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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch von ihm sah, als des Freundes elastische Gestalt in der Ausgangstür des Lokals verschwand.
    Rolf tauchte tagelang nicht mehr auf, er blieb verschollen.
    Das war die Zeit, in der Dr. Karl Weinhagen, der Scheidungsanwalt in Köln, und seine Mandantin Gerti Sorant nicht mehr wußten, was sie sagen sollten. Wieso hörten sie nichts von Rolf? Weinhagen hatte Gerti nach einigem Zögern eröffnet, daß er Rolf nach Altenbach geschickt habe, und zu welchem Zweck dies geschehen sei. Gerti hielt nichts von dieser Idee, mißbilligte sie aber nachträglich auch nicht.
    Und nun hüllte sich Rolf in Schweigen. Ein Telefonanruf im Hotel ›Zur Post‹ erbrachte auch kein Resultat. Rolf wohnte nicht dort, er hatte auch nie ein Zimmer dort bezogen. Er war von der Bildfläche verschwunden.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Weinhagen zu Gerti.
    »Worauf warten wir eigentlich?« fragte ihn Gerti, in welcher der Zorn wieder hochstieg.
    »Auf Rolf!«
    »Weshalb?«
    »Ich habe ihm zur Identifizierung die Fotos des Detektivs mitgegeben«, log Weinhagen, um Zeit zu gewinnen.
    »Und die brauchen wir?« antwortete Gerti.
    »Die brauchen wir unbedingt für den Prozeß. Als Beweismittel.«
    Es mußte also auch Gerti einsehen, daß vorläufig nichts anderes übrigblieb, als noch einige Zeit zuzuwarten.
    Wer aber nun die Nerven zu verlieren begann, war Robert Sorant. Nicht wegen Rolf, von dem er ja wußte, wo er ungefähr zu suchen war. Vielmehr machte ihm das unheimliche Schweigen Möpschens und Weinhagens zu schaffen. Was hatte ihm Rolf von diesen beiden alles angekündigt? Die undenkbarsten Dinge. Und was erfuhr er nun von ihnen? Nichts. Sie rührten sich überhaupt nicht. Was steckte dahinter?
    Ein Mann! Natürlich nur ein Mann, sagte sich Robert plötzlich. Das war die einzig richtige Antwort auf die Frage. Sie hat einen Mann gefunden, mit dem sie sich amüsiert, den sie vielleicht plötzlich lieben gelernt hat, so daß es ihr egal ist, was ich in Altenbach treibe. Scheidung? Warum Scheidung, wird sie denken. Laß mich ihm doch sein Verhalten mit gleicher Münze heimzahlen, das ist viel gescheiter, und ich habe noch mein Amüsement dabei – genau wie er.
    Wild fing die Eifersucht an, in Robert zu brodeln. Und da eifersüchtige Männer – auch Frauen – den Verstand verlieren, stahl er sich eines Nachmittags weg von Lucia, stieg in ein Taxi und ließ sich nach Süchkamp zu seiner alten Wahrsagerin bringen.
    Etwas ängstlich und darauf gefaßt, eine geharnischte Reklamation über sich ergehen lassen zu müssen, wie so oft, empfing ihn die Gewerbetreibende, deren Geschäft auf Schläue, Lebenserfahrung, Menschenkenntnis und Skrupellosigkeit aufgebaut war.
    Ihre erste Frage war absolut neutral.
    »Wie geht's Ihnen?« fing sie an.
    »Schlecht.«
    »Schlecht?«
    »Sie haben mir geweissagt, daß ich Ärger bekommen werde. Das ist eingetroffen, ich gratuliere Ihnen.«
    Die Alte spürte erstes Oberwasser, auf dem zu schwimmen ihr nicht immer beschieden war.
    »Ich kann Ihnen nichts Erfreuliches verheißen«, sagte sie, »wenn Ihnen das Schicksal Ärger zugedacht hat. Das müssen Sie einsehen. Ich wäre sonst eine Schwindlerin, wie so manche meiner Konkurrentinnen, die der wahren Sendung entbehren.«
    »Konkret haben Sie mir allerdings vorausgesagt«, erwiderte Robert, »daß mich meine Frau ohrfeigen wird. Das ist ausgeblieben.«
    »Dann wird's noch eintreten.«
    »Wann?«
    »Bald.«
    »Viel schlimmer ist, daß sich meine Frau von mir scheiden lassen will.«
    Aus Roberts Stimme war deutlich genug herauszuhören, wie wenig er damit einverstanden war.
    Die Alte startete ein Zwischenspiel. Sie schloß die Augen, demonstrierte so eine Versenkung in sich.
    Die Augen wieder öffnend, sagte sie dann: »Sie wollen eine Scheidung verhindern …«
    »Ja«, stieß Robert hervor.
    »… und das wird Ihnen, wenn Sie richtig zu Werke gehen, auch gelingen«, schloß die Prophetin.
    »Und wie soll ich zu Werke gehen?«
    »Das kommt immer auf die Situation an, die gerade herrscht. Einem einfühlsamen, intelligenten Menschen … und das sind Sie doch?« unterbrach sie sich, »oder nicht?«
    »Ich denke, ja.«
    »Ein solcher Mensch benötigt da keine Ratschläge von irgendwelcher Seite.«
    »Dann verraten Sie mir etwas anderes …«
    »Was?«
    »Ich bin sicher, daß sich ein Mann zwischen meine Frau und mich gedrängt hat. Ich möchte wissen, was das für einer ist.«
    Die Wahrsagerin senkte den Blick. Sie sah sich vor eine Aufgabe gestellt, die sie natürlich

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