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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beginnen, als es an der Wohnungstür schellte.
    Robert ließ es ein zweites Mal schellen, erst dann fühlte er sich gezwungen, mit nackten Füßen zur Tür zu schlurfen und sie einen Spalt zu öffnen. Durch den Spalt knurrte er: »Es ist niem –«
    Es sei niemand da, die Wohnungsinhaberin jedenfalls nicht, wollte er verlauten lassen.
    Draußen stand Rolf, der gute Freund aus Köln.
    Robert riß die Tür auf.
    »Rolf, was machst du denn hier?«
    »Da guckst du, was?« erwiderte Rolf, übers ganze Gesicht grinsend.
    »Wo kommst du her?«
    »Aus Köln.«
    »Und wie hast du mich gefunden?«
    »Der Tip stammt von den Leuten in deinem Hotel, aus dem du ausgezogen bist. – Aber sag mal, läßt du mich nicht rein?«
    »Natürlich, entschuldige, ich bin so überrascht …«
    Robert trat zur Seite, den Weg freigebend, und sagte, mit der entsprechenden Handbewegung: »Bitte.«
    Doch Rolf zögerte noch.
    »Oder werden dagegen Einwände erhoben?« fragte er.
    »Wie kommst du darauf? Von wem denn?«
    »Vielleicht von deiner …« Er stockte. »… Wohnungsinhaberin.«
    »Im Moment ist die gar nicht da«, erfuhr er von Robert. »Sie muß aber bald kommen, und dann wirst du von ihr erfahren, daß sie nicht das geringste dagegen einzuwenden hat. Komm rein.«
    Drinnen ging Rolf gleich in medias res und sagte: »Was machst du für einen Wahnsinn, Robert?«
    »Erstens«, entgegnete Robert, »heiße ich hier nicht Robert, sondern Heinz oder Heinrich. Ich muß dir das gleich erklären, ehe die kommt, damit du dich daran hältst. Also: Heinz oder Heinrich Robs.«
    »Das hast du uns geschrieben, ja.«
    »Und ich bin Komponist.«
    »Ich frage dich doch: Was machst du für einen Wahnsinn?«
    »Und zweitens wirst du das alles, sage ich dir, verstehen, wenn du sie siehst.«
    »Ich habe sie schon gesehen?«
    »Wo?« fragte Robert verdutzt.
    »Auf Fotos.«
    »Auf welchen Fotos?«
    »Karl hat sie mir gezeigt.«
    »Welcher Karl?«
    »Karl Weinhagen, unser Freund. Wer sonst? Bist du begriffsstutzig?«
    Robert war vollkommen platt.
    »Wie kommt Karl Weinhagen zu solchen Fotos?«
    »Von Gerti.«
    Die Farbe wich aus Roberts Gesicht.
    »Von Gerti?«
    »Von Gerti, deiner Frau.«
    »Und woher …« Robert schluckte. »… woher hat die sie?«
    »Von einem Detektiv.«
    »Von einem …«
    Die Stimme erstarb ihm, bleich starrte er Rolf, den schrecklichen Hiobsboten, an, bis dieser erklärte: »Ich sage dir das alles so brühwarm, damit du dir klar wirst, was los ist. Ich will dich schocken, verstehst du, im Einvernehmen mit Karl übrigens. Du sollst zur Vernunft kommen.«
    Robert schien ihn nicht zu hören.
    »Von einem«, setzte er noch einmal an und schaffte jetzt die ganze Frage, »Detektiv?«
    Rolf nickte.
    »Von einem Altenbacher Detektiv«, sagte er.
    Robert begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
    »Das muß ich erst verdauen«, erklärte er.
    Inzwischen nahm das Gespräch in der Apotheke auch ziemlich aufregende Formen an. Lucias Bericht, den durch geschickte Zwischenfragen der Apotheker hatte ausdehnen können, war erschöpfend gewesen, von kleineren Lücken abgesehen. Zum Beispiel war auch die Untat der Bisamratte unerwähnt geblieben.
    »Wissen Sie«, sagte der Apotheker mit einem für sich werbenden Blick zu Lucia, »wenn Sie diese Verletzungen, die Sie mir schilderten, davongetragen hätten, würde ich Ihnen einen dringenden Rat geben. Sie liegen mir nämlich am Herzen.«
    »Welchen Rat?«
    »Den, auf alle Fälle zum Arzt zu gehen.«
    »Warum? Mein Bekannter hält das nicht für nötig.«
    »So? Tut er das?«
    »Ja.«
    »Was ist er denn von Beruf?«
    »Komponist.«
    »Dann muß er davon ja was verstehen«, sagte der Apotheker ironisch, um ihr ihren Freund madig zu machen. »Oder vielleicht hat er auch einen anderen Grund. Ist er denn krankenversichert?«
    »Das weiß ich nicht, ich nehme es an.«
    »Sie nehmen es an, soso. Ich sage Ihnen aber, daß das bei solchen Leuten – mehr oder minder armen Künstlern – sehr oft nicht der Fall ist. Wenn sie dann einen Arzt brauchten, müssen sie die Kosten scheuen.«
    Lucia wurde rot.
    »Welchen Rat würden Sie mir geben?« kam sie noch einmal auf den Ausgangspunkt zurück.
    »Den, auf alle Fälle zum Arzt zu gehen, das sagte ich Ihnen schon.«
    »Und warum?«
    »Weil Sie unbedingt eine Tetanusspritze bräuchten.«
    »Tetanusspritze? Ist das die gegen Wundstarrkrampf?«
    »Sehr richtig.«

»Um Gottes willen! Und Sie glauben, den könnte mein Bekannter kriegen?«
    »Könnte er.«
    »Um Gottes willen!«

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