Der gekreuzigte Teufel
Ihrigen?« fragte der Mann Gatuiria.
»Die Karte, die ich Ihnen soeben gegeben habe, ist die richtige! Ich meine doch, daß Sie bemerkt haben müssen, daß auf ihr nicht ein einziges Mal der Teufel oder der Name Satan erwähnt wird. Und noch eines möchte ich sagen. Die große Mehrzahl der Festteilnehmer glaubt an Gott. Ich selbst, zum Beispiel, gehöre der Presbyterianischen Kirche von Ostafrika an und besuche jeden Sonntag die Church of the Torch in Thogoto. Die falschen Einladungskarten wurden von den Feinden des Modernen Fortschritts gedruckt. Sie haben nichts anderes im Sinn, als das Fest platzen zu lassen.«
»Und wer sind diese Leute, die das Fest stören wollen?« fragte Gatuiria.
»Die? Das müssen wohl Studenten von der Universität sein. Nur Studenten können sich eine derart kindische Verleumdungskampagne gegen ehrbare Leute ausdenken.«
»Was mich angeht, so kann ich keinen Unterschied zwischen den beiden Karten feststellen«, bemerkte Wangari. »Auf welche Weise können den Studenten Diebe und Räuber verleumden?«
»Indem sie behaupten, daß dies ein Fest des Teufels sei und daß Satan, der Herrscher der Hölle, es organisiert habe. Außerdem steht auf Ihren Karten nicht, daß dies ein Wettbewerb in zeitgenössischem Raub und Diebstahl sein wird.«
»Ich kann auch keinen Unterschied erkennen«, sagte Muturi. »Diebstahl ist Diebstahl, und Raub ist Raub.«
Der Mann mit der Sonnenbrille fühlte sich durch Muturis und Wangaris abweisende Meinung verletzt. Er begann zu reden, als predigte er einem Volk, das seinen Glauben verloren hat.
»Ich heiße Mwireri wa Mukiraai. Ich kann europäische Namen nicht ausstehen und habe deshalb vor einiger Zeit meinen Namen John abgelegt. Wie ich eben schon gesagt habe, bin ich auf dem Weg nach Ilmorog. Mein Fahrzeug, ein Peugeot 504 mit automatischer Einspritzung, hatte einen Motorschaden in Kikuyu. Ich ließ ihn dort vor dem Undiri-Hotel stehen. Ein Freund nahm mich nach Sigona mit. Ich dachte, ich würde noch andere VIPs treffen, die schon am Vorabend zu der Veranstaltung hinfahren würden. Ich traf jedoch niemand. Viele der eingeladenen Gäste hatten gesagt, daß sie erst morgen vormittag eintreffen würden. Aber da man ja bei Leuten, die trinken, nie ganz sicher sein kann, hatte ich den Eindruck, es wäre gut, in einem Matatu loszufahren.
Ich habe die höhere Schule von Siriana besucht und die Universität von Makerere, als sie noch wirklich Makerere war, und nicht das, was Amin daraus gemacht hat. In Makerere studierte ich Economics — Wirtschaftswissenschaften, d. h. die Wissenschaft von oder das Wissen darüber, wie der Reichtum in einem Land vermehrt werden kann. Dort in Uganda schloß ich erfolgreich mit einem B. Sc. in Wirtschaftswissenschaften ab. Damit nicht genug. Ich besuchte die hiesige Universität und schloß auch hier mein Studium der Volkswirtschaft erfolgreich mit einem akademischen Titel, dem B. Comm. ab. Dann stürmte ich weiter. In Amerika besuchte ich die große Universität namens Harvard. Dort studierte ich alles, was mit Unternehmensleitung zu tun hat. Mein akademischer Titel von dort lautet M. Sc. (Bus. Admin.).
Deshalb liest sich mein vollständiger Name folgendermaßen: Mwireri wa Mukiraai, B. Sc. (Econ.) (London); B. Comm. (Nairobi); M. Sc. (Bus. Admin.) (Harvard).
Wenn ich diese Titel hier alle aufführe, dann bin ich ganz sicher, daß Gatuiria das Gewicht dessen, was ich eben gesagt habe, richtig einzuschätzen weiß. In jenen Tagen hatte ich mir zum Ziel gesetzt, an der Universität zu lehren. Selbst heute noch zählen eine Reihe von Professoren zu meinen Freunden. Aber dann sah ich mich um, und es wurde mir klar, daß es in der Geschäftswelt viel zu wenige gut ausgebildete Kenianer gab. Deshalb ging ich in die Wirtschaft. Warum habe ich eine so große Einleitung gemacht? Ich habe mir Ihre Gespräche angehört und auch alle Argumente und alle Zweifel, die einige von Ihnen vorgebracht haben.
Ich will offen mit Ihnen reden und nichts zurückhalten. Solche Gespräche, wie sie hier geführt wurden, ruinieren unser Land. Es ist kommunistisches Gerede, die Wurzeln dafür sind im Kommunismus zu finden. Es soll unsere Herzen verderben und uns ruhelos machen. Solche Worte führen uns schwarze Menschen in die Irre, und Sie wissen doch, wie tief unser Glaube an Gott und an das Christentum ist. Kenia ist ein christliches Land, deshalb sind wir ein so gesegnetes Land.
Das Wichtigste zuerst. Dieses Fest ist weder ein Fest des Teufels,
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