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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Stelle und stehe Ihnen zur Verfügung“, erwiderte Inspektor Brown. Sein Atem ging so ruhig wie bei einem Hund, der in der Sonne liegt.
    „Sie waren nicht im Speisesaal“, stellte Mister Palmer fest. „Jedenfalls habe ich Sie nicht entdeckt.“
    „Ich wollte unsere Verabredung hier am Rettungsboot abwarten, bevor ich vor den Passagieren aufkreuze. Denn wie ich höre, haben Sie bestimmte Vorstellungen.“
    „Sehr richtig“, erwiderte Mister Palmer und paffte wieder einmal eine Rauchwolke aus seiner Pfeife in die Luft. „Ich schlage vor, daß wir hier nicht gleich wie Zwillinge durch die Gegend spazieren. Oh, da fällt mir ein“, unterbrach er sich plötzlich, „wir müssen sofort nach London telegrafieren, daß Sie hier eingetroffen sind...“
    „Das habe ich bereits erledigt“, warf Inspektor Brown ein. „Hoffentlich bin ich Ihnen nicht zuvorgekommen.“
    „Um so besser“, meinte Mister Palmer. „Dann verlieren wir keine Zeit mehr. Also, was ich sagen wollte Er lehnte sich jetzt über die Reling. „Wir müssen es ja nicht von Anfang an jedem Passagier auf die Nase binden, daß wir beide sozusagen zusammengehören.“ Er richtete sich plötzlich auf und riß den Kopf herum. Irgend jemand hatte ganz in der Nähe gehustet, und zwar so, als ob er sich verschluckt hätte.
    „Ich bin untröstlich, wenn ich Sie gestört habe“, entschuldigte sich eine Gestalt, die vorerst kaum mehr als ein Schatten war. Aber dieser Schatten bewegte sich jetzt und verwandelte sich dabei in Herrn Latenser, der mit einem Glas in der Hand aus der Promenade kam. „Ich muß etwas von dem Zeug in die Luftröhre gekriegt haben“, er räusperte sich, „aber jetzt ist wieder alles okay.“
    „Das freut mich für Sie“, bemerkte Mister Palmer. Er lächelte ein wenig gekünstelt und fragte gleich hinterher: „Ich darf annehmen, es ist reiner Zufall, daß Sie gerade in diesem Augenblick hier auf dem Sonnendeck
    „Nein, das ist durchaus kein Zufall“, sagte Herr Latenser, der tatsächlich ein wenig so aussah wie ein getürmter Bankkassierer. „Ich komme jeden Abend nach dem Essen mit einem Glas Whisky hierher, um den Sternenhimmel zu betrachten. Und gerade heute ist er besonders schön.“ Er nahm einen kleinen Schluck und blickte nach oben. „Haben Sie überhaupt schon das Kreuz des Südens entdeckt!“ Herr Latenser blinzelte vergnügt durch die dicken Gläser seiner Brille. „Ein Erlebnis, finden Sie nicht auch?“
    Herr Latenser nahm noch einmal den Kopf in den Nacken, etwa so, als würde er beim Friseur im Rasierstuhl sitzen. „Einfach zauberhaft“, murmelte er. „Schon die Milchstraße allein ist zum Verlieben.“ Dann sagte er noch: „Weiterhin einen angenehmen Abend, die Herren.“ Danach wanderte er mit seinem Whiskyglas in Richtung Lift.
    „Ob er alles gehört hat?“ fragte Inspektor Brown besorgt.
    „Einerseits trägt das Wasser jedes Wort weiter“, bemerkte Mister Palmer, „andererseits decken die Schiffsgeräusche eine Menge zu.“ Er nahm wieder einen Zug aus seiner Pfeife. „Jedenfalls ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.“
    „Ja, das soll man nie vergessen“, pflichtete Inspektor Brown bei.
    „Es war natürlich Künstlerpech“, bemerkte Mister Palmer nach einer Weile. „Ich meine, daß Sie durch diesen blöden Unfall heute abend zu spät kamen. So hat ziemlich das ganze Schiff beobachtet, wie Sie mutterseelenallein über die Gangway getigert sind.“
    „Es war wie Spießrutenlaufen“, gab die Sonnenbrille zu. „Ich hätte genausogut über einen Laufsteg kommen können.“
    „Vielleicht sollten Sie sich jetzt erst mal aus dem Verkehr ziehen“, schlug Mister Palmer vor. „Sie vermeiden den Speisesaal und lassen sich Ihr Essen in der Kabine servieren.“
    „Einverstanden“, erwiderte der junge Inspektor aus London.
    „Und an Deck zeigen Sie sich nur, wenn ich Sie brauche.“
    „Auch dagegen habe ich nichts einzuwenden.“
    „Ausgezeichnet“, sagte Mister Palmer, bevor er wieder einmal eine kleine weiße Rauchwolke aufsteigen ließ. „Und jetzt erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen sollen-.“

Trinidad fällt ins Wasser

    Am nächsten Morgen klopfte der langhaarige Kabinensteward namens Horst auf die Minute pünktlich um sieben Uhr an die Tür mit der Nummer 222.
    „Ich bitte einzutreten“, rief Peter Finkbeiner gleich darauf. Er hockte bereits hellwach und im Lotossitz wie ein Buddha auf seinem Bett.
    „Einen guten Heiligen Morgen“, grüßte der Kabinensteward und

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