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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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die Jacke mit dem Schmetterling auf dem Rücken daneben und sprang in seiner farbenprangenden Badehose ins Wasser.
    Bei der anschließenden Olympiade stellte es sich dann heraus, daß Peter die längste Strecke tauchen konnte und Ulli der Beste beim Brustschwimmen war. Dagegen schlug der junge Amerikaner die beiden anderen beim Kraulen.
    „Great“, Ulli lachte, „deine Wenden sind prima.“
    „Und du bist im Brustschwimmen einfach nicht zu schlagen“, erwiderte der Bürstenhaarschnitt bescheiden.
    „Bei Gelegenheit mußt du mir zeigen, wie du das mit den Beinen machst“, sagte Peter. „Du kraulst wie ’ne Schiffsschraube.“
    „Und du tauchst wie ein U-Boot“, entgegnete der junge Amerikaner. „Was ist der Trick, daß du die Luft so lange stoppen kannst?“
    „Kinder, wir sind eine piekfeine Gesellschaft.“ Ulli grinste. „Sogar Diplomaten können sich bei uns noch ’ne Scheibe abschneiden.“
    „Ja, so ein großes weißes Schiff macht die Menschen höflich.“ Jetzt grinste auch Ronny Fuller.
    „Und Höflichkeit“, dozierte Peter Finkbeiner, „ist für die menschlichen Beziehungen das, was Öl für einen Motor ist. Es reduziert die Reibung auf ein Mindestmaß.“ Dabei warf er sich ohne Ankündigung mit einem Hechtsprung über den Bürstenhaarschnitt und drückte ihn unters Wasser.
    Ulli sprang gleich hinterher. Es spritzte und sprudelte, als sei mitten im Swimmingpool plötzlich eine Mineralquelle ausgebrochen. Und dann dauerte es eine ganze Weile, bis das Knäuel der drei Jungen wieder auftauchte. Dabei waren ihre Beine und Arme noch immer verknotet, wie bei Zirkusakrobaten oder Catchern.

Inspektor Brown kommt fast zu spät

    Eine Viertelstunde später trabten sie einträchtig nebeneinander zu den Erwachsenen zurück. Sie warfen sich ins Gras und schnappten nach Luft.
    „Wir haben in der Zwischenzeit zusammen Kaffee getrunken und einen Entschluß gefaßt“, gab Mrs. Fuller bekannt. „Und zwar folgendes: Herr Wagner gondelt mit euch per Seilbahn nach La Guaira“, sie blickte zu den drei Jungen hinüber, die mit ihren nassen Haaren nebeneinander lagen, „und das Ehepaar Finkbeiner fahrt mit mir im Taxi.“
    „Ich verzichte ganz gern“, sagte die Frau des Apothekers. „Ich hab’ sowieso einen Bammel vor Seilbahnen.“
    „Und ihr werdet uns ja dann erzählen, wie es war“, meinte Herr Finkbeiner.
    Hinterher sagte Mrs. Fuller dann noch: „Ich weiß, daß ich eine alte Wachtel bin, und Ronny braucht zwischen — durch immer wieder mal Urlaub von mir und meinem Rollstuhl.“ Aber da sauste sie bereits mit dem Ehepaar Finkbeiner im offenen Taxi über die Rota del Sol, die breite Autostraße. An Araguaneybäumen und riesigen Reklameflächen für Fluggesellschaften, Filmkameras und Autos vorbei. Alles Dinge, die sich der größte Teil der Bevölkerung doch nie leisten kann.
    Währenddessen stand Herr Wagner mit den drei Jungen in der Gondel der Seilbahn. Caracas mit seinen Wolkenkratzern wurde immer kleiner, und man konnte jetzt sehen, daß die Stadt wie ein großer See zwischen lauter Bergen lag.
    Die Schiffspassagiere drängelten sich an den Fenstern und schossen aus ihren Fotoapparaten wie aus Maschinengewehren. Die meisten hatten jetzt frisch gekaufte und nagelneue Strohhüte auf den Köpfen. Sie waren aufgeregt wie Jäger, denen ihr Wild davonläuft. Es zogen nämlich immer häufiger hohe Bäume an den Gondeln vorbei, und bald würde von Caracas nichts mehr zu sehen sein. Und gleich darauf ging es dann wirklich nur noch über Wiesen, Felder und Wälder hinweg.
    Die drei Jungen standen dicht nebeneinander und blickten durchs Fenster.
    Und plötzlich fragte Ulli wie aus heiterem Himmel: „Wo sind deine Eltern eigentlich geblieben? In New York oder wo?“ Er transportierte dabei den Film in seiner Kamera weiter.
    „Meine Eltern sind vor zwei Jahren mit ihrem Flugzeug abgestürzt“, antwortete der Junge mit den Nieten und dem Schmetterling auf seiner verwaschenen Jacke. „Mein Vater war ein ganz guter Pilot, aber sie sind in ein Gewitter gekommen.“
    „Tut mir leid“, antwortete Ulli, „war eine blöde Frage“
    „Konntest du ja nicht wissen“, meinte Ronny. „Seitdem bin ich bei meiner Tante und es geht eigentlich ganz gut. ,Den Umständen entsprechend 1 , würde ein Arzt sagen
    Die Gondel schwebte inzwischen an ihren dicken Drahtseilen über dem unberührten und tropischen Urwald. Dazwischen gab es immer wieder tiefe Schluchten mit steilen Felswänden. Und dann konnte man noch

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