Der Geruch von Blut Thriller
Wohnung fallen gehört hat, wahrscheinlich Judith war, die aus dem Bett gerollt ist.
Murphy fragt: »Judith, meine Liebe, möchtest du vielleicht ein Glas erfrischenden Eierlikör?«
»Das wäre wunderbar, Roddy«, erwidert sie, und zu Finns Überraschung klingt sie fast freundlich, als wären sie ein frisch verheiratetes Ehepaar. Murphy setzt sich in Bewegung, wird aber von Jesse aufgehalten, die vor kurzem Dubliner gelesen hat und wissen will, ob er unter ähnlichen Umständen wie Joyce und seine Figuren aufgewachsen ist. Murphy ergeht sich in einer kurzen
Tirade darüber, dass Joyce sowohl Irlands ganzer Stolz als auch der größte Klugscheißer überhaupt sei, dieses Arschgesicht.
Aus Judiths Mund strömt der Geruch von Pfefferminz und Menthol. Sie hat die letzten Stunden Kette geraucht. Er sieht seine Mutter rauchen, etwas, das sie ihr Leben lang nicht getan hat. Wie sie sich in Pose wirft, routiniert den Filter zwischen den Lippen hält und versucht, glamourös wie ein Filmstar auszusehen.
Er geht auf Judith zu, auf seine Mutter.
»Was starrst du mich so an?«, fragt sie ihn.
»Tue ich das?«
»Ach, komm.«
»Hast du Roz gesehen?«
»Nicht in den letzten Stunden.«
»Sie ist zu einem Laden gefahren, und ich glaube nicht, dass sie schon zurück ist.«
»Hat sie nicht angerufen?«
»Ich habe kein Handy.«
»Hast du bei dir zu Hause nachgesehen?«
»Warum sollte sie dort sein?«
»Ich hab keine Ahnung.«
Nein, dort hatte er nicht nachgesehen. Aber Roz würde nach dem Schneesturm nicht direkt zu ihm fahren, ohne hier haltzumachen.
Judith knetet sich die Lippen. »Es ist dunkel draußen, und es schneit, aber es besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen.«
Er hört ein unausgesprochenes noch heraus.
»Finn?«
»Was?«
»Hast du mir zugehört?«
»Natürlich hab ich das.«
»Es geht ihr gut. Du reagierst übertrieben.«
Das muss ausgerechnet sie sagen.
»Du starrst mich immer noch an.«
»Bereust du es, dich nicht aus dem Staub gemacht zu haben, als noch Zeit dazu war?«
»Keineswegs«, antwortet sie ungerührt. »Wenigstens haben wir einen Baum hier. Und offenbar auch etwas zu trinken. Ich kann es riechen, und alle tun so, als wäre nichts. Muss ich jetzt unter den Kissen nach den Flaschen suchen?«
»Du kannst ruhig mal ein Auge zudrücken. Alle sind ganz brav.«
»Du sagst das, als wäre damit alles in Ordnung. Und was ist los, wenn die Eltern dahinterkommen?«
»Eltern kommen nie hinter irgendwas. Sie wissen nur, was sie wissen wollen.«
Die Worte sind an seine Mutter gerichtet, die nie wissen wollte, was er nachts trieb.
»Manchmal beunruhigst du mich, Finn.«
»Ich weiß. Hast du zu Hause angerufen?«
»Du verhältst dich eher mir gegenüber wie ein Vater als bei den Mädchen. Und nein. Und mich hat auch niemand angerufen.«
»Das tut mir leid.«
»Unsinn, das muss es nicht. In meiner Familie bedeutet das lediglich, alles wie gehabt.« Ein kleiner Seitenhieb. Dieselbe Formulierung hat er am Morgen benutzt, als er behauptet hat, Vi halte sich von ihm fern, was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Es ist Judiths Art, ihm zu sagen, er solle sich verdammt nochmal am Riemen reißen. »Man muss das Gleichgewicht bewahren.«
Das hat seine Psychiaterin auch zu ihm gesagt, Wort für Wort, und er fragt sich, ob Judith ebenfalls in Therapie ist. Er kann nur Vermutungen über ihre Verrenkungen und ihre Wortspiele anstellen, mit denen sie versucht, einem immer einen Schritt voraus zu sein und sich davor zu drücken, irgendetwas Wesentliches oder Bedeutendes preiszugeben. Genau wie Finn.
Sie dreht sich um und fragt in den Raum hinein: »Warum in aller Welt läuft James Stewart nicht im Fernsehen?«
»Die Leitung ist tot«, erklärt Suzy Smyth.
»Es hat doch hoffentlich jemand eine DVD davon?«
»Wie uncool! Können wir nicht Satellitenfernsehen haben, Mrs. Perry? Bitte!«
»Vielleicht kann uns dein Vater eine Antenne spendieren.«
»Ich werde ihn fragen.«
»Du bist ein Schatz.«
»Wahrscheinlich erwartet er dann aber, dass Sie mich in Physik bestehen lassen. So ist er nun mal, um ehrlich zu sein.«
»Sicherlich hat er gewisse Erwartungen an mich, aber meinst du, er setzt auch welche in dich?«
»Ich frage ihn.«
Judith beugt sich zu Finn rüber, und jetzt riecht er, dass der Pfefferminzgeruch einen Hauch von Jameson überdeckt. Was ebenfalls dafür spricht, dass sie heute mit Murphy zusammen war. In gewisser Hinsicht hofft er es.
»Ich habe diesen beschissenen Film so gut wie
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