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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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hinweggerafft. Zwei Söhne innerhalb so kurzer Zeit! Und wir hatten gehofft, sie bleiben uns und werden groß.“
    „Wie alt sind sie geworden?“
    „Gundobad war vierzehn und Choldobert zwölf.“
    „Hast du außer diesen beiden noch andere Söhne?“, fragte Brunichild hilflos und verlegen.
    „Gundobad war nicht mein Sohn, aber ich habe ihn wie mein eigenes Kind geliebt. Aber jetzt genug davon.“ Sie waren vor einer Tür angekommen, die von zwei Kriegern bewacht wurde. „Warte“, sagte Marcatrud leise. „Ich hoffe, du kannst Guntram ein wenig aufheitern. Der Gram zerfrisst ihn. Bring ihn auf andere Gedanken. Erzähl ihm von deiner Heimat. Das interessiert uns sicher alle. Die ganze Familie ist nämlich versammelt. Deshalb haben wir auch mit der Beerdigung gewartet. Ich meine die Grablege. Sie findet in der Kathedrale statt. Wir haben Chlodoberts Leichnam gestern aus einer unserer Landpfalzen hierher überführen lassen.“
    Auf einen Wink hin stießen die Krieger die Türflügel auf.
    Der große Raum dahinter war voller Menschen.
    Ein Mann löste sich aus einer Gruppe nahe der Tür und kam mit ausgestreckten Armen auf Brunichild zu. Das musste König Guntram sein, Sigiberts zweitältester Bruder.
    Er war etwa Anfang vierzig. Schlank und eher mittelgroß, mit schmalem Gesicht und tief liegenden, vom Leid verschatteten Augen. Wie alle im Raum trug er schlichte dunkle Gewänder und bis auf die großen Silberfibeln, die sein Überkleid an den Schultern zusammenhielten, keinerlei Schmuck.
    „Ich freue mich, dass du bei uns bist“, sagte er warm und ergriff Brunichilds Hände. „Fühl dich hier zu Hause. Du bist bei uns zu Hause, und ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir schon jetzt eine liebe Verwandte in dir sehen. - Und dazu noch eine so hübsche.“ Er zwinkerte, aber sein Blick blieb verhangen.
    Langsam drängten auch die anderen heran.
    Zur Familie gehörten ältere Frauen und Männer, halbwüchsige Mädchen, ein schlaksiger, kühl wirkender Jüngling und ein sehr kleiner Junge, der auf dem Boden herumkroch. Dazu kamen noch Vertraute der Familie. Die Vorstellung all der Menschen wollte kein Ende nehmen. Ihre Namen rauschten größtenteils an Brunichild vorbei, während ein Fremdheitsgefühl sie zu überwältigen drohte. Jetzt war sie dankbar für Nanthilds Ratschläge zu ihrer Kleidung, denn viele Blicke musterten sie eher forschend als wohlwollend. Jeder fragte sich offenbar, was von ihr zu halten sei.
    Dienerinnen standen bereit, um Getränke zu reichen, und Brunichild spürte Hunger. Sie hatte die Mittagszeit mit Warten verbracht und fragte sich jetzt, wann sie sich mit Anstand in die für sie vorbereiteten Gemächer zurückziehen konnte. Sie seufzte leise.
    Hinter ihr und Guntram betrat jemand verspätet den Saal.
    „Bist du müde?“, erkundigte sich Guntram fürsorglich. „Sicher sind es zu viele auf einmal, die dir ihre Aufwartung machen wollen. Lass dich nicht verwirren, du wirst sie alle in den nächsten Tagen näher kennenlernen. Schmerzliche Ereignisse wie der Tod eines Familienmitglieds haben wenigstens ein Gutes: Wir finden uns zusammen“, fuhr er fort und warf beiläufig einen Blick über ihre Schulter, „zumindest jene, für die die Reise nicht zu beschwerlich ist. Ah, hier ist noch jemand, der darauf brennt, dich zu begrüßen. Mein lieber Bruder Sigibert ist...“ Guntram stockte.
    Der Moment, vor dem sich Brunichild am meisten gefürchtet hatte, war gekommen. Den Blick noch halb gesenkt, drehte sie sich um. Wenn ihr zukünftiger Gatte nur halb so freundlich wie Guntram war, würde sie dem Schicksal dankbar sein.
    Der Mann war mindestens einen Kopf größer als Guntram und sah gut aus, sehr gut sogar. Eine Athletengestalt mit kantigen, aber angenehmen Gesichtszügen, stahlblauen Augen und langem, gepflegtem blondem Lockenhaar. Er entsprach so vollkommen ihrer Vorstellung vom edlen Krieger und König, dass Brunichild die Knie weich wurden.
    Das war er also! Ihr Gemahl .
    Schon mit dem ersten Blick, in dem wie eine Verheißung Zärtlichkeit und Leidenschaft aufglomm, nahm er sie in Besitz. Dann trat er auf sie zu, schloss sie in die Arme und beugte sich zu ihr herab. Ohne Eile streifte sein Mund ihre Wange, und eine samtige, dunkle Stimme flüsterte: „Sei mir willkommen, meine Herzensfreundin.“
    Völlig überwältigt, spürte Brunichild Tränen in den Augen. Wie konnte das Schicksal so voller grenzenloser Großmut sein?
    „Chilperich?“ Eine fremde weibliche Stimme riss

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