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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Mensch sieht! Der feine Herr Schöpfer muss wirklich SEHR viel Zeit gehabt haben.
    Zumindest anfangs. Gegen Ende ging ihm dann ein bisschen die Lust aus. Als Gott die Füße schuf, war das wahrscheinlich so wie vor zwei Wochen, als ich mein letztes IKEA -Regal aufgestellt habe. Irgendwann pfeift man auf die Ästhetik, denkt sich: «Ach, was soll’s, Hauptsache, es steht», lehnt das Ding gegen die Wand und macht sich ein Bier auf.
    Und tatsächlich: Stehen können wir. Sogar ohne Wand. Das ist aber auch schon das Netteste, was man über den menschlichen Fuß sagen kann. Wenigstens über den männlichen. Frauenfüße scheinen für viele Menschen ja noch einen gewissen Reiz zu haben, auch wenn ich es nicht verstehe («Fuß-Fetischist» klingt für mich genauso wie «Wurstwasser-Sommelier»). Aber Männerfüße sind definitiv die Bankrotterklärung der Schöpfung: rosa Fleischklumpen mit drei Haaren drauf. Ein Elend, das nicht ohne Grund die meiste Zeit des Jahres in festen Schuhen versteckt wird.
     
    Aber dann kommt der Sommer und mit ihm die Zeit, in der unsere Füße uns zurufen: «Lass uns raus! Wir ersticken hier drin! Lass uns raus!» Wenn man sie dann ignoriert, veranstalten sie ein Schwitz-in und singen leise Marius Müller-Westernhagens «Freiheit». Deshalb entschließen sich viele Menschen früher oder später zumindest zu einer teilweisen Fuß-Befreiung.
     
    Stufe 1: Füßlinge. Das sind Socken für Menschen, die aussehen wollen, als würden sie keine Socken tragen. Klingt komisch, isses auch. Jeden Sommer ziehen Tausende Füßling-Fans durch deutsche Innenstädte und gucken, als wollten sie sagen: «Schaut mich an, ich trage Turnschuhe und keine Socken drin. Ich pfeif auf eure Konventionen!» Und an der Oberkante ihrer Schuhe spitzen dann die Füßlinge heraus und rufen: «Na ja, stimmt nur so halb, aber lasst ihm seinen Spaß!»
     
    Den Füßen hilft das natürlich überhaupt nicht weiter. Deshalb entscheiden sich viele für Stufe 2 der Fuß-Befreiung: Crocs. Das sind diese dicken löchrigen Plastikschuhe, die aussehen, als hätte man einen Laib Leerdamer am Fuß. Einen quietschbunten Laib Leerdamer. Crocs sind der Versuch, etwas sehr Hässliches und Klobiges mit etwas noch viel Hässlicherem und Klobigerem zu ummanteln. Und da sag ich Glückwunsch, Firma Crocs: Mission erfüllt!
     
    Die schlechteste Sommer-Fußbekleidungs-Idee von allen sind aber, Stufe 3, Flip-Flops. Nicht nur, dass der Fuß dabei in seiner ganzen Lächerlichkeit zur Schau gestellt wird. Nein, das namensgebende Geräusch, das diese, nun ja, Schuhe produzieren, wirkt auch noch wie ein Alarm, der jeden aufhorchen lässt: «Aufgepasst! Wenn ihr etwas ganz Schlimmes sehen wollt, dann schaut jetzt mal nach unten!» Ich habe in meinem ganzen Leben nur ein Mal Flip-Flops getragen, und dabei soll’s auch bleiben. Meine viel zu breiten Senkfüße sehen in Flip-Flops nämlich aus wie ein XXL -Schnitzel auf einer Scheibe Knäckebrot. Außerdem mag ich Schuhe, mit denen man auch
gehen
kann. Flip-Flops sind eher Sitz- und Steh-Schuhe: Gehen ist mit den Dingern eine echte Herausforderung, Rennen völlig unmöglich. Nicht nur, dass man die Schlappen ständig verliert, aus dem lustigen Flip-Flop-Geräusch wird bei höherer Geschwindigkeit eine Art Schlabbern, das klingt wie eine Büffelherde am Wasserloch. Vielleicht sollte man der Polizei mal vorschlagen, Verbrechern keine Handschellen anzulegen, sondern Flip-Flops anzuziehen. Damit könnten die niemals fliehen! Man würde ja immer hören, wo sie hinrennen, und nach drei Metern müssten sie sowieso umdrehen, weil sie die Dinger verloren haben.
     
    Ich habe meine Füße im letzten Sommer deshalb vor die Wahl gestellt: «Entweder ich zieh euch Tennis-Socken und Sandalen an, oder ihr verschwindet wieder in den Turnschuhen!» Sie haben sich dann beleidigt in meine Chucks zurückgezogen. Und der linke hat dabei ganz leise geflüstert: «Im nächsten Leben werd ich Ohr.»

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HAUPTSTADT - HASSER
    Berlin kann mich nicht leiden. Es ist immer dasselbe: Ich komme in Berlin an, sage: «Na, Berlin?», und Berlin sagt: «Ach, hau doch wieder ab!» Das würde Berlin zumindest sagen, wenn Städte reden könnten. Da sie das aber nicht können, lässt Berlin meistens nur die Außentemperatur um mindestens zehn Grad sinken, haut mir taubeneigroße Hagelkörner auf die Glatze, legt mir einen dampfenden Hundehaufen vor die Füße und hetzt ein paar Rütli-Schüler auf mich. Für mich zählt

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