen. Was hatte dieser, dieser Vorsitzende gesagt: Sie sperren dich in ein Heim.
     Sperren! Wenn es so ist wie hier, warum nicht! Nasreddin sah sich weiter um, zwei Sessel standen in einer Ecke an einem kleinen Tisch. Sogar ein Teppich hing an der Wand, ein weiterer kastenförmiger Tisch stand da, ein Stuhl dahinter, einer davor, und längs der Wand gegenüber der Tür zog sich ein leeres Regal hin, wie überhaupt alles leer und unbenutzt wirkte.
    Die Ecke rechts neben der Tür war durch einen Vorhang abgeteilt. Vorsichtig blickte Nasreddin dahinter, ein weißes Becken hing in Hüfthöhe an der Wand, darüber ein Stück gebogenes Rohr mit einem Knopf darauf. An der Wand hing eine Scheibe. Als Nasreddin näher trat, gewahrte er in dieser Scheibe einen Kopf, und er erschrak. Aber nach wenigen Augenblicken wußte er, daß dort er aus der Scheibe sah. Ein Spiegel, allerdings einer von einer Größe und Klarheit, wie er ihn selbst in den Palästen nicht gesehen hatte. Lange betrachtete Nasreddin sein Bild, strich sich über den Bart, und noch ein paar mal überkam es ihn, als blickte ihm da ein Fremder entgegen. Stück für Stück besah er sich dieses Gesicht, befühlte es mit den Fingern, rückte an den Zähnen und machte da eine erstaunliche Entdeckung. Er selbst hatte einen Zahn aus Gold! An anderer Stelle zwar als der Dieb, im Oberkiefer unter dem linken Auge, aber kein Zweifel, Gold!
     Nasreddin schwindelte. Einen Augenblick fühlte er sich zum Umfallen elend, suchte nach einem Halt. Er griff zum gebogenen Rohr, der Knopf darauf gab nach, schien locker. Aus dem Rohr floß plötzlich ein dünner Wasserstrahl in das Becken. Aber Nasreddin achtete zunächst nicht auf das neue Phänomen. Er wußte, daß es diesmal keine Erklärung geben würde, wie er zu dem goldenen Zahn gekommen sei. Hier muß Allah selbst seine Hand im Spiel haben. Abwechselnd wurde es ihm heiß und kalt. Ich

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