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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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genau wie Bärbel, aber wenn man die beiden nebeneinander sah, wäre man nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um dieselbe Rasse handelte. Ich hätte noch nicht mal auf dieselbe Art getippt. Bobby wirkte eher wie eine Kuh mit sehr kurzen Beinen. Wie Bärbel und Bobby so zusammen auf der Wiese standen, sahen sie ein bisschen aus wie Katharina Abt und Otti Fischer im «Bullen von Tölz». Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Bobby plötzlich «Aufi geht’s, mir ham an Fall zu lösen!» gesagt hätte. Das Beeindruckendste an ihm war aber das Hinterteil. Beagle haben einen steil nach oben gerichteten Schwanz, der freien Blick auf den Hinterausgang gewährt. Das ist generell nicht besonders appetitlich – bei Bobby aber war es noch schlimmer. Sein Hintern sah aus wie eine geladene Waffe, als müsste man sich den ganzen Hund nur auf die Schulter stemmen, um durch leichten Druck auf den Bauch ein paar Vögel vom Ast schießen zu können. Es war beängstigend.
     
    Ich starrte wie hypnotisiert auf Bobby und war so fassungslos, dass ich sogar eine Essens-Einladung von Uschi annahm. Einfach nur, um zu erfahren, wie man einen Hund so fett bekommt. «Und bring dat Bärbelschen mit! Isch koch uns wat Leckeres!», rief Uschi mir noch hinterher. Ich besorgte also noch schnell eine Flasche Wein und ein paar Pralinen und stand wenig später mit Bärbel vor Uschis Haustür in Nippes. Sie öffnete mir und nahm dankbar lächelnd meine Präsente entgegen. «Ui, da wird er sisch aber freuen!», sagte sie und streckte Bobby die Pralinenpackung hin. Der schnappte sie sich, zerlegte routiniert die Verpackung und machte sich sofort über den Inhalt her. Die Frage nach der Herkunft des Übergewichts war also schon geklärt. Sicherheitshalber deutete ich auf die Flasche Wein und sagte: «Der … ist für dich!» Uschi lachte, dann beugte sie sich zu Bärbel. «Dann wollen wer disch mal losmachen!» Sie leinte Bärbel ab und wandte sich dann beruhigend an mich: «Keine Angst, kann nix passieren, is allet hundejeeichnet hier!» Es war wie im Comic: Bärbel stürmte los, rannte ohne Umwege ins Wohnzimmer, bremste auf dem rutschigen Parkett ab, duckte sich und schlidderte mit eingezogenem Kopf direkt unter die Couchgarnitur. Drei Sekunden später kam sie mit einem 40 Zentimeter langen Serranoschinken-Knochen wieder unter dem Sofa hervor.
    «Ah, haste wat Leckeres jefunden, Bärbelschen?», sagte Uschi.» Han mich schon jewundert, wo der ist!» Bobby hatte sich offensichtlich auch gewundert, wo der Knochen war, und nahm die Verfolgung auf: Er machte insgesamt vier Schritte und zwei kleine Hopser hinter Bärbel, blieb dann stehen, japste atemlos, und seine Beine glitten nach außen. Er blieb auf dem Bauch liegen und gab nur noch ein hochfrequentes Pfeifen von sich.
    Uschi rief: «Bobby, die is zu schnell für disch. Leg disch auf die Platte!» Auf dieses Stichwort schleppte sich Bobby zu einem fahrbaren Blumentopfuntersetzer mit Rollen, wie man ihn im Baumarkt bekommt. Er legte seinen Bauch darauf ab und schob sich dann mit den Füßen langsam weiter. So nahm er die Verfolgung wieder auf, blieb aber schon nach wenigen Metern an einer Türschwelle hängen. Irgendwann konnte ich das Drama nicht mehr mit ansehen und nahm Bärbel den Knochen ab. Uschi schaute mich kritisch an: «Darf se den Knochen doch nit haben?» Dann flüsterte sie Bärbel zu: «Is der Papa auch so ’n Hundeerziehungs-Nazi wie die anderen? Geh mal gucken, ob du noch wat anderes findest!» Sie gab Bärbel einen Klaps auf den Hintern, und die rannte los.
    «Ich bin überhaupt kein Nazi», protestierte ich, «ich wollte nur …»
    Doch da kam Bärbel schon mit einem Stück Pansen im Maul aus dem Keller gerannt.
    «Ja fein, Bärbelschen», sagte Uschi, «pass auf, dass der Papa es dir nit wieder wegnimmt!»
    Da hatte mein Hund den Pansen aber schon längst aufgefressen und war wieder weg. Uschis Wohnung schien wie ein gigantischer Adventskalender für Bärbel zu sein, und die war wild entschlossen, jedes einzelne Türchen zu öffnen.
    Uschi grinste mich an: «Gib’s zu, du hast Angst um die Modelfigur vom Bärbelschen! Aber brauchst dir keine Sorgen machen, dem Bobby hat’s ja auch nit jeschadet!»
    Ich musste kurz lachen, riss mich dann aber sofort wieder zusammen: «Na ja, ein paar Kilo zu viel hat er schon, oder?»
    Uschi schüttelte den Kopf. «Schwere Knochen. Jenau wie’s Frauchen.»
    Vorsichtig fragte ich, was denn der Tierarzt zu Bobbys Gewicht sagt. «Alles

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