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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nickte der Junge.
    „Pontus“, befahl Wittiges knapp, „folg mir mit so vielen Männer wie du zusammenbekommst. Beeil dich. Und bring Stricke mit. Für alle Fälle.“
    Wortlos bestiegen sie die Pferde und preschten in verschiedene Richtungen davon.
    Karl, Barchild und einige andere Leute aus dem Dorf hatten sich am Rand der Wiese versammelt. Und es war die Alte, die auf der Erde saß und Arne im Schoss hielt. Eine düstere Gestalt, die den toten Körper wiegte und ihre heidnischen Sprüche murmelte.
    Der Grenzstein war ausgegraben und etwa an der alten falschen Stelle nachlässig und schief in der Erde gerammt worden, als hätte jemand mutwillig damit gespielt.
    Wittiges’ Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das hatte er nicht gewollt und doch herausgefordert. Wie ein Mühlstein legte sich die Erkenntnis auf seine Seele, dass er im Hochgefühl der letzten Tage etwas Wichtiges, etwas Dringendes versäumt hatte. Es war unverzeihlich.
    Karls Gesicht wirkte vor Trauer leer und starr.
    „Weißt du, was passiert ist?“, fragte Wittiges behutsam. Viel Blut war in die Erde gesickert, der ganze Stein war blutbesudelt wie ein Opferstein. Ja, es sah ganz nach einem rituellen Opfer aus. Jemand hatte Arne über dem Stein die Kehle durchgeschnitten.
    „Nein.“ Karl fuhr sich an den Gürtel, wo sein Scaramax steckte. „Aber ich weiß, wo ich den Schuldigen suchen muss.“
    Das glaubte auch Wittiges zu wissen. „Karl, du wirst nichts ohne mich unternehmen“, sagte er streng.
    Der Schmied zuckte zusammen und trat drohend auf Wittiges zu. „Niemand hindert mich daran, das zu tun, was ich tun muss.“
    „Nein, niemand“, bekräftigte Wittiges. Unauffällig hatte er den Schwertgriff gelockert. Er behielt Karl genau im Blick. „Aber glaub nur nicht, dass dich Arnes Tod ganz allein etwas angeht. Das ist auch meine Sache.“
    Pontus kam heran, drei Männer rannten neben seinem Maultier her. Hoffentlich hatte Pontus nicht die Stricke vergessen.
    „Er ist mein Sohn!“, schrie Karl. „Alle sollen es hören, dass ich die Blutfehde gegen seinen Mörder ...“
    „Karl“, unterbrach ihn Wittiges scharf, „ich möchte, dass du mit mir kommst. Du und dein Sohn, ihr begleitet uns.“ Wittiges gab Pontus und den drei Männern ein Zeichen. Sie umringten Karl und trennten ihn von den übrigen Dörflern. „Ich werde dafür sorgen, dass dir volle Gerechtigkeit widerfährt“, erklärte Wittiges. „Aber du bist außer dir. Komm jetzt mit.“
    Wie ein in die Falle geratenes Tier sah Karl um sich. „Ich kann nicht. Ich kann nicht ruhen, bis ich ...“ Er zog den Scaramax.
    Wittiges überlegte, ob er den Schmied überwältigen und entwaffnen lassen sollte. Aber das ginge gegen Karls Ehre. Nur im äußersten Notfall, wenn gar nichts anderes mehr half, wollte er so weit gehen, um noch größeres Unheil zu verhindern.
    „Karl! Begreif doch endlich. Ich bin auf deiner Seite. Du stehst nicht allein da. Komm mit uns. Wir werden uns beraten.“
    Karl schüttelte entschieden den Kopf. „Was nutzt hier noch Beratung?“ Er deutete auf seinen toten Sohn. „Er muss gerächt werden, damit er Frieden findet.“
    Niemand war dichter als fünf Schritte an die alte Barchild herangetreten.  Es war, als ob ein unsichtbarer Bannkreis die Frau umschlösse. Etwas Dunkles, Furchtbares ging von ihr aus, als halte sie mit den Mächten der Finsternis Zwiesprache, mit Geistern und toten Seelen. Alle hatten Angst vor ihr, erkannte Wittiges. Das war gut, das würde ihm helfen, die Lage zu beherrschen.
    „Er bekommt seine Rache. Glaub es mir. Aber jetzt begleitete mich ins Dorf. Barchild kümmert sich um dein totes Kind. - Hast du mich verstanden, Barchild?“, setzte er lauter hinzu.
    Ein dunkles Feuer brannte in den Augen der Hexe. Sie musterte die anderen schweigend und hoheitsvoll und nickte.
    „Geh nur, Herr“, krächzte sie mit ihrer Rabenstimme und stand ohne Anstrengung und ohne den toten Jungen loszulassen, auf. Es kam Wittiges so vor, als sei das schreckliche Weib gewachsen.
    Selbst Karl wirkte eingeschüchtert. Der Tod als unverständliche bedrohliche Macht war so mit dieser Frau gegenwärtig, dass er vor ihr zurückwich. Wittiges ergriff ihn rasch am Ärmel und lenkte ihn auf den Pfad, der zur Villa führte.
    Es galt vor allen Dingen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber wie? Wittiges war ja selbst durcheinander und von Schuldgefühlen geradezu zerfressen. Karl stolperte neben ihm her wie ein Betrunkener, so dass er ihn schließlich bewog, zu

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