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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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seines Wesens wußte und erinnerte sich, daß er zerrissen und bis auf die kleinsten Bruchteile seines Selbst zerstückelt, als zerstörte atomare Erinnerung durch die Weite des Universums gezerrt, dann wieder zurückgeschleudert und verdichtet und an einem willkürlichen und Lichtjahre vom Ort seiner Vernichtung entfernten Punkt erneut zusammengesetzt worden war. Und dieses Wissen war es – und nicht die Verschiebung selbst –, das ihn kurz schwanken ließ, bevor er ruhigen und sicheren Schrittes den Rückweg zu seiner Kabine fortsetzte. Doch die Erinnerung, das Gefühl der Auflösung, würde ihn nie mehr verlassen.
    Er ging weiter den Korridor hinunter. Doch kurz darauf mußte er feststellen, daß er noch nicht alle Herausforderungen dieses Tages hinter sich hatte. Als er ans Ende einer Sektion gelangte, trat Anea auf ihn zu. Sie kam aus einem Seitengang, bei dem es sich um das genaue Duplikat des Korridors in jener anderen Sektion handelte, in dem er ihr zum erstenmal begegnet war. Ihre grünen Augen sprühten Feuer.
    „Sie haben ihn besucht!“ zischte sie und versperrte ihm den Weg.
    „Besucht?“ erwiderte er. „Ach, Sie meinen William.“
    „Streiten Sie es nicht ab.“
    „Warum sollte ich?“ Donal sah sie beinah verblüfft an. „Daraus braucht man doch wohl kein Geheimnis zu machen, oder?“
    Sie starrte ihn an.
    „Oh, verdammt!“ schrie sie. „Ihnen ist alles völlig gleichgültig, nicht wahr? Was haben Sie mit dem … Dokument gemacht, das ich Ihnen ausgehändigt habe?“
    „Ich gab es selbstverständlich seinem Eigentümer zurück“, sagte Donal. „Das war das Vernünftigste, was ich tun konnte.“
    Ihr Gesicht war plötzlich so blaß, daß er sie schon festhalten wollte, da er glaubte, sie würde ohnmächtig. Aber zu einer solchen, typisch weiblichen Reaktion ließ sie sich nicht hinreißen. Sie starrte ihn an, und in ihren Augen spiegelte sich ein ungeheurer Schock wider.
    „Oh!“ brachte sie mühsam hervor. „Sie … Sie Verräter! Sie … Betrüger !“ Und noch bevor er sich rühren oder etwas darauf erwidern konnte, hatte sie sich auf dem Absatz umgedreht und lief durch den Korridor von ihm fort, in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    Auf eine irgendwie bittere Weise enttäuscht – denn trotz seiner ziemlich schlechten Meinung über ihren gesunden Menschenverstand hatte er doch erwartet, sie würde seiner Erklärung zuhören – setzte er den einsamen Rückweg zu seiner Kabine fort. Während der restlichen Strecke traf er niemanden mehr. So kurz nach der Phasenverschiebung waren die Korridore noch leer, da die Passagiere vorsichtig genug waren, sich während dieser Zeit in ihren privaten Unterkünften aufzuhalten.
    Doch als er an einer bestimmten Kabine vorbeikam, vernahm er würgende Geräusche. Er sah auf und erinnerte sich an die Nummer auf der Tür. Als ihn sein kleiner Abstecher zur Bibliothek geführt hatte, war er hier ebenfalls vorbeigekommen.
    Es war die Kabine von ArDell Montor. Und das Würgen mußte von dem Newtonier dort drinnen stammen. Er hatte das Sedativ nicht eingenommen und litt nun an den Nachwirkungen der Phasenverschiebung. ArDell focht seinen einsamen und langen Kampf gegen das Universum.

 
Truppenführer
     
    „Also gut, meine Herren“, sagte Hugh Killien.
    Er stand selbstbewußt vor ihnen und wirkte recht eindrucksvoll in seinem Chamäleon-Kampfanzug. Die Fingerspitzen seiner rechten Hand berührten die leicht gewölbte Oberfläche des Kartenprojektors vor ihm.
    „Wenn Sie vor den Schirm hier treten würden …“, sagte er. Die fünf Truppenführer kamen näher, bis alle sechs Männer dicht gedrängt vor dem einen Meter durchmessenden Sichtschirm standen. Die Innenbeleuchtung der Abdunklungskammer verschmolz mit dem Glühen des Projektors. Als Donal sich nun inmitten seiner Offizierskameraden umsah, hatte er unwillkürlich den Eindruck, die Männer seien zwischen Wut und Zorn gefangen – in einem kleinen, isolierten Abteil jener Hölle, die der Verbindungs-Älteste der Ersten Dissidentenkirche während jenes Gottesdienstes einige Stunden vor dem Einsatz so wortgewaltig beschworen hatte.
    „… wir befinden uns hier“, sagte Hugh gerade. „Als Ihr Kommandeur kann ich Ihnen versichern, daß unsere Stellung problemlos zu halten ist und der beabsichtigte Vorstoß in keiner Weise gegen den Söldnerkodex verstößt. Nun …“, fuhr er etwas lebhafter fort, „wie Sie sehen, halten wir zwischen diesen beiden Bergketten ein Gebiet von fünf

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