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Der Gentleman

Der Gentleman

Titel: Der Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kastanienbraunen sofort Feuer und setzte sich selbst auch bei ihr so gut in Szene, daß sie ihrerseits ihm gegenüber unter dem gleichen Ergebnis zu leiden hatte. Im Nu flirteten die beiden miteinander, daß es eine wahre Pracht war, und Robert konnte es sich angelegen sein lassen, sie nur zu beobachten und sich unter dem Tisch die Hände zu reiben.
    Das Mädchen kam, wie von ihr zu erfahren war, aus Blumenfeld, einem Örtchen in der Nähe. Sie war 22 Jahre alt, unverheiratet und gerade mal wieder entlobt. Sie hieß Elisa, war heißen Geblüts und überhaupt nicht streng mit sich selbst, wohnte bei einer schwerhörigen Tante und scheute sich nicht, sich das Gebrechen der alten Dame zunutze zu machen. Von Beruf Sekretärin, träumte sie vom Prinzen, der in ihr Leben treten und diesem eine Wende geben würde. Sie führte ein Tagebuch, dem sie solches anvertraute.
    Rolf war von allem, das er sah und hörte, begeistert. Ganz besonders schmeckten ihm die 22 Jahre, außerdem die schwerhörige Tante und die soeben erst erfolgte Entlobung, die in Elisa keine Spur des Bedauerns hinterlassen hatte.
    Rolf hatte sich dem Mädchen natürlich vorgestellt. Sein ›Doktor‹ zerging ihr auf der Zunge.
    »Herr Doktor«, wußte sie nicht oft genug zu sagen, »wie kommen Sie nach Altenbach?«
    Oder: »Bleiben Sie noch länger hier, Herr Doktor?«
    »Das kommt darauf an«, antwortete Rolf und sah ihr tief in die Augen.
    »Worauf kommt's an, Herr Doktor.«
    »Auf die Gesellschaft, die ich hier finde.«
    Die hast du schon gefunden, sagten stumm ihre Augen, in die er gar so tief blickte.
    Dann wurde es aber für das Mädchen Zeit zum Bus.
    »Ich muß nach Hause«, sagte sie bang, da sie noch nicht sicher sein konnte, daß ihr der Prinz gehörte.
    »Jetzt schon?« antwortete Rolf bedauernd.
    »Ich bin auf den Bus angewiesen, Herr Doktor.«
    »Selbstverständlich bringe ich Sie mit meinem Wagen nach Hause – aber nur«, er hob den Zeigefinger, »wenn Sie Rolf zu mir sagen.«
    »Rolf«, sagte in diesem Augenblick nicht das Mädchen, sondern Robert, »darf ich dich daran erinnern, daß Lucia auf uns wartet?«
    Robert konnte sich das leisten, er wußte, daß er damit keinerlei Gefahr mehr heraufbeschwor, daß Rolf noch einmal umschwenken würde. Es war also ein hinterlistiges kleines Spielchen, das Robert sich gönnte.
    »Lucia?« erwiderte Rolf.
    »Ja.«
    »Die mag auf dich warten, aber nicht auf mich.«
    »Du bist doch unser Gast, Rolf«, entgegnete Robert ernst. »Auch über Nacht. Es ist klar, daß sie dir die Couch zur Verfügung stellt.«
    »Wozu die Umstände? Ich schlafe auf alle Fälle im Hotel«, erwiderte Rolf und hoffte, daß sich dies als krasse Lüge herausstellen würde.
    »Fräulein«, wandte sich Robert an das Mädchen mit dem tollen Busen, der auch in Köln hätte bestehen können, »helfen Sie mir, meinen Freund zur Vernunft zu bringen. Was will er im Hotel? Das kostet ihn doch nur unnötiges Geld.«
    »Finde ich auch«, meinte sie.
    »Soll er doch bei uns nächtigen«, fuhr Robert fort.
    Elisa zuckte die Schultern.
    »Das muß er selbst wissen.«
    »Und ich weiß es auch«, fiel Robert ein, dem der Unterton in Elisas Stimme nicht entgangen war. »Ich mache euch keine Ungelegenheiten, Robert, sag das deiner Teuren.«
    »Du willst also partout unsere Gastfreundschaft zurückweisen?«
    »Ich will euch keine Ungelegenheiten machen, wiederhole ich.«
    »Na gut«, seufzte Robert, »dann sag mir wenigstens, wann wir uns wiedersehen.«
    »Morgen oder übermorgen. Ich melde mich.«
    »Heute nicht mehr? Es ist doch noch früh am Tag.«
    Rolf streifte das Mädchen, besonders ihren Busen, mit einem besitzergreifenden Blick.
    »Nein, heute nicht mehr«, sagte er dann zu Robert. »Ich werde nämlich die junge Dame bitten, mir die Umgebung hier zu zeigen; das heißt, wenn sie das will …«
    »Doch, doch, gern, Herr Doktor«, ließ sich eifrig Elisa vernehmen.
    »Nein«, sagte Rolf zu ihr, »ich höre, Sie wollen nicht, Elisa.«
    »Doch, doch, Herr Doktor«, wiederholte sie beschwörend.
    »Nein, Sie wollen lieber mit dem Bus fahren.«
    Endlich begriff sie, lachte kurz und sagte: »Nein, das will ich nicht …«
    »… Rolf«, schloß sie, sanft errötend.
    »Sehr schön«, nickte Rolf zufrieden, winkte dem Kellner, bezahlte seine und Elisas Zeche und leitete eine kurze, schmerzlose Verabschiedung von Robert ein.
    »Tschüss«, sagte er. »Grüß mir deine Süße.«
    Das war für längere Zeit alles, was Robert von ihm hörte, und was er

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