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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus, den Sorant erst nach einigem Suchen unter der Fußmatte entdeckte. ›Komme erst spät abends wieder‹ stand darauf.
    Robert kratzte sich am Kopf und setzte sich vorerst auf die Treppe.
    Was tun?
    Wieder zurück ins Hotel gehen kam nicht in Frage.
    Den Blumenstrauß spazieren tragen bis zum späten Abend – nein, das reizte auch nicht.
    Ihn bei einer Nachbarin Lucias abgeben?
    War wohl das Beste …
    Da fiel Roberts Blick auf das große Glasoberlicht über Lucias Tür. Wie unter einem Zwang erhob er sich, den Blick fest an das Glasoberlicht geheftet, das derzeit seinen Namen zu Unrecht trug. Es fehlte ihm nämlich das Glas, das durch eine Pappescheibe hatte ersetzt werden müssen, weil der Handwerker, der benötigt wurde, wie üblich so schnell nicht kommen wollte oder konnte. Weiß der Teufel, wodurch die Scheibe kaputtgegangen war.
    Ein dankbarer Seufzer entrang sich Roberts Brust. Auf dem Treppenabsatz, unmittelbar neben dem Flurfenster, lehnte nämlich zufällig eine Leiter. Und der zweite glückliche Zufall: Neben der Leiter lag ein Stock, dessen sich vielleicht ein spielendes Kind, seiner überdrüssig geworden, entledigt hatte.
    Sorant blickte einmal ganz nach unten ins Treppenhaus, einmal ganz nach oben. Nichts regte sich. Rasch lehnte er die Leiter an Lucias Tür, erstieg sie, drückte die Pappscheibe, die nur oberflächlich befestigt worden war, nach innen aus ihrer Fassung und versuchte mit dem Stock an der Innenseite der Tür die Klinke zu erreichen und sie herabzudrücken.
    Das war nicht leicht, es kostete einige Mühe und erfuhr insbesondere eine unangenehme Unterbrechung. Die Haustür ging, Robert hörte es, und ein Mann kam die Treppe herauf. Rasch und möglichst leise glitt Robert die Leiter herunter und stellte sie an ihren alten Platz. Dann wartete er. Der Mann erschien auf der Treppe, es war der Briefträger. Robert hoffte, daß der Postbeamte das leere Loch, das statt des Oberlichtglases über Lucias Tür gähnte, nicht bemerken würde.
    Der Briefträger entdeckte Robert, der mit einem gelangweilten Ausdruck an der Wand lehnte, und musterte ihn stumm. Der wird doch nicht auch zu Lucia wollen, hoffte Robert inbrünstig.
    Der Briefträger blieb auf dem Treppenabsatz stehen, nahm die Mütze ab und rieb mit dem Taschentuch deren Schweißband trocken.
    »Die verdammten Treppen schaffen mich noch«, sagte er zu Robert.
    Robert nickte stumm. Es war ihm weiß Gott nicht daran gelegen, daß sich hier eine Unterhaltung entspann.
    »Andere können den ganzen Tag sitzen und beschweren sich trotzdem. Ich wäre froh darum«, sagte der Briefträger.
    Robert nickte stumm.
    »In Köln«, fuhr der Briefträger fort, »haben sie längst die Hausbriefkästen für alle im Erdgeschoß.«
    Robert nickte stumm.
    »Kennen Sie Köln?« fragte ihn der Briefträger direkt. Das Schweißband schien endlich trocken zu sein. Die Mütze wurde wieder aufgesetzt.
    »Nein«, sagte Robert.
    »Sie kennen Köln nicht?« wunderte sich der Briefträger. »Aber Sie gucken sich sicher im Fernsehen jedes Jahr den Rosenmontagszug an?«
    »Nein.«
    »Nicht? Bevorzugen Sie Mainz?«
    »Nein.«
    »Was dann?«
    »Nichts.«
    Der Briefträger gab es auf. Er musterte zweifelnd noch einmal diesen merkwürdigen Menschen, den weder der Rosenmontagszug noch die konkurrierende Darbietung aus Mainz interessierte, und näherte sich Lucias Tür.
    Robert wurde lebendig.
    »Wollen Sie auch zu Fräulein Jürgens?«
    »Ja. Ich habe ein Einschreiben für sie.«
    »Sie ist anscheinend nicht da.«
    »Haben Sie schon geläutet?«
    »Mehrmals.«
    »Und sie ist nicht da?«
    »Anscheinend nicht.«
    Des Briefträgers Blick richtete sich empor zum Oberlicht.
    »Das ist aber sehr leichtsinnig von ihr.«
    »Wieso?«
    »Da kann doch jeder reinklettern, meinen Sie nicht auch?«
    Nach einem kleinen Hustenanfall, den Robert hatte, antwortete er: »Am hellichten Tag glaube ich nicht, daß das einer wagt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was heutzutage alles gewagt wird! Sehen Sie doch die Leiter da. Noch bequemer könnte es ein Ganove gar nicht haben! Ich verstehe das nicht.«
    Äußerst unangenehm beeindruckt vom Leichtsinn der Menschen schüttelte der Briefträger nachdrücklich den Kopf.
    »Wie lange«, fuhr er fort, mit dem Daumen zum Oberlicht hinaufweisend, »will denn die das Loch noch offen lassen?«
    »Diesbezüglich kann ich Sie beruhigen«, erwiderte Robert, der langsam in Schweiß geraten war, und er hatte den rettenden Einfall.
    »Wieso?«
    »Weil zwei Minuten

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