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Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Der gemietete Mann: Roman (German Edition)

Titel: Der gemietete Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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wollen. Sie sprangen in ihr Gefährt und ratterten davon.
    »Boh, Mama, der sah voll bescheuert aus«, meinte Karl.
    »Voll das Monster«, pflichtete Oskar ihm beeindruckt bei.
    »Tja, so sieht man aus, wenn man sich nicht wäscht«, beckmesserte ich.
    »Und voll die gelben Zähne!« sagte Karl.
    »Voll das Schwein«, sagte Oskar.
    »Dann putzt euch halt einfach manchmal die Zähne«, sagte ich belehrend. »Sonst seht ihr bald auch so aus.«
    »Ich muss Pipi!«, weinte Katinka, immer noch unter Schock.
    Ich krabbelte unter meiner Wolldecke hervor und wuchtete das Kind aus dem Auto. Wo nur Emil steckte? Der konnte mich doch jetzt hier nicht so einfach sitzenlassen! Welch grauenvoller Morgen! Immerhin hatte es aufgehört zu regnen. Das Polizeihäuschen war nach wie vor tot und verlassen. Das Licht brannte allerdings nicht mehr. Irgendein Gespenst musste es ausgemacht haben. Vielleicht die Schrate.
    »Wo ist Emil?«, fragte Katinka beim Pipimachen.
    »Der geht ein bisschen spazieren«, sagte ich.
    »Ich will zu Senta!«, heulte Katinka. »Ich will in den Kindergarten!«
    Ich auch, dachte ich. Entweder zu Senta oder in den Kindergarten. Ich bin ja schon wieder auf der falschen Party! Was mache ich nur immer, ich blöde Gans! Mühlhaufe! Trulla der Nation!
    »Ja, schön, ne?« Karl hielt ebenfalls seinen Schniepel in die Büsche. »Geht der einfach spazieren, ja? Und lässt uns hier ganz allein auf so’m bescheuerten Parkplatz stehen! Soll das ein Witz sein, oder was? Dieser Rasthof ist voll uncool, Mama! Hier gibt’s noch nicht mal einen Spielplatz!«
    Paulinchen brüllte, dass das Auto wackelte. Ich hechtete hin, um das arme Kind zu befreien.
    Karl kam hinter mir her. »Und was sollen wir jetzt essen, hä? Kann mir das mal einer sagen? Die Kekse sind alle, die Lakritzschnecken auch, und hier ist weit und breit kein McDonald’s!«
    Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Paulinchen in meinem Arm beruhigte sich. Sie wollte trinken.
    Ich ließ mich wieder auf meinen Sitz fallen, schob den Pullover hoch und stopfte dem gierigen Mäulchen die Warze in den Mund. Katinka drückte sich eifersüchtig an mich. Sie wollte an ihrem Schnuller riechen. Ich reichte ihn ihr. Die Jungen standen sauer auf dem Parkplatz und kickten mit einer leeren Coladose herum.
    »Ja, schön, ne? Die kann sich jetzt gemütlich satt essen, ja, und wir, wir frühstücken überhaupt nicht, was?« Karl kämpfte mit den Tränen.
    Oskar schrie mich an: »Was denkst du dir überhaupt dabei? Fährst uns die ganze Nacht so rum, ne, und wenn wir aussteigen, dann ist da ein voll blöder Parkplatz, und Emil ist spazieren gegangen! Einfach so! Und wer spielt jetzt mit uns? Hä? Kannst du mir das mal sagen? Ich hab so’n HUNGER!!«
    In dem Moment kam der orange Lastwagen mit den Schraten wieder. Sofort zogen sich Karl und Oskar bangevoll ins Innere des Wagens zurück.
    Die Kerle stiegen aus, latschten auf uns zu und starrten wieder glubschäugig in den Wagen.
    »Mama! Ich hab ANGST!«, schrie Katinka.
    »Brauchst du nicht. Die Männer sind ganz lieb!«, sagte ich. Dabei konnte ich selber vor Angst kaum sprechen.
    Der Eine starrte auf meinen riesigen Stillbusen. »Gute Mama gebe gute Milche, hä?«, sagte das Monster und lachte grässlich.
    Nach deinen bräunlichen Zahnstummeln zu urteilen, hast du niemals einen Hauch Calcium zu dir genommen, dachte ich. Deine Mama hat dich bestimmt mit dem Hexenbesen aus ihrer Höhle gejagt.
    Der zweite Kerl schob sein Antlitz ebenfalls in das Autofenster. Er steckte sich mit dreckigen Fingern eine Fluppe zwischen die rissigen Lippen und ließ seinen Blick aus rotgeäderten Augäpfeln genüsslich durch unser Auto schweifen. Auf meinem prallen Busen verharrte er staunend.
    »Isse junge Mann inne Tunnel spaziere gehe«, krächzte er. Er zog einmal fest an der Fluppe und blies uns den Rauch ins Auto.
    »Was? Emil?« Ich wedelte mit der freien Hand, damit der Rauch mein Baby nicht vergiften möge.
    »Hatte nixe gesacke, wie heiße«, antwortete der Mann.
    »Danke!«, sagte ich und ließ das Fenster hochfahren.
    Die beiden neugierigen Kerls konnten gerade noch ihre Köpfe wegziehen.
    »So, Leute, anschnallen«, rief ich energisch nach hinten. Ausnahmsweise wurde meine Anweisung sofort befolgt. Selbst Katinka krabbelte, so schnell sie konnte, auf ihren Sitz. Karl zurrte den Gurt über ihrem kleinen Körper zu. Das hatte er noch nie gemacht, seine Schwester angeschnallt. Ich wuchtete mein Baby in den Kindersitz, stopfte den

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