Der gekreuzigte Teufel
kann, und man ihnen dabei noch ein Weniges lassen soll, dann müssen sie um so stärker an der Produktion des Reichtums mitarbeiten. Die Geschichte zeigt uns, daß es noch nie eine Zivilisation gegeben hat, die nicht auf Raub und Diebstahl aufgebaut gewesen wäre. Wo wäre Amerika heute ohne Raub und Diebstahl? Was wäre aus England, Deutschland, Frankreich undJapan geworden? Allein Raub und Diebstahl haben die Entwicklung der westlichen Welt möglich gemacht. Lassen wir uns nicht von kommunistischem Gerede hinters Licht führen. Raub und Diebstahl ein Ende setzen zu wollen, bedeutet für ein Land das Ende jeglichen modernen Fortschritts.
Zum Schluß möchte ich folgendes sagen: Es ist recht und billig, daß die VIPs einer Nation das Eigentum in Händen halten, jene, die mit der Gabe geboren wurden, selbst im Schlaf mit den Gütern dieser Welt umgehen zu können. Man stelle sich vor, was geschehen würde, lägen die Geschicke des Landes in den Händen des Abschaums der Gesellschaft, in den Händen derer, die zerstören, in den Händen der Faulen, der erbärmlichen und elenden Nichtstuer, die völlig außerstande sind, sich selbst zu versorgen, so sehr, daß sie sich kaum bücken mögen, um den Sandfloh zwischen ihren Zehen herauszuholen, der Laus unter dem Hemd den Garaus zu machen oder auf die Flöhe im Haus Jagd zu machen. Es wäre ja genau so, als würde man Perlen vor die Säue werfen — in den Schmutz würden sie getreten werden. Es ist lange her, da sangen die Mucung'wa Tänzer:
Die Glocke des Tänzers muß dem Schwächling genommen werden —
Dem großen Helden steht sie zu, er muß sie erhalten!
Die Frage ist nur, wer sind die modernen Helden?
Wir sind es, mit unserem Geld. Wir haben bewiesen, daß wir in unserem Bemühen, die Dinge an uns zu reißen, selbst ausländische Diebe und Räuber schlagen können. Raub und Diebstahl sind die wahren Grundlagen für Entwicklung und modernen Fortschritt. Wir sind es, die dies mit offenem Blick jetzt erkannt haben, wir wissen warum, und wir haben es gelernt. Aus diesem Grunde messe ich dem Wettbewerb in Ilmorog große Bedeutung bei — diesem Wettbewerb, der von den jungen Leuten an der Universität derart in Mißkredit gebracht wird. Und deshalb möchte ich darum bitten, daß Sie alle, die Sie jetzt hier sind, den Wettbewerb morgen besuchen, damit Sie sich selbst überzeugen können. Sollte einer von Ihnen Lust verspüren, die Arena zu betreten, seine Geschicklichkeit zu zeigen und sich im Wettkampf zu messen, so sollte er dies unbedingt tun. Ich für meine Person glaube an die Demokratie, die lehrt, daß man Menschen, die dazu befähigt sind, sich Dinge anzueignen, auch gewährenlassen sollte. Du läßt mich gewähren, wenn ich mich bereichere, und ich lasse dich gewähren. Du holst dir, was du brauchst, und ich hole mir, was ich brauche, und wir werden sehen, wer bei diesem Spiel gewinnt. Jene, die beißen können, müssen offen gegeneinander antreten, um alle Zweifel darüber auszuräumen, wer die schärfsten Zähne hat. Doch sollten wir das Glück anderer Leute keineswegs durch subversive Wühlarbeit zerstören. Werft diese gefälschten Karten weg, die die Studenten gedruckt haben, ich werde euch richtige besorgen.«
Mwireri wa Mukiraai hielt inne. Er nahm ein Taschentuch aus der Tasche, fuhr sich damit übers Gesicht und putzte sich die Nase. Die anderen Fahrgäste verharrten schweigend, als trauten sie ihren Ohren nicht.
Wangari erwachte als erste aus der großen Verwunderung. »Es stimmt, daß vom Schmerz allein noch keiner stirbt! Sie haben es gewagt, uns Abschaum zu nennen! Schweine, haben Sie uns schamlos genannt, uns, die Bauern und Arbeiter. Sie sagen, daß man uns die Perlen unseres Landes wegnehmen sollte! Wer züchtet diese Perlen? Wer ist hier in Wirklichkeit der Faule? Jener, der das Feld bestellt, oder jener, der das ißt, was andere angebaut haben? Welcher von den beiden hat die schönsten Perlen im Land hervorgebracht?«
»Sie da!« fiel Muturi ein, »Sie haben eine hervorragende Ausbildung erhalten. Aber eines will ich Ihnen sagen. Wenn man einem Affen ein Junges wegnimmt, so läßt man ihm wenigstens etwas zu fressen da. Sie und Ihre Leute, Sie gehen zu weit. Sie rauben uns das, was unserer Hände Arbeit hervorbringt, und nicht den kleinsten Brocken lassen Sie uns dafür zurück. Oben stauen Sie den Fluß, damit kein Tropfen Wasser zu uns, die wir weiter flußabwärts wohnen, gelangen kann. Man sollte nicht so vermessen sein, Gott seine
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