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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dir genommen hast. Kein Butterbrot. Sitzt dieser Willers noch in der ›Post‹? Was habt ihr denn getrunken?«
    »Nicht viel.«
    »Ist er noch am Saufen?«
    »Nein, er fuhr schon weg.«
    »In seinem Auto?«
    »Ja.«
    »Hoffentlich fährt er an keinen Baum, oder sie kontrollieren ihn.«
    »Das würde ihm nicht schaden.«
    »Was?«
    Robert ließ sich langsam in einen Sessel sinken. Er mußte dies sehr langsam und vorsichtig tun, um der Gefahr zu begegnen, irgendwo anders zu landen.
    »Dieses Arschloch!« begann er zu schimpfen. »Ich habe ihm gesagt, daß ich auf ihn pfeife. Will nichts mehr zu tun haben mit ihm.«
    Nun mußte sich auch Lucia setzen. Ihre Augen waren groß geworden.
    »Moment mal«, sagte sie. »Das verstehe ich nicht. Ihr habt euch gezankt?«
    »Ich habe ihm die Meinung gegeigt, Lucia.«
    »Und er?«
    »Er hat zugehört.«
    »Aber das heißt doch hoffentlich nicht, daß ihr für immer entzweit seid?«
    »Doch.«
    »Heinz«, rief Lucia, »du brauchst ihn doch! Er ist dem Verleger!«
    »Nicht …« Schluckauf »… mehr.«
    »Heinz!«
    Robert winkte mit der Hand ab, zum Zeichen dafür, daß der Fall für ihn erledigt war.
    »Hast du ein Bier für mich im Kühlschrank?«
    Lucia erhob sich nur zögernd.
    »Möchtest du nicht lieber eine Tasse Kaffee?«
    Robert bestand auf Bier.
    Doch dann, als diese Flasche geleert war, setzte Lucia ihren Kopf durch, indem sie sagte: »Weggegangen wird heute nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du betrunken bist.«
    »Ich betrunken? Von was?«
    »Von Limonade nicht.« Lucia lachte, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Ich mache uns die Brote, die ursprünglich geplant waren. Und zwar gleich. Du mußt was im Magen haben.«
    »Aber warum gehen wir nicht …«
    Robert verstummte, da er sah, daß er im Wohnzimmer allein war und nur noch mit sich selber sprach. Lucia hatte sich bereits entfernt und war schon aus der Küche zu hören, in der sie werkelte.
    Robert stützte die Stirn in seine Hände und dachte nach. Als Lucia wieder erschien, beladen mit einem Tablett, meinte er: »Ich wollte dir noch etwas sagen, Lucia …«
    »Was?«
    »Das ist es ja – es fällt mir nicht mehr ein. Ich zer …« Schluckauf »… martere mir den Kopf und komme trotzdem nicht mehr drauf. Verstehst du das?«
    »Komm, iß«, sagte Lucia. »Die Salami ist neu. Ich habe sie schon probiert, finde sie ganz prima.«
    Robert fing an zu essen und erklärte, die Salami schmecke nicht schlecht. Er fragte Lucia, woher sie sie habe.
    »Mutter hat sie mir geschickt«, teilte sie ihm mit.
    »Deine Mutter? Wie geht's ihr?«
    »Gut.«
    »Weiß die eigentlich schon von mir?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?« Er faßte einen äußerst raschen Entschluß. »Das muß anders werden. Morgen fahren wir nach Mühlheim und besuchen sie.«
    »Du bist verrückt!«
    »Ich bin nicht verrückt, sondern ich bin der Meinung, daß es höchste Zeit ist, daß sie von mir erfährt.«
    »Im Gegenteil!«
    Er blickte sie eine Zeitlang wortlos an und übermittelte ihr so stumm seine Vorwürfe. Da ihm das aber nicht auszureichen schien, sagte er schließlich doch noch: »Du willst mich ihr also verheimlichen. Du schämst dich meiner.«
    »Heinz, sei nicht albern, der Grund ist ein ganz anderer, er liegt auf der Hand.«
    »Ich sehe ihn nicht, verrate ihn mir.«
    »Mutter wäre entsetzt, wenn sie erfahren würde, daß ich mit einem verheirateten Mann …«
    Sie brach ab.
    Er nickte mit zusammengekniffenen Lippen ein paarmal.
    »Aha«, sagte er dann. »Auch so eine Spießerin. Auf der ganzen Linie: Spießerinnen und Spießer.«
    Die Hand, mit der er gerade wieder einmal das Salamibrot zum Mund hatte führen wollen, blieb mitten in der Luft stehen. Er blickte das Brot an, dann ließ er die Hand sinken und entledigte sich der angebissenen Stulle.
    »Danke«, erklärte er, »ich habe genug. Mir ist der Appetit vergangen.«
    Wenig später schlief er von einer Minute auf die andere ein. Lucia weckte ihn noch einmal, bugsierte ihn zur Couch und deckte ihn – angezogen, wie er war – mit einem Plaid zu. Er schlief zehn Stunden durch. Nachts stieß er sich einmal, als er sich umdrehte, eines seiner ramponierten Beine an. Der Schmerz weckte ihn halb. Eigentlich hätten die Verletzungen spätestens vor dem Einschlafen noch irgendwie behandelt werden müssen, aber das hatte Lucia vollkommen vergessen.
    »Möpschen«, brummte Robert im Halbschlaf, »dir wäre das nicht passiert.«
    Lucia träumte gerade von einer Reise nach Venedig. Obwohl die

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