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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nichts«, gestand er.
    »Sie geben sich zuwenig Mühe. Rufen Sie Ihren Geist zu Hilfe.«
    »Welchen Geist?«
    Robert glotzte. Plötzlich zuckte er zusammen, wischte sich über die Augen und blickte wieder hin zu den Stäben. Zwei waren verschwunden.
    Robert zählte lautlos mit dem Finger.
    Eins – zwei – drei – vier – fünf … bis acht.
    Zur Kontrolle zählte er nochmals, und zwar von der anderen Seite herum.
    Erstarrt hielt er inne.
    Jetzt waren es nur noch sieben Stäbe.
    Das kann nicht stimmen, sagte er sich und begann noch einmal mit der Zählerei.
    Eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs …
    Aus. Schluß.
    Sechs Stäbe.
    Sechs!
    Keiner mehr!
    Fassungslos stand Robert Sorant in der Dunkelheit und schüttelte den Kopf. Das hatte er nicht erwartet. Er war inmitten der Stäbe postiert und hätte es bemerken müssen – etwas sehen oder hören müssen –, wenn sich jemand an den Stäben zu schaffen gemacht hätte. Und dennoch waren unter seinen Augen und Ohren vier Stäbe einfach verschwunden.
    »Sehen Sie immer noch nichts?« kam die Stimme aus dem Dunkeln.
    »Haben Sie gezählt?«
    »Ja.«
    »Können Sie sich den Vorgang erklären?«
    »Nein.«
    Die westfälische Pythia brummte, wieder klang es zufrieden.
    »Wir wollen noch ein bißchen warten«, sagte sie nach einem Weilchen, »ob sich noch mehr Stäbe verflüchtigen ins Geisterreich.«
    Das war aber nicht mehr der Fall.
    Plötzlich machte es ›klick‹, und die Deckenlampen flammten auf. Geblendet blinzelte Robert Sorant in die Helligkeit. Seine gehandikapten Augen suchten die Alte und fanden sie. Sie kauerte in der entferntesten Ecke auf einem Schemel, und so schien es vollkommen unmöglich, daß sie den Stäben in irgendeiner Form ›nahegetreten‹ gewesen sein konnte.
    Die Stäbe selbst – sechs an der Zahl – standen um Robert herum, genau dort, wo sie zu Beginn der Veranstaltung von der alten Wahrsagerin hingestellt worden waren. Vier hatten sich in Nichts aufgelöst.
    »Sie sind ein hervorragendes Medium«, sagte die Prophetin von Süchkamp zu Robert. »So greifbar nahe und deutlich habe ich die Geister schon lange nicht mehr gesehen. Sie müssen ein reines Herz haben, mein Herr.«
    Ein reines Herz?
    Nun, das war natürlich eine Fehlleistung der Alten, die sich vorübergehend nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Ein Herz, das rein ist, schlägt nicht in der Brust eines Ehebrechers.
    Im übrigen interessierte Robert momentan nicht sein Herz, sondern ihn beschäftigte intensiv das Verschwinden der vier Leuchtstäbe.
    »Was haben Ihnen die Geister gesagt?« fragte er die Alte, die auf ihrem Schemel hockenblieb.
    »Vieles.«
    »Was vieles?«
    »Sie haben z.B. noch einmal bekräftigt, daß Ihre Frau kommt.«
    »Wann?«
    »Das Zeichen, das sie gaben, war deutlich.«
    »Welches Zeichen?«
    »Die vier Stäbe, die verschwunden sind.«
    »Das verstehe ich nicht. Was haben die zu bedeuten?«
    »Daß Ihre Frau in vier Tagen kommt.«
    »In vier Tagen?«
    »Ja.«
    »Mit der Bahn?«
    »Nein, mit dem Wagen.«
    »Unmöglich, sie hat keinen Führerschein. Unser Wagen muß also in der Garage bleiben.«
    »Ein Mann wird sie in seinem Auto herbringen.«
    »Aha, da haben wir's ja.«
    »Der Betreffende wird ernste Worte mit Ihnen sprechen.«
    »Oder ich mit ihm!«
    »Ihre Frau wird sehr zornig sein.«
    »Ich auch!«
    »Bei ihr werden Tränen fließen.«
    Das überraschte Robert nicht. Er nickte. Möpschen hatte, wie man so sagt, nahe am Wasser gebaut. Sie weinte oft und gerne, ohne eine Heulsuse zu sein. Der Fernseher konnte sie z.B. ganz leicht zum Schluchzen bringen.
    »Und dann werden Sie«, sagte die westfälische Pythia, »die Hand Ihrer Frau in Ihrem Gesicht zu spüren bekommen.«
    »Der Mann wird die meine zu spüren bekommen.«
    Die Pythia fuhr fort: »Auch Ihre Freundin, mit der zusammen Sie alles ins Rollen gebracht haben, wird Ihnen noch einheizen. Am Ende aber …«
    Sie legte eine Pause ein, machte es spannend.
    »Was ist am Ende?« stieß Robert hervor.
    »Am Ende werden Sie Altenbach verlassen, zusammen mit Ihrer Frau, um in Ihr Heim zurückzukehren.«
    »Wann?«
    »Noch am gleichen Tag.«
    »Na also«, seufzte Robert erleichtert. Er glaubte, alles erfahren zu haben.
    »Zu Hause«, hub jedoch die Alte wieder an, »wird Sie nach kurzem ein Schreiben erreichen.«
    »Welches Schreiben? Von einem Verlag?«
    »Nein.«
    »Einer Redaktion?«
    »Nein.«
    »Von wem dann?«
    »Vom Gericht.«
    Sorants Gesicht wurde lang.
    »Vom Gericht?«
    »Ja. Es

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