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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dampf dahintermachen?«
    »Ich werde es versuchen«, versprach Dr. Weinhagen vage, und Gerti Sorant mußte sich damit zufrieden geben.
    »Brauchst du die Fotos?« fragte sie ihn noch, als sie sich erhob, um wieder nach Hause zu fahren.
    »Unbedingt.«
    »Und den Brief?«
    »Auch. Ich nehme beides zu den Akten.«
    Nachdem seine Mandantin sich verabschiedet hatte, sichtete Dr. Weinhagen noch einmal das hereingekommene beweiskräftige Material, wenn auch nur den einen Teil davon. Was er sich dabei im wesentlichen dachte war folgendes:
    Dieser Idiot! Wie kann er nur so leichtsinnig sein sich einem Detektiv auf dem Präsentierteller darzubieten!
    Dann läutete bei Rolf, dem gemeinsamen Freund von Karl Weinhagen und Robert Sorant, das Telefon. Rolf hob ab und meldete sich.
    »Bist du immer noch nicht in Altenbach?« fragte ihn überfallartig der Anwalt.
    »Ich hatte noch einiges zu erledigen.«
    »Wenn du nicht bald fährst, brauchst du es gar nicht mehr zu tun.«
    »Wieso? Was ist los?«
    Dr. Weinhagen berichtete ihm das Neueste. Und wie der schloß er: »Dieser Idiot liefert sich selbst am laufenden Band ans Messer. Wie kann er nur so blöd sein!«
    »So eindeutig sind die Fotos?« antwortete Rolf.
    »Die liegen da splitternackt nebeneinander.«
    »Nebeneinander geht ja noch.« Rolf lachte, er war ein obszöner Mensch. »Wie sieht denn das Mädchen aus?«
    »Lecker.«
    »Echt?«
    »Superlecker. Man könnte Robert verstehen.«
    »Mach mich nicht neugierig.«
    »Wann fährst du?«
    »Wenn es so brandeilig ist, gleich morgen früh.«
    »Gut.«
    »Vorher komme ich aber noch bei dir vorbei.«
    »Wozu?«
    »Um mir die Fotos anzusehen.«
    »Muß das sein?«
    »Ja, ich brauche die nötige Einstimmung auf meine Reise.«
    In der Kölner Straße zu Altenbach lief inzwischen das aufsehenerregende Konkubinat auf vollen Touren. Lucia fing sogar an, sich langsam an die scheelen Blicke zu gewöhnen, die sie erntete, so oft es für sie nicht zu umgehen war, sich auf die Straße zu wagen.
    Einmal kam sie aber ganz freudig erregt nach Hause.
    »Weißt du, wen ich getroffen habe?« sagte sie zu Robert.
    »Wen?«
    »Eine Schulfreundin aus Mühlheim, stell dir das vor.«
    »So?«
    »Zusammen mit ihrem Freund.«
    »Was machen die hier?«
    »Camping.«
    »Camping?«
    »Ja.«
    »In einem Zelt, oder in getrennten?«
    »In einem natürlich.«
    »Dann sind die ja genauso verkommen wie wir beide. Weiß Altenbach das?«
    Lucia kicherte und sagte: »Sie sind eine ganze Clique. Sechs Paare. Alle unverheiratet.«
    »Großer Gott!« Robert bekreuzigte sich, und darüber mußte Lucia nun lauthals lachen.
    »Du …«, meinte sie dann.
    »Ja?«
    »Ich habe mich über das Wiedersehen so gefreut, da ich sie für heute abend zu einer Party eingeladen habe.«
    »Deine Freundin?«
    »Nicht nur die. Ich habe ihr gesagt, daß sie die ganze Clique mitbringen kann.«
    »Zwölf Leute?!« Das Entsetzen schien Robert zu packen. »Zwölf hungrige Mäuler!? Zwölf durstige Kehlen?!«
    »Die Mädchen«, versuchte Lucia seine Ängste herab zumindern, »essen und trinken ja kaum etwas.«
    Er blickte auf die Uhr.
    »Wann geht das los?«
    »Um sieben.«
    »In knapp fünf Stunden also. Dann wird's aber Zeit …«
    Und sie stürzten sich beide in die nötigen Vorbereitungen. Verpflegung und Getränke mußten beschafft, Tische fortgerückt und Teppiche aufgerollt werden. Lucia verriet Robert, daß sie leidenschaftlich gern tanze.
    »Du auch?« fragte sie ihn.
    »Ja«, log er.
    Gerti, dachte er, hat's auch nicht besonders mit dieser Hopserei.
    »Dann werden wir uns beide heute abend mal richtig austoben, Heinz. Du mußt mir aber eines versprechen …«
    »Was?«
    »Daß du immer wieder zu mir zurückkehrst und mich aufforderst, wenn du eine nach der anderen durch die Gegend geschwenkt hast.«
    »Selbstverständlich.«
    Da steht mir ja allerhand bevor, sagte er sich im stillen.
    »Ich hole die Würstchen«, wechselte er das Thema. »Wie viele brauchen wir schätzungsweise?«
    »Pro Dame zwei Paar, pro Herr vier, würde ich sagen.«
    »Macht insgesamt zweiundvierzig Paar. Wahnsinn!«
    »Geh zum Fleischer Wallmann, der hat die besten.«
    »Fang du inzwischen mit dem Kartoffelsalat an. Davon brauchen wir eine Waschschüssel voll. Anschließend besorge ich die Getränke. Hast du besondere Wünsche?«
    »Nein, ich werde nur eine Bowle ansetzen, das andere überlasse ich dir.«
    Die Party wurde ein voller Erfolg – ein voller jedenfalls insofern, als am Ende alle ›voll‹ waren.

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