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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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handelt sich um eine Terminladung.«
    »Welche Terminladung?«
    »Zur Scheidungsverhandlung, die von Ihrer Frau angestrengt wurde.«
    »Aber …«, krächzte Robert und verstummte.
    »Das war nicht mehr rückgängig zu machen. Gerichte lassen nicht mit sich spielen. Die Verhandlung findet also statt.«
    »Und?«
    »Die gegen Sie vorliegenden Beweise sind erdrückend.«
    »Die verdammten Fotos!«
    »Die Ehe wird nach kurzer Verhandlung geschieden.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Für alleinschuldig werden Sie erklärt.«
    »Das kann ich mir auch denken.«
    »Aber …«, sagte die Alte und verstummte, um es noch einmal spannend zu machen, erneut.
    »Was aber?«
    »Sie werden nach vierzehn Tagen die von Ihnen geschiedene Frau wieder heiraten.«
    Robert starrte die Prophetin wortlos an. Dann stieß er laut und vernehmlich nur ein Wort hervor: »Wahnsinn!«
    »Wahnsinn!« sagte er noch einmal und ging ohne Gruß aus dem Zimmer.
    Kichernd erhob sich die Alte endlich von ihrem Schemel, griff unter ihre langen, faltigen Röcke und legte die vier verschwundenen Leuchtstäbe auf den Tisch.
    Sie war mit der Sitzung zufrieden. Hundert Mark für eine halbe Stunde, das lohnte sich schon.
    Robert Sorant fuhr zurück nach Altenbach, fand aber, als er die Wohnung in der Kölner Straße betrat, seine Freundin in dieser nicht vor. Lucia glänzte durch Abwesenheit.
    Robert, ans Alleinsein nicht gewöhnt, legte sich die alte Frage vor: Was mache ich?
    Da er noch unter dem Eindruck seines Besuches bei der Wahrsagerin stand, setzte er sich hin und schrieb einen Brief an den Scheidungsanwalt Dr. Karl Weinhagen in Köln, den er nicht mehr als seinen Freund ansehen mochte.
    Der Brief war ein tapferes Schuldeingeständnis, verbunden mit dem Schwur der Besserung und verbunden mit eindeutigen Verlautbarungen der ungeschmälerten Liebe zu Möpschen.
    Für Robert Sorant hatte der Frühling zu welken begonnen.
    Ruhig und gefaßt las er den Brief noch einmal durch ehe er den Umschlag beleckte und zuklebte.
    »… und so will ich versichern, daß alles, was gewesen ist, nur ein Traum war, den auszuträumen ich mich scheute, weil die Schönheit mein Herz erfüllte mit jenem wohltätigen Glanz, den meine Seele braucht, um glücklich zu sein. Ich will nun wieder heraustreten aus meinem Paradies in das reale, im Grunde nicht minder schöne Leben und will derjenige sein, welchen man im Bücherschrank stehen hat oder den man sich in Leihbibliotheken ausleiht: Robert Sorant.«
    So endete sein Brief. Doch als er ihn zugeklebt hatte, glaubte er noch etwas vergessen zu haben. Er beschriftete einen neuen Umschlag, riß den alten wieder auf und setzte unter die enggeschriebenen Zeilen noch einen kurzen Satz: »Immer aber werde ich träumen, will ich glücklich sein …«
    Dann ging er zur Post, um den Brief einzuwerfen. Unterwegs wurden aber seine Schritte langsamer. Schließlich hielt er ganz an und machte wieder kehrt. Er hatte sich entschlossen, den Brief erst am nächsten Tag aufzugeben.
    Vielleicht schrieb Möpschen morgen früh – und alles war überholt und wieder gut. Belebt von dieser Hoffnung, eilte er nach Hause. Als er den Schlüssel ins Schloß der Wohnungstür steckte, wurde die Tür von innen aufgemacht, und Lucia stand vor ihm.
    »Heinz!«
    »Ja? Grüß dich.«
    »Ich habe dich überall gesucht, bin zwei Stunden durch Altenbach und alle Lokale gelaufen. Warum bist du so heimlich still und leise verschwunden?«
    »Kein Grund zur Aufregung. Ich bin spazierengegangen. Warum hast du mich gesucht?«
    Angst sprach aus ihren Augen.
    »Es ist wieder ein Telegramm eingetroffen.«
    »Ein Telegramm?«
    »Komm herein, es muß nicht jeder im Haus mithören können.«
    In der Wohnung streckte Robert die Hand aus und sagte: »Zeig's mir.«
    »Das Telegramm?«
    »Ja.«
    »Das habe ich nicht mehr. Ich verbrannte es.«
    »Aber wieso denn? Ich hätte es doch auch sehen müssen.«
    »Ich kann dir den Text auswendig sagen.«
    »Und wie lautet er?«
    »Wer sich nackt sonnt, hat nicht immer eine reine Haut, stop. Leider kann man die Seele nicht auslüften, stop. Natur ist zum Bewundern, nicht zum Ehebrechen da, stop. Wir werden unsere Konsequenzen ziehen, stop.«
    »Hatte es einen Absender?« fragte Robert überflüssigerweise.
    Lucia schüttelte verneinend den Kopf und begann zu weinen.
    »Also wieder anonym«, konstatierte Robert und knüpfte daran die Frage: »Wo war es aufgegeben worden?«
    »In Frechen.«
    Robert nickte bestätigend. Er wußte genug. Frechen liegt

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