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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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müßten im Rahmen bleiben, hast du mich wissen lassen. Oder irre ich mich?«
    »Ist dir der Name Adenauer ein Begriff?« antwortete er.
    »Da wir gerade am Busen der Natur weilen, nehme ich an, daß du jenen Teil der Eifel beim Nürburgring meinst.«
    »Nein, den meine ich nicht.«
    »Sondern?«
    »Den Mann Adenauer.«
    »Mit Vornamen Konrad?«
    »Ja.«
    »Den ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland?«
    »Sehr richtig.«
    »Ja und? Wie kommst du auf den?«
    »Der sagte einmal: ›Was interessiert mich heute das dumme Zeug, das ich gestern gesprochen habe?‹ – Das gilt auch für mich.«
    Lucia lachte.
    »Wieder einmal sehe ich«, erklärte sie, »daß Bescheidenheit nicht eine der Krankheiten ist, an denen du leidest.«
    »Du meinst, weil ich mich mit dem ehemaligen Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Köln vergleiche?«
    »War er das auch?«
    »Zweimal sogar. Und zweimal wurde er abgesetzt. Einmal von den Nazis, und einmal – nach dem Zweiten Weltkrieg – von den Engländern wegen Unfähigkeit. Wenn man ihn so sieht, rückt er einem näher, dann wird er menschlicher, finde ich. Und dann gestattest du mir vielleicht auch eher, mich mit ihm auf eine Stufe zu stellen.«
    »Heinrich, du bist ein Zyniker, mir –«
    »Sag Heinz zu mir, das gefällt mir besser«, unterbrach er sie.
    »Im Moment brauche ich den Namen Heinrich, aus literarischen Gründen«, feixte sie.
    »Wieso?«
    »Weil ich sagen will: Heinrich, du bist ein Zyniker, mir graut vor dir.«
    Sie liefen weiter, einander neckend und fröhlich. Was ihn wundere, gestand Robert sich selbst und Lucia ein, sei, daß ihn kein Kater mehr quäle.
    »Hattest du denn heute morgen einen?« fragte ihn Lucia.
    »Und was für einen, mein Engel!«
    »Soso. In diesem Zustand hast du mich dann wohl als Kopfwehtablette benützt?«
    »Jetzt wirst du zynisch, Darling. Eine Kopfwehtablette könnte sich nicht bewegen. Das hast du aber getan. Und eine Kopfwehtablette könnte keine Laute der Lust von sich geben. Das geschah aus deinem Munde auch.«
    Roberts helles Hemd war längst durchgeschwitzt und verschmutzt. Lucias nackte Beine und Arme waren übersät von Spuren aggressiver Gewächse der Natur. Zu den zahlreichen Kratzwunden der beiden gesellten sich noch laufend Insektenstiche, von denen man im einzelnen nicht sagen konnte, ob sie ihre volle Wirksamkeit nicht erst einen oder zwei Tage später entfalten würden.
    Und dennoch hätte das Mädchen ständig die ganze Welt umarmen können. Das Glück lachte ihr aus den Augen.
    Immer wieder blieben die beiden stehen, küßten sich und setzten sich wieder in Bewegung. Sie hatten Spaß daran, wenn ein Bächlein ihren Weg kreuzte und sie mit Anlauf von einem Ufer zum anderen springen mußten und konnten. Drüben pflegte Robert das Unternehmen verbal zu verarbeiten. Etwa so:
    »Dein Sprung war nicht damenhaft, Lucia.«
    »Wieso nicht?«
    »Du hast dabei deine Unterkleidung preisgegeben, dein Höschen. Und nicht nur das. Man konnte sogar auch sehen, mit welchen Blümchen dasselbe bestickt ist.« Er schüttelte tadelnd den Kopf. »Mit Vergißmeinnicht.«
    »Hast du was gegen Vergißmeinnicht?«
    »Nicht, wenn sie beispielsweise als Grabschmuck dienen. Als Damenhöschenschmuck hingegen …«
    Er verstummte und schüttelte noch tadelnder den Kopf.
    Als Lucia nicht gleich wußte, was sie antworten sollte, fuhr er fort: »Als Damenhöschenzier – ich betone: Damen höschenzier – würde ich eine andere Blume Verwendung finden lasse.«
    »Welche?«
    »Rührmichnichtan.«
    Er lachte schallend über seinen eigenen Witz, aber Lucia fiel nicht, wie er erwartete, mit ein, sondern sagte sich, daß sie ihm dieses Lachen austreiben müßte. Sie trat vor ihn hin.
    »Heinrich …«
    »Sag Heinz.«
    »Heinrich …« Sie verlieh ihrer Stimme einen drohenden Klang. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, bin ich für dich also keine Dame?«
    »Doch, doch, Lucia«, sagte Robert leichthin – zu leichthin für den Ernst der Situation.
    »Oder wie hätte ich dich sonst verstehen sollen, Heinrich?«
    »Lucia, du wirst dich doch nicht beleidigt fühlen.«
    »Beleidigt nicht, aber belehrt, Heinrich. Ich habe da etwas falsch gemacht, doch das läßt sich ändern.«
    »Ändern? Lucia, ich –«
    »Heinrich, ich bin Grafikerin, das weißt du.«
    »Ja.«
    »Und ich besitze einige Höschen mit Rosen als Schmuck. Die werde ich jetzt ändern.«
    »Ändern, ändern, ändern! Warum willst du denn dauernd etwas ändern? Ich habe doch nur Spaß gemacht. Was

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