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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie auch richtig brannte; erst dann sagte er: »Karl ist dein Freund –«
    »War er!« unterbrach Robert ihn schreiend.
    »– und er ist Gertis Freund«, fuhr Rolf unbeirrbar fort. »Er hatte auch sie, seit du sie geheiratet hattest, in seine Freundschaft mit einbezogen.«
    »Wen kennt er länger – mich oder sie?«
    »Dich, aber –«
    »Wer hat also Vorrang?«
    »Diese Logik wirkt hier nicht, mein Lieber. Dein Verhalten findet seine Mißbilligung, deshalb steht er auf Gertis Seite.«
    »Und du?«
    »Ich auch«, sagte Rolf trocken.
    Robert wollte daraufhin schier aus der Haut fahren.
    »Ausgerechnet ihr zwei habt's nötig!« rief er. »Wie oft habe ich mir schon Seitensprünge von euch mitansehen müssen! Gerade ihr beide betrügt doch eure Frauen, daß die Fetzen fliegen! Oder willst du das bestreiten?«
    »Ich will es nicht rundweg bestreiten«, erwiderte Rolf, der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, »aber daß du übertreibst, steht auch fest. Unsere Affären lassen sich nicht vergleichen mit der deinen hier. Wir haben mal das Bedürfnis nach einer kleinen Abwechslung, während du hier schon viel zu tief drinsteckst. Außerdem ist Gerti ganz einfach nicht die Frau, der man so etwas antun darf.«
    »Aber die euren, denen darf man das antun?«
    »Der meinen jedenfalls schon, das weiß ich ganz genau. Mit einem Bußgeschenk für ein paar hundert Mark ist für die immer wieder alles in Butter, und das ist der Unterschied zu Gerti, auf die das keinesfalls zutrifft – oder etwa schon?«
    »Nein!« stieß Robert spontan hervor.
    »Na siehst du«, nickte Rolf. »Und da liegt der Hund im Pfeffer beziehungsweise der Hase begraben. Und deshalb ist es auch absolut sinnlos von dir, hier herumzuschreien.«
    In diesem Augenblick war von draußen zu hören, daß ein Schlüssel ins Schloß der Wohnungstür gesteckt wurde.
    »Sie kommt«, sagte Robert leise zu Rolf und fügte rasch hinzu: »Kein Wort von allem zu ihr! Und vergiß nicht, ich bin Heinz Robs!«
    Als Lucia ins Zimmer trat, war sie natürlich überrascht, sich einem fremden Mann gegenüberzusehen. Und Rolfs Überraschung, die er empfand, war auch nicht gering, sie hatte jedoch einen anderen Ursprung. Er verglich die Lucia, die er auf den Fotos gesehen hatte, mit der lebendigen Lucia, von der er nun in der liebenswürdigsten Form begrüßt wurde, und er fand, daß erstere von der zweiten noch weit in den Schatten gestellt wurde. Lediglich die Hüllen, in denen die zweite steckte, so daß ihm Blicke auf ihre nackten Attraktionen verwehrt waren, machten von der Gesamterscheinung des Mädchens gewisse Abstriche.
    In Rolf, der ja ein alter Schürzenjäger war, klingelte es. Junge, sagte er zu sich selbst, das wäre doch das Ei des Kolumbus.
    Und was wäre hier wieder einmal das Ei jenes unsterblichen Seefahrers gewesen, dem zu Unrecht die Entdeckung Amerikas zugeschrieben wird? Ich werde versuchen, sagte sich Rolf, mir dieses leckere Girl da unter den Nagel zu reißen. Gelingt's mir – und warum sollte es mir nicht gelingen? –, sind alle Probleme gelöst: Robert kehrt zurück zu seiner Gerti und bleibt ihr erhalten; und das Girl kann sich die Finger ablecken nach mir, der ich doch in jeder Beziehung ein ganz anderer Liebhaber bin als der wackere Robert; mir winken außerdem ein paar schöne Tage – sprich Nächte – in diesem Nest Altenbach. Ist doch alles klar, nicht?
    Und Rolf zögerte nicht, einen Flirt auf Teufel komm raus mit Lucia zu beginnen; er versuchte es jedenfalls, sah jedoch rasch, daß ihm hier nichts in den Schoß fallen würde. Die Nuß, die zu knacken er sich vorgenommen hatte, war hart. Einen Mann wie Rolf konnte das leicht entmutigen und ihn dazu veranlassen, sich der nächsten Blüte zuzuwenden, um an ihr zu saugen.
    Robert merkte natürlich sofort, was sein guter Freund vorhatte, und beschloß, rasche Gegenmaßnahmen einzuleiten.
    Lucia hatte ganz andere Sorgen als die beiden. Sie sprach gar nicht lange mit Rolf, sondern wandte sich Robert zu.
    »Du mußt zum Arzt!« sagte sie in einem Ton, der von vornherein jeden Widerspruch ersticken sollte.
    »Ach was«, wehrte Robert ab.
    »Du mußt, Heinz!«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen, daß –«
    Lucia unterbrach ihn: »Du brauchst eine Tetanusspritze.«
    Robert grinste nur.
    »Irrtum.«
    Rolf mischte sich ein: »Darf ich erfahren, was eigentlich los ist? Wieso wird hier eine Tetanusspritze gebraucht oder nicht gebraucht?«
    Robert und Lucia berichteten ihm von Roberts Unfall, wobei

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