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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tür zwischen dem Wohn- und ihrem Schlafzimmer offenstand, hörte sie Robert nicht brummen; dazu schlief sie, obwohl sie träumte, zu gut. Es war der Schlaf der Jugend.
    »Der Film«, erklärte Robert, als er am nächsten Tag sozusagen wieder unter den Lebenden weilte und ihn Lucia auf die Ereignisse am Tag zuvor angesprochen hatte, »ist gerissen. Ich weiß das meiste nicht mehr. War es denn so schlimm mit mir?«
    »Es reichte.«
    »Wie kam ich auf die Couch?«
    »Durch mich.«
    »Was war eigentlich mit Willers?«
    »Du sagtest mir, daß ihr euch überworfen habt.«
    Rasch erwiderte Robert, um die Sache zu bagatellisieren: »Das bedeutet gar nichts. Wir hatten uns schon öfters in den Haaren, mußt du wissen, und die Aussöhnung gestaltete dann unser Verhältnis immer wieder nur um so herzlicher.«
    »Hoffentlich klappt das auch diesmal wieder.«
    »Warum nicht?« Robert erinnerte sich, daß er kurz wach gewesen war. »Heute nacht habe ich mir ein Bein angestoßen. Ich glaube, es war das linke. Das tat weh.«
    »Ach du liebe Zeit, deine Beine!« Nun schlug Lucia das Gewissen. »Zeig mal her …«
    Die medizinische Untersuchung der beiden Laien, die sie ja waren, erbrachte trotzdem ein ziemlich sicheres Ergebnis.
    »Alles nur Abschürfungen«, meinte Robert, »und kleinere Blutergüsse. Eitern wird's halt noch ein bißchen.«
    »Arzt brauchst du, denkst du, keinen?« fragte Lucia.
    »Lächerlich. Verbandsmaterial, Salbe und Puder aus der Apotheke werden genügen. Das machen wir selber.«
    »Ich hole hernach gleich die Sachen.«
    »Soll ich nicht selber gehen?«
    »Nein, du bleibst hier. Ich hätte dich längst besser betreuen müssen.«
    In der Apotheke traf Lucia eine kleinere Kundenschlange an, die vom Apotheker zuerst abgefertigt werden mußte. Dadurch dauerte es etwas länger. Der Apotheker war daran interessiert, mit Lucia allein ins Gespräch zu kommen, deshalb kam es für ihn nicht in Frage, einen jener infamen kleinen Vorfälle zu inszenieren, die in Altenbach der Demütigung Lucias dienten. Der Apotheker war ein Mann in mittleren Jahren, fest verheiratet und deshalb besonders hinter anderen Frauen her, die ihm ins Auge stachen.
    Robert Sorant ging inzwischen in Lucias Wohnung ins Bad, um sich zu waschen und zu rasieren.
    Der Apotheker bediente seine Kundschaft rasch. Die Schlange vor Lucia schrumpfte daher zusehends zusammen.
    »Fräulein Jürgens«, sagte er dann, als die beiden einander gegenüberstanden, »einen schönen guten Morgen. Wie geht's Ihnen? Ich hoffe, Sie kommen nicht zu mir, weil Sie krank sind.«
    Aus alter Gewohnheit streckte er dennoch die Hand aus, um ein Rezept in Empfang zu nehmen.
    »Ich brauche Verbandsmaterial, eine Salbe für Hautabschürfungen und Blutergüsse und Puder«, sagte Lucia.
    »Wo haben Sie das Rezept?«
    »Ich habe keines.«
    »Warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Es wurde keines ausgestellt.«
    »Haben Sie keinen Arzt bemüht?«
    »Nein.«
    »Dann müssen Sie aber diese Sachen bezahlen, das wissen Sie schon? Die gehen dann nicht auf Kasse.«
    »Das macht nichts.«
    Der Apotheker lachte plötzlich. Sein Bäuchlein unter dem weißen Kittel zitterte.
    »Ich könnte ja mal versuchen«, sagte er, »Ihnen mit Probepackungen dienlich zu sein. Die habe ich kostenlos von den Firmen, wissen Sie. Das wäre doch ein Vorteil für Sie, nicht?«
    Wenn er dazu gelächelt hätte, hätte das gepaßt. Warum er aber lauthals lachte, wußte er wohl selber nicht.
    Lucia zwang sich jedenfalls ein Lächeln ab, während sie antwortete: »Sicher wäre es das.«
    »Was ist denn eigentlich passiert?« fragte der Apotheker.
    Lucia erzählte es ihm. Sie tat das nicht gerne, aber was wäre ihr anderes übriggeblieben? Unerwähnt blieb von ihr natürlich, daß Robert und sie nackt gebadet hatten. Wenn Sie von Robert sprach, sagte sie immer ›mein Bekannter‹. Das rutschte ihr dummerweise am Anfang so heraus, und dann meinte sie, dabeibleiben zu müssen. »Mein Bekannter«, sagte sie, »hatte Pech. Er geriet mit den Beinen zwischen zwei Felsen …«
    Eine alte Rentnerin mit einem Rezept kam in die Apotheke herein. Sie wurde barsch und rasch bedient, so daß sie sich im Nu wieder vor der Tür fand.
    »… mit den Beinen zwischen zwei Felsen«, nahm der Apotheker den Faden dann wieder auf. »Das ist ja toll. Konnte er sich nicht mehr befreien?«
    Lucia setzte ihren Bericht fort.
    Inzwischen hatte sich Robert im Bad in der Kölner Straße gewaschen und gekämmt und wollte gerade mit der Rasur

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