Der gekreuzigte Teufel
regelmäßigen Abständen aufleuchtete, um das darauf Geschriebene preiszugeben, ehe es wieder erlosch, nur um von neuem wie eine Neonreklame aufzuleuchten. Auf jedem Abzeichen waren eine oder zwei Anzeigen zu lesen, wie etwa: Weltbanken; Welthandelsbanken; Weltausbeutungsbanken; Geldverschlingende Versicherungsgesellschaften; Industrielle Rohmaterialfresser; Billigwaren für den Export nach Übersee; Handel mit Menschenhaut; Gewinnbringende Darlehen; Hilfe nur unter eisernen Bedingungen; Mordwaffen; Automobilwerke für den heimischen Markt der Eitelkeit und für größere Profite in Übersee; Nur hübsche und beste Produkte, um Narren in den Sklavenketten der Abhängigkeit zu halten; Einen Sklaven für die Bequemlichkeit — hier zu haben ! Derartiges und vieles andere mehr konnte man lesen.
Der Tisch, an dem Gatuiria, Wariinga, Muturi, Wangari und Mwaura saßen, befand sich in einiger Entfernung von dem Platz,den Mwireri wa Mukiraai eingenommen hatte, weshalb sie nur den obersten Teil seines Kopfes sehen konnten. Am Abend zuvor auf ihrem Weg nach Ilmorog hatten sie beschlossen, sich bei der Festveranstaltung zu treffen, damit sich jeder sein eigenes Urteil über den Wettbewerb bilden könne. Mwireri wa Mukiraai hatte ihnen die korrekten Einladungskarten gegeben, ohne die niemand der Zutritt zum Fest gewährt wurde. Und genau so war es gekommen. Als sie sich an jenem Sonntagmorgen um zehn Uhr trafen, standen Wachen an der Tür, die ihre Einladungskarten zu sehen verlangten, ehe man ihnen den Einlaß zur Höhle freigab.
Aber war dies wirklich eine Höhle, oder war es das schönste aller Häuser — die Krone unter den Häusern?
Der Fußboden war glatt und blank, als würde er unaufhörlich poliert, er war in der Tat so blank, daß man sein eigenes Gesicht widergespiegelt sah, wenn man hinabschaute. Die Decke leuchtete weiß wie Sahne. Die Kronleuchter glichen Büscheln gläserner Früchte, die an der Decke aufgehängt waren. Man hatte sie mit Papierstreifen in allen Regenbogenfarben geschmückt. Ähnliche Papierschlangen und Luftballons in vielen verschiedenen Farben — grün, blau, braun, rot, weiß, schwarz und dunkelbraun — hingen ebenfalls von der Decke herab.
Barmädchen gingen von Tisch zu Tisch und nahmen Bestellungen für Getränke entgegen. Die Mädchen trugen einen durchgehenden Hosenanzug aus schwarzer Wolle. Der Anzug saß so eng und schmiegte sich so vollkommen den Körperformen der Mädchen an, daß man aus der Ferne der Meinung hätte sein können, die Mädchen seien nackt. Ein weißes Stückchen Stoff in Form eines Häschenschwanzes saß auf dem Po. Auf dem Busen hatten sie zwei Plastikfrüchte angeheftet. Außerdem trug jedes Mädchen ein Band um den Kopf, auf dem I LOVE YOU stand. Die Mädchen glichen Wesen aus einer anderen Welt.
Wariinga trank Whisky mit Soda, Gatuiria, Muturi und Mwaura Bier — Marke Tusker —, und Wangari trank Fanta. Gatuiria und Muturi bezahlten.
Es war ein Fest, auf dem unaufhörlich getrunken und sofort dafür bezahlt wurde — man warf mit Banknoten um sich, und erst dadurch kam die rechte Stimmung auf. Diese Regelung gefiel den meisten Teilnehmern, denn nun bot sich jedem die Gelegenheit, seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Viele gaben ganze Runden aus, wenn sie dran waren, aber nur flaschenweise — einegroße Flasche Whisky, Wodka, Weinbrand, Gin oder einen ganzen Kasten Bier für jeden. Solche Leute hätten sich die Zunge abgebissen vor Ärger, wäre an ihrem Tisch einer gewesen, der einzelne Drinks oder Bierflaschen bestellt hätte. Runden mit einem Bier oder einem, vielleicht zwei Drinks pro Person galten allgemein als der Trinkstil der armen Leute.
Viele hatten sich mit jungen weiblichen Wesen bewaffnet — mit Sugar girls; sie trugen sehr teuren Schmuck aus Perlen und Rubinen um den Hals und silberne und goldene Ringe an den Fingern. Es hatte den Anschein, als wären die Frauen zu einer exklusiven Juwelen-Modeschau in die Höhle gekommen. Die Männer bestellten für ihre Sugar girls nur Champagner und führten dabei große Worte im Mund: »Laßt den Champagner überschäumen, daß er fließt wie der Ruiru Fluß — sollte er unseren Gaumen besiegen, werden wir darin baden oder schwimmen.«
»Wann wird es losgehen?« wandte sich Wariinga an Gatuiria.
»Sie bereiten sich darauf vor«, erwiderte Gatuiria.
Wangari dachte über vieles nach … Ich habe großes Glück gehabt … Erst gestern haben sie mich freigelassen, nachdem ich der Polizei versprochen
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