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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Hocke und zerrte an den Hosenbeinen. Ich betrachtete derweil sein Kopftuch. So eines hatte Katinka, für Regenwetter auf dem Spielplatz.
    »So sitzt das richtig! Schau! Das muss so!«
    Wie, das muss so? Offener Hosenschlitz und herausquellender Speckbauch! Schwangerschaftsstreifen und Fett auf der Hüfte!
    Das muss NICHT so! Guck doch mal in die »Frohe Mutter«, Mann! Was es da für nette Hängerchen gibt!
    Die Verkäuferinnen nickten im Takt. »Das ist der neue Schnitt«, murmelten sie, als hätten sie ein Tonband verschluckt.
    Bei einem lila glänzenden Samtanzug bekam ich die Hose noch nicht mal über den Hintern. Das konnte doch unmöglich Größe zweiundvierzig sein!
    »Das ist ein französischer Designer«, sagte Margarete Jacoby, die Dame von unten, die sich inzwischen zu uns gesellt hatte. »Da fallen die Hosen schon mal was enger aus.«
    Ich wollte vor Scham vergehen.
    »Das nehmen wir für die zweite Sendestaffel«, sagte Frank einsichtig.
    Immerhin bestand er nicht darauf, dass ich mit nacktem Hintern moderieren sollte, während die Hose mir über den Knien hing. Keiner sagte »Das muss so« oder hängte mir goldene Dackel auf die Hüfte, und das fand ich sehr entgegenkommend. Und so verweigerte ich auch nicht die Zusammenarbeit. Schnaufend verschwand ich in der Kabine. Inzwischen hatte mein Deo-Roller seinen Geist ausgehaucht, aber ich hoffte, die umstehenden Herrschaften würden das nicht merken.
    Die nächsten beiden Hosen hatten ihren Verschluss nicht in der Taille, sondern unterhalb des Nabels. Sie standen trotzig offen und grinsten den Betrachter frech an.
    »Bitte«, sagte ich böse. »Muss das auch so?«
    »Klar«, sagte Frank. »Dazu trägt man nabelfreie Tops.«
    »Aber ICH doch nicht!«, rief ich aus. Beschämt dachte ich an Daniela, die Hausfrau, die mit nabelfreiem Top zum Einkäufen ging, weil das einfach angenehmer war.
    Aber ich wollte ja nicht hören! Dr. Raabsch und Dr. Wilfried hatten es mir angeboten. Ich war ja zu faul gewesen, mir das Fett absaugen zu lassen! Zu feige und zu unentschlossen! Solche unklugen Jungfrauen straft Gott eben mit grausamen Schicksalsschlägen wie offenstehenden Samthosen unter dem Nabel.
    »In deinem Fall kaschieren wir es mit einer eleganten Bluse«, sagte Frank und schnippte nach einer der Handreicherinnen.
    Die Blusen in Orange und Glänzend-Lila mit den albernen spitz zulaufenden Kragen waren affig. Sie schauten gut zwei Handbreit unter dem Sakko hervor und sahen aus, als hätte ich sie geerbt. Das war ich einfach nicht! Ich trage nie solche Blusenkragen, ich hasse so was, es steht mir nicht, ich bin für solchen Firlefanz nicht zu haben. Ich mag’s schlicht und geschlossen. Mann, ey!!
    »Die nicht«, entschied ich.
    »Aber das ist jetzt hip«, sagte Frank. »Außerdem kaschiert es deinen Problemzonenbereich.«
    »Sieht doch süß aus«, logen die Verkäuferinnen im Takt.
    »Ganz niedlich und frech.«
    »Das schmeichelt Ihrem Teint.«
    »Streckt, putzt, hebt und teilt.«
    »Ich finde, es steht mir nicht. Ich bin nicht der Typ für so was.«
    »Lenkt aber von der einen oder anderen Hautunebenheit ab«, gaben die Verkäuferinnen zu bedenken.
    »Kommt im Scheinwerferlicht nachher wirklich gut. Passt total zur Kulisse. Die Deko ist auch in ganz milden Tönen, extra für dich abgestimmt«, sagte Frank.
    »Aber es ist einfach nicht mein Stil …«
    »Stil muss man entwickeln«, sagte die Margarete von unten. »Sie wollen ja eine junge Show moderieren, da müssen Sie sich schon nach dem Modegeschmack der jungen Leute richten.«
    »Und nachher hast du ja noch die Haare trendy«, sagte Frank.
    »Das macht dann wirklich was aus«, nickten die Verkäuferinnen alle gleichzeitig.
    »Und wir können alles mit einem crazy Halstuch aufpeppen«, sagte Frank.
    Die Verkäuferinnen reichten ihm nacheinander die Dackel, ein Ensemble mit gräulich-grünlichen Rebhühnern, ein Tuch mit Ähren und Grannen in Beige, eine Komposition von Goldschnallen und einen Reigen von Fähnchen und Flaggen in Blau. Voll crazy.
    Jaja, dachte ich. Peppt mich nur auf. Ich hab’s verdient.

Abends saß ich mit vierunddreißig anderen Müttern und drei Vätern auf dem Elternabend. Es war ein Informationsabend über das Gymnasium, das Karl nun besuchen sollte. Das Erste, was mir auffiel, war, dass fast jede Mutter der zukünftigen Gymnasiasten ein Halstuch trug. Entweder in Form eines um den Hals geknoteten Nickitüchleins – das waren die voll lässigen Mütter mit Jeans und Pulli. Oder als

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