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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Klängen getanzt worden war. Robert legte eine neue Platte auf, sagte dabei jedoch zu Lucia: »Nun bitte ich aber eine halbe Stunde um absolute Schonung, sonst möchte ich mir auch noch alle Sachen vom Leib reißen. Ich bin bereits völlig durchgeschwitzt. Du wirst inzwischen schon nicht sitzen bleiben. Die Brüder hier sind doch alle hinter dir her wie die Paviane.«
    Wenige Minuten später schlug ein Jüngling aus Oberhausen einen Tausch seiner Ingrid gegen Lucia vor. Einen Tausch zur Probe, drückte er sich präzise aus. Ingrid erklärte sich sofort damit einverstanden.
    »Aber hör endlich auf, mir morgen deshalb wieder Vorwürfe zu machen!« sagte sie zu ihrem Galan. »Das erlebe ich von dir jetzt schon das zweite Jahr, und ich habe die Nase voll davon. In vierzehn Tagen heiraten wir, und wenn du glaubst, auch dann noch mit dieser ewigen Motzerei fortfahren zu können, dann täuscht du dich.«
    Das Fest ging mit Volldampf weiter, obwohl sich Lucia und Robert insofern als Bremsklötze betätigten, als sie das ›Oberhausener Angebot‹ ablehnten.
    Einer kroch auf allen Vieren durchs Zimmer und trug ein Mädchen auf dem Rücken, das ihm mit ihren Fersen ›die Sporen gab‹. Sie zielte nach seinen Weichteilen, traf auch, ließ jedoch nach einem Schrei aus ihrem Munde sofort verlauten, daß sie sich eine ihrer Fersen geprellt habe, und zwar keineswegs an etwas Weichem, sondern etwas sehr, sehr Hartem.
    Ein junger Sparkassenangestellter erbrach sich schon gegen zehn Uhr vom Balkon hinunter in den Garten.
    Dann dauerte es nicht lange, und es entzündete sich ein Streit darüber, wer die meisten Wirtinnenverse kenne. Dabei wurden Würstchen- und Kartoffelsalatteile als Wurfgeschosse eingesetzt. Das ging zu weit. Roberts Drohung, jeden vor die Tür zu setzen, der nicht sofort damit aufhöre, irgendein Lebensmittel in solcher Weise zweckzuentfremden, führte einen Waffenstillstand herbei.
    Der Oberhausener Jüngling und seine Ingrid aus Mühlheim gaben kurz darauf ihre Entlobung bekannt; der Waffenstillstand erstreckte sich also nicht auf alle.
    Mit fortschreitender Zeit häuften sich die Telefonanrufe. Sie kamen alle aus der näheren Umgebung und waren unfreundlicher Art. Kein anderes Wort tauchte in ihnen auch nur annähernd so oft auf wie ›Ruhestörung‹. An zweiter Stelle folgte (wenn auch, wie gesagt, in deutlichem Abstand): »Saubande!«
    Den Schlußpunkt setzten zwei Polizeibeamte, die an der Wohnungstür erschienen und von einem ›Katalog von Beschwerden‹ sprachen, der bei ihnen auf dem Revier eingegangen sei. Fernmündlich. Ein verärgerter Bürger habe seiner Reklamation allerdings noch besonderen Nachdruck dadurch verliehen, daß er persönlich in der Wache aufgetreten sei, und zwar im Schlafanzug und in Hausschuhen.
    Robert Sorant versuchte die aufgebrachten Polizeibeamten, die nichts mehr haßten, als nachts herumgescheucht zu werden, statt eine ruhige Kugel auf dem Revier zu schieben, zu besänftigen.
    »Ich verstehe die Leute nicht«, sagte er zu ihnen. »War ja alles halb so schlimm.«
    »Mit Ihnen reden wir überhaupt nicht!« lautete die unwirsche Antwort, die er vom älteren der beiden Beamten erntete.
    »Warum reden Sie nicht mit mir?«
    »Weil wir wissen, wer Sie sind.«
    »Wer bin ich denn?«
    »Sie sind nicht der Wohnungsinhaber, und das ist hier entscheidend. Als was Sie hier leben, ist uns bekannt.«
    Robert mußte sich sehr beherrschen, um ruhig zu bleiben.
    »Als was lebe ich denn hier?«
    »Das wissen Sie ganz genau.«
    »Nein.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Ganz Altenbach weiß das. Und nun möchte ich keine Zeit mehr mit Ihnen verlieren.« Der Polizeibeamte wandte sich an Lucia, die hinter Robert stand. »Fräulein Jürgens, Sie werden hiermit aufgefordert, dem Krach in Ihrer Wohnung umgehend ein Ende zu setzen. Im Nichtbefolgungsfalle haben Sie mit einer Anzeige zu rechnen.«
    »Im Nichtbefolgungsfalle«, versuchte sich Robert in ironischer Weise Luft zu verschaffen, »werden wir hingerichtet. Und zwar –«
    Doch Lucia schnitt ihm das Wort ab. »Der Herr Wachtmeister hat recht, wir machen sofort Schluß. Sicherlich waren wir zu laut, und das tut mir leid.«
    Weibliche Klugheit bewährte sich wieder einmal. Einigermaßen besänftigt zogen die beiden Ordnungshüter ab. Nicht leicht war es anschließend für Lucia und Robert, auch für den Abmarsch ihrer Gäste zu sorgen. Beim Oberhausener Jüngling mußte Robert sogar sanfte Gewalt anwenden, indem er ihn hinaus ins

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