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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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abwarten, wird es gefährlicher für dich. Hugh, armer Hugh …“ Sie hob langsam die Hand und berührte sanft seine Wange, „… in was habe ich dich da nur hineingezogen.“
    „Hineingezogen? Mich?“ Hugh lachte leise und selbstbewußt. „Ich habe es selbst so gewollt, und ich bin alt genug, um zu wissen, was ich tue.“ Er wollte sie in die Arme nehmen. „Für dich …“
    Aber sie glitt von ihm fort.
    „Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick dafür“, sagte sie. „Außerdem … du nimmst all dies nicht für mich auf dich, sondern für Kultis. Er soll mich nicht benutzen können“, sagte sie heftig, „um meine Heimatwelt in seine Gewalt zu bringen!“
    „Natürlich ist es für Kultis“, sagte Hugh. „Aber du bist Kultis, Anea. Du verkörperst all das, was ich an den Exoten so liebe. Aber verstehst du nicht: Wir haben nichts Konkretes in der Hand, nur deinen Verdacht. Du glaubst, daß er etwas gegen den Bürgen, gegen Sayona selbst, im Schilde führt. Doch das reicht nicht aus, um damit nach Kultis zu fliegen.“
    „Aber was können wir nur tun?“ schrie sie. „Ich kann ihn nicht mit seinen eigenen Waffen schlagen. Ich kann nicht lügen oder betrügen oder Agenten auf ihn ansetzen, während er immer noch meinen Kontrakt in der Tasche hat. Ich … ich kann es einfach nicht. Das ist das Schicksal einer Auserlesenen!“ Sie ballte die Fäuste. „Ich bin durch meinen eigenen Geist gefesselt, eine Gefangene meines Körpers.“ Sie wandte sich ihm mit einer abrupten Bewegung zu. „Als ich vor zwei Monaten zum erstenmal mit dir sprach, da sagtest du, du hättest Beweise!“
    „Ich habe mich geirrt“, erwiderte Hugh in einem besänftigenden Tonfall. „Mir war etwas aufgefallen – aber ich hatte mich getäuscht. Auch ich besitze mein individuelles Moralsystem, Anea. Die davon ausgehende psychologische Blockierung mag nicht das Ausmaß wie bei dir erreichen …“ Er straffte seine Gestalt und machte einen sehr kriegerischen Eindruck im hellen Schein des Mondes, „… aber ich weiß, was ehrenhaft und recht ist.“
    „Oh, ich weiß, ich weiß, Hugh …“ Sie war ganz zerknirscht. „Aber ich bin so verzweifelt. Du kannst dir nicht vorstellen …“
    „Wenn er doch nur irgend etwas gegen dich persönlich unternommen hätte …“
    „Gegen mich?“ Sie versteifte sich. „Er würde es nicht wagen! Ich bin eine Auserlesene von Kultis. Und außerdem“, fügte sie dann mit mehr gesundem Menschenverstand hinzu, als Donal ihr bisher zugeschrieben hatte, „wäre das idiotisch. Dadurch hätte er nichts gewonnen – und auf Kultis wäre man auf der Hut vor ihm.“
    „Ich weiß nicht“, sagte Hugh, und seine gerunzelte Stirn war im Mondlicht deutlich zu erkennen. „In gewisser Weise ist auch er nur ein Mann. Wenn ich daran denke …“
    „Ach, Hugh!“ Plötzlich kicherte sie wie ein Backfisch. „Mach dich doch nicht so lächerlich!“
    „Lächerlich!“ Seine Stimme klang ein wenig gekränkt.
    „Aber nein – so habe ich es nicht gemeint. Hugh, nun sieh mich doch nicht an wie ein Elefant, den gerade eine Wespe in den Rüssel gestochen hat. Es gibt keinen Grund, so etwas zu befürchten. Er ist viel zu intelligent, um …“ Sie kicherte erneut, wurde dann aber ernst. „Nein, sein Verstand ist es, vor dem wir uns in acht nehmen müssen, nicht sein Herz.“
    „Und was ist mit meinem Herzen?“ fragte er dumpf.
    Sie sah zu Boden.
    „Hugh, ich … ich habe dich gern“, sagte sie. „Aber du verstehst das nicht. Eine Auserlesene ist … ein Symbol.“
    „Wenn du damit sagen willst, du könntest nicht …“
    „Nein, nein, das nicht …“ Sie sah rasch wieder auf. „Ich habe keine Blockierung gegen die Liebe, Hugh. Aber wenn ich mich auf etwas Unbedeutendes und Gewöhnliches einließe, was hielten dann die Leute auf Kultis davon, denen eine Auserlesene etwas bedeutet? Weißt du jetzt , was ich meine?“
    „Ich weiß, daß ich Soldat bin“, sagte er. „Und daß ich niemals sicher sein kann, ob ich den morgigen Tag noch erlebe.“
    „Ich verstehe“, gab sie zurück. „Und man beauftragt dich mit gefährlichen Missionen – wie dieser hier.“
    „Meine liebe kleine Anea“, sagte er zärtlich. „Wie wenig du doch davon weißt, was es heißt, ein Soldat zu sein. Ich habe mich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet.“
    „Freiwillig?“ Sie starrte ihn an.
    „Ich suche die Gefahr!“ sagte er mit Nachdruck. „Ich suche Gelegenheiten, um mich selbst zu beweisen! Damit ich berühmt werde

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