Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
sie sanft. „Fühlst du dich allein? Ohne deine Aletha? Oder liegt es an deinem Zustand? Du gewöhnst dich dran.“
Brunichild stieß einen Seufzer aus. „Wissen es denn schon alle?“
„Deine Sidonia ist ein Plappermaul, aber das weißt du doch. Also stimmt es?“ Sie strich ihr leicht und flüchtig über die Wange. Brunichild hielt ihre Hand fest, küsste die Innenfläche und schüttelte den Kopf.
„Es ist nur eine Vermutung, nichts weiter und behalt es für dich.“
„Natürlich. Aber es wird schon stimmen. Wie gefällt dir der Gedanke, ein Kind zu bekommen? Sigibert wird dich auf Händen tragen. Alle werden es.“ Einen Moment verschleierte sich Fredegunds Blick. „Genieß es bloß.“
Die Stimmung hatte gedreht, Brunichild verstand nicht, warum. Was hatte Fredegund auf einmal?
„Warum kannst du nicht bleiben?“, wiederholte Brunichild traurig. „Wenn du gehst, hab ich keinen mehr, mit dem ich lachen kann.“
„Was ist mit Sigibert?“, neckte Fredegund, sie hatte sich wieder gefangen.
„Mit ihm kann ich nicht reden wie mit dir. Du bist geradeheraus und beobachtest scharf. Dir entgeht nichts. Du kennst jeden Klatsch. Wenn Sidonia den Mund aufmacht, kommt meistens nichts Gescheites heraus, und Nanthild ...“
„Ihr Anblick erinnert dich an Sünden, die du nicht ausreichend gesühnt hast, oder daran, wie man wird, wenn man nie eine begangen hat.“
Brunichild grinste unwillkürlich.
„Nein, ich kann nicht bleiben. Wenn Audovera abreist, muss ich sie begleiten.“
„Ich werde mit ihr reden.“ Brunichild sprang auf.
„Nein!“, rief Fredegund erschrocken.
9
Im Halbschlaf hatte Wittiges das Gefühl, dass sich der Schrecken der Nacht ganz teuflisch wiederbelebte. Jemand zupfte an seiner Decke.
„Verschwinde, Barchild! Ich hab dir gesagt ...“ Er riss die Augen auf und fuhr mit einem unartikulierten Laut hoch.
„Wer ist Barchild?“, fragte Aletha neugierig. Wie aus dem Nichts aufgetaucht, stand sie an seinem Bett. Träumte er? Durch die offene Tür fiel in einer breiten hellen Bahn Morgenlicht herein.
„Sag mir sofort, wer diese Barchild ist!“, wiederholte Aletha und streifte die Kapuze ihres Reiseumhangs vom Kopf.
„Eine Alte, die sich nicht zu benehmen weiß“, antwortete Wittiges ächzend, legte sich zurück und zog die Decke höher. Verschlafen und verwirrt, fühlte er sich höchst angreifbar. Und nun meldete sich auch noch mit aller Macht das schlechte Gewissen. „Wie bist du hergekommen? Bist du etwa allein bis hierher geritten?“, fragte er entrüstet, um seine Schuldgefühle ein bisschen zu bemänteln. Er hätte sich schon vor Stunden zu ihr aufmachen müssen.
„Nein“, antwortete Aletha streng und runzelte die Stirn. „Willst du nicht endlich aufstehen? Alexander meinte zwar, ich soll dich ausschlafen lassen, aber das sehe ich nicht ein.“
Also mit Alexander hatte sie schon gesprochen. Hatte er sie hergeholt? Das gefiel ihm gar nicht. Energisch schob er die Decke weg und schwang die Beine aus dem Bett. „Da wollen wir doch mal klären, wer hier was zu sagen hat.“ Er stand auf und merkte zu spät, dass er nackt war. Alethas Blick wanderte über seinen Körper, langsam, prüfend, während sich eine lastende Stille ausbreitete. Betroffen spähte Wittiges an sich hinab. Klar und deutlich stand sein geschwollenes Glied in einem beeindruckend scharfen Winkel vom Körper ab.
„Anscheinend komme ich wirklich sehr ungelegen“, sagte Aletha schneidend und ging hinaus.
Wann immer in der nächsten Stunde Wittiges’ und Alethas Blicke sich trafen, wandte sie sich indigniert ab. Das war schwer auszuhalten, fühlte er sich doch vollkommen unschuldig. Irgendwann trat Barchild mit ihrer Enkelin in den Hof, um Wasser zu bringen. Wittiges nahm dankbar den Eimer entgegen und ging damit in eine Ecke, um sich gründlich zu erfrischen. Als er sich umwandte, hatte sich eine höchst ungewöhnliche Unterhaltung entsponnen.
Barchild hatte Alethas Hand ergriffen und sich auf den Kopf gelegt. „Willkommen Herrin“, nuschelte sie, „ich bin froh, dass du endlich hergefunden hast.“ Auf einmal streckte die Alte den Kopf wie eine Schildkröte vor und sah Aletha eindringlich ins Gesicht. Dann fiel sie vor ihr auf die Knie. „Gesegnet sei dies Haus mit deinem Eintritt. Freyr halte seine Hand über dich und die deinen.“
Freyr war der Gott der alten Heiden, und es wunderte Wittiges nicht, dass sich Barchild offen zu ihm bekannte.
Sie rappelte sich wieder auf. „Wenn du mir
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