Der Geliebte
gefunden. Tief betrübt begrub Llewellyn seinen treuen Hund, der das Leben seines Sohnes gerettet hatte. Das Dorf Beddgelert (»Gelerts Grab«) in Snowdonia, Wales, verdankt seinen Namen dieser walisischen Legende.
Seit Freitag war es schrecklich kalt. Ohne Vorwarnung war der Winter angebrochen. Der Heizkessel funktionierte immer noch nicht richtig, es fehlten irgendwelche Einzelteile. Die Schlafzimmer heizten wir mit elektrischen Öfen, die Eric schnell noch gekauft hatte. Schon bald stellte sich heraus, dass sie nicht alle drei gleichzeitig laufen konnten. Dreimal waren bereits die Sicherungen herausgeflogen. Eric wollte aber vorläufig noch nicht bei der Stromgesellschaft anrufen, weil Peter ihm davon abgeraten hatte. Das tat er besser erst, wenn die Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen waren, sonst machten die nur Schwierigkeiten. Solange noch nicht alles fertig war, galten offenbar strenge Regeln. Außerdem hatten wir die Neuund Umgestaltung des Hauses nicht offiziell beim Rathaus genehmigen lassen, was uns auch noch Scherereien einbringen konnte.
Also war es jetzt im ganzen Haus kalt, außer in dem einen Zimmer, das an Isabelles angrenzte. Dort lief permanent ein elektrischer Ofen. Mit minimalem Aufwand hatten wir den Raum gestern als provisorisches Wohnzimmer eingerichtet. Behelfsweise hatte ich die Fensteröffnung mit Zeitungen verklebt, wir hatten ein paar Möbel aus dem Container geholt und einen Fußbodenbelag ausgerollt.
Jetzt war Eric damit beschäftigt, die Satellitenschüssel zu installieren. Es wollte nicht so recht vorangehen. Als ich zum wiederholten Male »Nein, nichts!« zu ihm hinausrief, hörte ich ihn frustriert fluchen.
Erst war die Mattscheibe blau, dann kamen Bildstörungen, dann wurde es wieder blau.
Es war schon fast ein Uhr, und ich wurde allmählich immer nervöser. Heute Morgen beim Frühstück hatte ich angekündigt, dass ich in der Stadt noch etwas einkaufen wollte - einer der kleineren Supermärkte hatte am Sonntag geöffnet -, aber Eric fand das unsinnig. Morgen wäre Montag, und die Kinder wären in der Schule, also könnte ich das, was fehlte, doch auch morgen holen. Darauf hatte ich entgegnet, ich wolle für heute Abend etwas Besonderes vorbereiten, ein paar Leckereien, die wir auf der Couch vor dem Fernseher essen könnten, schön gemütlich am warmen Ofen. Das sei meine Art zu feiern, dass wir endlich aus dem Wohnwagen heraus waren, erklärte ich, und als besondere Überraschung für die Kinder wollte ich Eis mitbringen.
Erst hatte Eric mich befremdet angesehen. Ich klapperte fast schon mit den Zähnen, als ich ihm diese Geschichte auftischte, aber anscheinend wirkte sie doch in ausreichendem Maße überzeugend, denn er hatte sie ohne großen Protest geschluckt. Aber vorher musste ich ihm mit der Schüssel helfen. Danach konnte ich los. Allein, denn das Eis sollte ja eine Überraschung sein.
»Mama«, beschwerte sich Bastian, »Isabelle kritzelt ständig auf meinen Bildern herum!«
Ich drehte mich zu den Kindern um, die zwischen auf dem Teppich verteilten Blättern und Stiften auf dem Bauch lagen. Isabelle sah mich mit feuchten Augen an. »Er auf meinen auch«, sagte sie mit dünner Stimme.
»Könnt ihr beiden nicht einfach mal schön zusammen spielen? Nur ganz kurz noch. Mama und Papa versuchen das mit dem Fernseher hinzukriegen, und wenn wir’s geschafft haben, machen wir Nickelodeon an. Okay?«
Bastian nickte und entzog sein Bild demonstrativ dem Einflussbereich seiner Schwester. Isabelle legte sich auf die Seite und fing an, geistesabwesend auf ihrem Blatt herumzukritzeln. Ich machte mir ein bisschen Sorgen. Sie war schon den ganzen Vormittag schlapp und quengelig gewesen, außerdem klagte sie über Bauchschmerzen. Ich hatte Angst, dass sie krank wurde.
Kranke Kinder brauchen kein Eis. Die brauchen ihre Mutter.
»Ja, jetzt kommt es«, rief ich.
Es lief anscheinend gerade eine Sendung über Hinduismus. Ich zappte sofort zum Kinderprogramm weiter. »So, jetzt ist SpongeBob dran!«
Damit hatte ich meine Pflicht erfüllt. Ich wollte los. Es war schon halb zwei. Rasch ging ich ins Schlafzimmer, holte einen frischen String aus dem Schrank, eilte damit ins Bad, putzte mir die Zähne und zog mich schnell um.
Dann lief ich die Treppe hinunter, fischte die Autoschlüssel von der Spüle und nahm zwei leere Einkaufstaschen mit nach unten.
»Ich bin dann mal weg!«, rief ich Eric zu, der gerade sein Werkzeug verstaute. »Bis gleich.«
Geistesabwesend hob er die
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