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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Miene aufzusetzen.
    »Was soll ich denn mit so ’ner bescheuerten Mütze! Erstens sind es draußen fünfunddreißig Grad, und zweitens setz ich diese Bommelmütze nie und nimmer auf!«
    »He says thank you«, sagte ich liebenswürdig zu Emil.
    »He likes the Mütz very much!«
    Emil war sich nicht so sicher. Das Päckchen, das er Oskar überreichte, glich dem Vorigen leider sehr.
    »Wenn der mir jetzt auch so ’ne voll ungeile Mütze schenkt, rede ich mit dem nie wieder«, drohte Oskar an. »NIE WIEDER!!«
    »Es könnte sein, dass es auch so eine ungeile Mütze ist«, sagte ich warnend. »Du packst sie aus, lächelst und bedankst dich.«
    »Nie im Leben!!«
    Es WAR so eine ungeile grüne Mütze. Ich muss sagen, es fiel mir schwer, Fassung zu bewahren. Eigentlich hätte ich mich gerne totgelacht. Aber ein bisschen wollte ich auch weinen.
    Oskar warf die Mütze mit verächtlicher Geste über die Schulter hinters Sofa. Klarer Fall für Frau Prieß. Sie würde froh lachend hinter das Sofa krabbeln und verkünden, dass sie sich bewegen müsse. Und dann würde sie die Mütze erst mal waschen. Bei dreißig Grad. Im Feinwaschgang.
    »Der spinnt wohl«, heulte Oskar beleidigt.
    »DU spinnst wohl!«, knurrte ich und versuchte mich in meinem Wenn-Blicke-töten-könnten-Blick. Manchmal klappte er, manchmal nicht. In diesem Falle klappte er nicht.
    Wir fingen an zu grinsen, Oskar, Karl und ich.
    »Und jetzt ich, und jetzt ich und jetzt ich!« Katinka hüpfte aufgeregt vor mir herum.
    »Es könnte sein, dass du auch ’ne Mütze kriegst«, gab Oskar zu bedenken.
    »Ich will auch ’ne Mütze, ’ne Mütze, ’ne grüne Mütze!«
    Emil kramte lange und mit Andacht. Dann beförderte er ein Paket hervor, das so groß und schwer war, dass seine Schläfenadern hervortraten.
    »Attention! It’s heavy!«
    »Boh! Schwer! Katinka! Das kannst du gar nicht alleine tragen!« Jedenfalls war es keine Mütze.
    Egal, was es ist, dachte ich, Junge, wenn du das von Südafrika bis hierher geschleppt hast, bist du selbst schuld. Wenn es wenigstens eine gute Kiste Wein wäre.
    Sechs eifrige kleine Speckhände rissen an der Verpackung, und dann kamen viel Holzwolle und viele Sägespäne, und dann hatten sie es ausgepackt: ein Nashorn aus massivem Holz. In der Größe eines mittleren Rauhhaardackels.
    »Boh! Groß! Toll! Schwer! Ein Schaukelpferd! Quatsch! Ein Kamel! Nein, ein Rhinozeros, du Sack! Nein, ein Nashorn! Ein Nashorn! Aus Stein!«
    »Das ist aber mal ein originelles Mitbringsel für eine Dreijährige«, lobte ich Emil freundlich. Ach Gott. Warum durfte ich mich jetzt nicht totlachen.
    Mit schmalem Lächeln wuchtete ich das Nashorn auf den Wohnzimmerschrank. Meine armen, schwachen, fast nicht vorhandenen Oberarmmüskelchen schafften es kaum.
    »Und jetzt Mamas Geschenk!« Die Jungen begannen sich zu freuen. Vielleicht bringt er mir einen Stein, der so groß ist wie mein Kopf, überlegte ich und dachte dabei an »Hans im Glück«.
    Emil grub in dem Rest seiner Holzwolle und förderte zwei zwergwüchsige, kurzarmige Kleiderbügel hervor. Sie waren mit Rüschen und Schleifen bezogen. Genauso, wie ich es mag. Alle meine Kleiderbügel sind mit Rüschen und Schleifen überzogen. Abends, wenn ich mich langweile, und das tue ich oft, überziehe ich stundenlang Kleiderbügel mit Rüschen und Schleifen. Hahaha. Mama macht nur Spaß.
    »Oh! Danke, Emil! Die sind wunderschön!« Ich drückte das schwitzende südafrikanische Kalb in dem grobgerippten Pullover liebevoll an meine Mutterbrust.
    »Mama, jetzt lügst du.« Karl wälzte sich peinlich berührt auf dem Sofa herum. »Und knutschen musst du auch nicht gleich mit ihm!«
    »Na und? Hauptsache, er weint nicht mehr. Dafür ist mir jedes Mittel recht.«
    »Und jetzt essen wir endlich, O.K.?«

Am nächsten Tag beim Frühstück hatte Emil wieder denselben dicken Pullover an wie am Tag zuvor. Aber er weinte nicht mehr. Er hatte sogar den Tisch gedeckt.
    Ich blätterte in der Samstagszeitung.
    »Boh, ey, Mama, da kann man von einem Kran springen!«
    Oskars dickes Fingerlein, das eben noch im Ei herumgepult hatte, hinderte mich am Weiterblättern.
    »Toll«, sagte ich geistesabwesend.
    »Ach, das haben sie in meiner Klasse erzählt.« Karl äugte interessiert auf die Zeitung. »Da ziehen sie einen hoch, hundert Meter oder so, und dann lassen sie einen fallen.«
    »AUF die Erde? Ist man dann nicht tohot?«
    »Quatsch, du Hammel. In ein Netz.«
    Emil schaute nun auch auf die Zeitung.
    »Oh, I’ve seen it

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