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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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machte die Dame vom Qualle-Einkaufsservice.
    »Laufen Sie!« Der Meister tänzelte wieder los. »Die einzige Diät, die ewig hält, bei der es keinen Jojo-Effekt gibt und die den Körper mit 100 Prozent mehr Sauerstoff versorgt, ist das tägliche Laufen.«
    Er zauberte einen Zeitungsausschnitt hervor, auf dem die Eisschnelläuferin Franziska Schenk zu sehen war.
    Vor ihr stand ein Riesen-Eisbecher mit Sahne, in dem sie genussvoll rührte. »Die kann fressen, was sie will«, grinste Strunz fröhlich. »Ente mit Reis. Und elf Kugeln Eis mit Sahne zum Nachtisch. Die wiegt 60 Kilo! Aber die hat einen Fettgehalt von 11 Prozent! Ihr Köbbä verbrennt das Fett im Schlaf. IM SCHLAF!«
    Wir starrten ihn übellaunig an.
    »Und warum? Weil die Frau sich bewegt. Regelmäßig. Mit moderatem Puls. Und das ist das Geheimnis.«
    Ich spitzte die Ohren. Moderater Puls. Also nicht hecheln, schnaufen, keuchen, schwitzen, bis einem schwarz vor Augen wird und man vor Seitenstichen nur noch gegen die nächste Hecke taumelt?
    »Wie lange müsstisch denn lauwe?«, fragte ein Dicker mit Toupet aus der ersten Reihe. Das mit der Ente und den elf Kugeln Eis hatte ihn sichtlich beeindruckt.
    »Jeden Tag eine halbe Stunde.« Der Doktor hörte nicht mit dem provokanten Tänzeln auf. Es war unerträglich, ein solches Bündel Energie und Lebensfreude da rumspringen zu sehen.
    »Wie stelle se sisch das vor? Isch hab ’n Dschobb, un isch hab kai Zait, un isch bin vizzisch! Mai Kniegelenk un mai Saidenstisch un mai Kuzzatmischkait!«
    Mein Gott, DER ist vierzig? Der dicke, alte, verbrauchte, abgeschlaffte Zausel mit Toupet? Und ich schäme mich meines Alters?
    »Gildet nicht!«, antwortete Strunz. »Laufen Sie!«
    Und dann gab er zum besten, dass er selbst erst mit fünfundvierzig Jahren angefangen hatte. Vorher war er Weinverkoster und kein Kostverächter. Er fuhr mit dem Porsche zum Bäcker um die Ecke und schleppte sich so dem trostlosen Alter entgegen. Irgendwie musste da wohl eine junge Frau in sein Leben getreten sein. Zwanzig Jahre jünger oder so.
    Aha, dachte ich. Das kenn mer ja.
    »Außädem bin isch halt a unspottlischä Tüpp«, sagte das Toupet. »Isch hasse Spott.«
    »Wenn ich sage: Laufen Sie!, heißt das nicht: Treiben Sie Sport! Sportler sind Ameisen. Wie Arbeiter, emsig, fleißig, machen immer Überstunden, treten im Hamsterrad auf der Stelle.«
    Ich bin auch eine Ameise, dachte ich. Ich trete auch immer nur im Hamsterrad auf der Stelle.
    »Sportler zerstören ständig ihr Immunsystem! Wenn ich einen beleidigen will, nenn ich ihn Sportler.«
    Wir lachten gequält.
    Also kein Sport? Was dann?
    »Machen Sie es dem Adler gleich! Schwitzt der? Keucht der? Strengt der sich an? Der breitet die Flügel aus und nutzt die Kraft der Winde!«
    Bei »Winde« dachte ich an den Vier-Winde-Tee von Dr. Drießnitz.
    »Laufen Sie! Mit einem Puls von höchstens 140! So einfach ist das! Sie kriegen es GESCHENKT!«
    Klar, dachte ich. Das ist echt einfach. Dass ich da vorher nicht drauf gekommen bin! Und wie weiß ich, dass ich einen Puls von 140 habe?
    »Joschka Fischer hat sich einen Marathonläufer zum Trainer genommen. Der einzige Job, den dieser Trainer hatte, war, den Joschka zu bremsen. Wenn der bei seinem Übergewicht zu schnell gelaufen wäre, hätte der tot umfallen können. So hat er rapide abgenommen, hält sein Gewicht, das nicht aus Fett, sondern aus Muskeln besteht, und ist körperlich topfit.«
    Wir nickten betroffen. Ja, der Joschka. Wir Steuerzahler spendieren ihm gern seinen Marathon-Män. Wenn’s der Weltpolitik denn hilft. Vielleicht hätte Herr Kohl das auf Dauer auch so machen sollen. Die Semmel-Diät hat ja nicht wirklich was bewirkt, wie die Welt beobachten durfte.
    »Beim früheren Bundeskanzler haben wir das beste Beispiel für den Jojo-Effekt. Die leergehungerten Fettzellen schreien nach jeder Fastenkur nach dem erschten Saumagen. Und der Herr Bundeskanzler konnte seine Fettzellen einfach nicht schreien hören!«
    Wir Normalos grinsten grausam. Was mag so ’n Marathon-Män pro Stunde kosten? Ich stellte mir Oda-Gesine vor, wie sie rannte und schwitzte. Und keuchte und hyperventilierte. Zu köstlich. Ich verdrängte den unschönen Gedanken.
    Klar hatte längst einer von den Neunmalklugen gefragt, wie man das mit dem Puls von 140 ohne kostspieligen Trainer kontrollieren könne.
    »Eine Pulsuhr tut’s auch«, tröstete Dr. Strunz. »Man befestige sich per Brustgurt einen Sender am Herzen, trage die Pulsuhr am Handgelenk und

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